
Beirut Die Rebellen in Ost-Ghuta haben nach russischen Angaben einen Fluchtweg aus dem belagerten Gebiet in Syrien beschossen. Damit hinderten sie die Bewohner daran, Ost-Ghuta durch den von Syrien und Russland eingerichteten humanitären Korridor zu verlassen, wie Generalmajor Wladimir Solotuchin nach russischen Agenturberichten vom Donnerstag erklärte. Der staatliche Sender Al-Ichbarija berichtete, Dutzende Zivilisten seien am Rand der Vorortregion zusammengekommen, um von dort wegzugehen, doch würden sie von Aufständischen daran gehindert, einen Grenzübergang in von der Regierung kontrollierte Gegenden zu erreichen.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass ein Zivilist von einer Mörsergranate verletzt worden sei, die von Aufständischen in Ost-Ghuta auf die Gegend Bab al-Salam in der Altstadt von Damaskus abgefeuert worden sei.
Donnerstag war der dritte und möglicherweise letzte Tag einer von Russland angeordneten fünfstündigen „humanitären Pause“ in den Kämpfen in Ost-Ghuta. Bislang haben keine Zivilisten sie zum Verlassen des Rebellengebiets genutzt. Es haben auch keine humanitären Hilfslieferungen dort stattgefunden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, vor dem Inkrafttreten der Waffenruhe um 09.00 Uhr am Donnerstag seien bei Beschuss von Ost-Ghuta durch die Regierung drei Menschen getötet worden. Der als Weißhelme bekannte Zivilschutz der Opposition bestätigte die Todeszahl.
Die Vorortregion am östlichen Rand von Damaskus wird von syrischen Regierungssoldaten mit Unterstützung Russlands bombardiert. Dort leben rund 400 000 Zivilisten. Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen haben die einseitige Ankündigung einer Feuerpause kritisiert. Damit werde nicht die Sicherheit von Bewohnern garantiert, die die Region verlassen wollten.
Die Bewohner von Ost-Ghuta trauen der Waffenruhe nach eigenen Angaben nicht und befürchten, dass ihre Region das gleiche Schicksal treffen würde wie die von Rebellen gehaltene östliche Hälfte der Stadt Aleppo. Dort waren Bewohner bei einer ähnlichen von Russland angeordneten Feuerpause 2016 aufgefordert worden, die Gegend zu verlassen. Kämpfer sollten ihre Waffen niederlegen. Bei einer Bodenoffensive wurde Aleppo danach unter die Kontrolle der Regierung gebracht.
Die von Russland angeordnete Feuerpause begann, nachdem eine Resolution des UN-Sicherheitsrats eine 30-tägige Waffenruhe in ganz Syrien gefordert hatte. Die Resolution funktionierte aber nicht.