Trump trifft Papst Franziskus Dialog mit Schwierigkeiten

Am Mittwoch ist Donald Trump zur Audienz im Vatikan bei Papst Franziskus. Das Treffen wurde erst kurzfristig in das Reiseprogramm des US-Präsidenten eingebaut. Denn bisher herrschte zwischen beiden Eiszeit.

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„Wenn der Vatikan vom IS angegriffen wird, wird sich der Papst noch wünschen und dafür beten, dass Donald Trump Präsident ist.“ Quelle: AP

Rom Nur eine Bedingung hatte Papst Franziskus vorneweg gestellt: Dass die Sicherheitsvorkehrungen rund um den US-Präsidenten nicht die Generalaudienz auf dem Petersplatz stören, die jeden Mittwoch um 10 Uhr stattfindet. Jeder Gläubige solle ungehindert Zugang haben, so wie jede Woche, hieß es aus dem Vatikan. Jetzt gibt es weder eine Ankunft mit dem Hubschrauber noch die Vorfahrt am Hauptportal – die Wagenkolonne des US-Präsidenten nimmt stattdessen einen Nebeneingang.

Alles in allem 45 Minuten sind vom Protokoll für die Begegnung von Franziskus und Donald Trump am Mittwochmorgen eingeplant. Am Ende werden es nicht mehr als 20 Minuten direkter Dialog sein, denn der Amerikaner trifft auch noch den Vatikan-„Außenminister“ Kardinal Pietro Parolin. Trumps Ehefrau Melania und Tochter Ivanka sind dabei, nach der Audienz bekommen sie eine Privatführung in den Vatikanischen Museen und besichtigen die Sixtinische Kapelle.

Gespannt wird beobachtet, wie der Papst und Trump mit einander umgehen werden. Finden sie einen Zugang, obwohl sie von der Flüchtlingspolitik über die Nahostkrise bis zum Klimaschutz gegensätzliche Ansichten haben? Reicht die knapp bemessene Zeit, um das Eis zu brechen?

Wohl kein Treffen eines US-Präsidenten und des Oberhaupts der Katholischen Kirche hatte eine  konfliktreichere Vorgeschichte als dieses. Schlagzeilen machte im Februar 2016 ein Satz des Papstes, als Trump noch Präsidentschaftskandidat war und gerade den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko angekündigt hatte. Auf dem Flug zurück von seiner Reise nach Mexiko sagte Franziskus damals: „Eine Person, die daran denkt, Mauern zu bauen, ist kein Christ.“

Die Antwort aus den USA kam postwendend. „Schändlich“ finde er die Äußerung des Papstes, sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina und legte auf Facebook nach, dass es für einen religiösen Führer beschämend sei, den Glauben eines Menschen infrage zu stellen. Und dann kam noch ein typischer Trump-Satz: „Wenn der Vatikan vom IS angegriffen wird, was das Ziel der Terrormiliz ist, wird sich der Papst noch wünschen und dafür beten, dass Donald Trump Präsident ist.“

Dann herrschte erst einmal Schweigen auf beiden Seiten, als Trump gewählt war. Die erste Auslandsreise des neuen Präsidenten nach Nahost und Europa, darunter zum Nato-Gipfel in Brüssel und zum G7-Gipfel in Taormina, stand in Eckpunkten fest, nur kein Besuch im Vatikan war vorgesehen. Hinter den Kulissen wurde zwischen Washington und Rom verhandelt. Italienische Medien, gewöhnlich gut informiert über alles, was hinter den Mauern des Vatikans geschieht, berichteten sogar von einem privaten Brief, den First Lady Melania, katholisch, an den Papst geschrieben haben soll. Sie fühle sich geehrt, wenn sie ihn kennenlernen könne, habe sie geschrieben. 

Erst am 19. April dann verkündete Sean Spicer, Sprecher des Weißen Hauses: „Wir werden den Vatikan kontaktieren.“ Papst Franziskus reagierte konziliant und erwiderte ein paar Tage später auf dem Rückflug aus Ägypten: „Ich empfange jeden Staatschef, der um eine Audienz bittet.“ Und so wurde die Audienz kurzfristig in das Besuchsprogramm eingebaut, eingezwängt zwischen andere Termine.

Trump und Gefolge landeten am Dienstagabend in Rom. Die Stadt ist bereits im Ausnahmezustand, Straßen und Plätze gesperrt, die Sicherheitskräfte wurden verstärkt.  Trump trifft nach dem Papst den italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella und Premier Paolo Gentiloni, den er zwei Tage später als Gastgeber in Taormina beim G7-Gipfel wiedersieht, und verlässt keine 24 Stunden später die Ewige Stadt wieder auf dem Weg nach Brüssel. 

Die Zeichen scheinen auf Entspannung zu stehen. Wieder auf einer Reise, diesmal bei der Rückkehr von dem portugiesischen Pilgerort Fatima, sagte Franziskus vor ein paar Tagen über das geplante Treffen mit dem US-Präsidenten: „Ich urteile nicht über einen Menschen, ohne ihn angehört zu haben. Er wird das sagen, was er denkt, und ich, was ich denke.“ Man müsse mit dem beginnen, was man gemeinsam habe und dann Schritt für Schritt weitergehen.

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