Trump trifft Putin Der Gipfel auf dem Gipfel

Am Rande des G20-Gipfels lernen sich der russische Präsident Wladimir Putin und Donald Trump persönlich kennen. Aus der anfänglichen Männerfreundschaft ist längst eine angespannte Beziehung zweier Egomanen geworden.

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Am Rande des G20-Gipfels treffen in Hamburg erstmals Wladimir Putin und Donald Trump aufeinander. Quelle: Reuters

Hamburg „Es gibt keine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu hinterlassen“, heißt ein altes amerikanisches Sprichwort. Das macht das erste Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin umso wichtiger. Viel steht auf dem Spiel: Erst am Donnerstag brandmarkte Trump bei seiner Rede in Warschau das „destabilisierende Verhalten Russlands in Europa und im Mittleren Osten“.

Putin hat bereits vier US-Präsidenten erlebt. Bill Clinton bescheinigte dem Russen anfangs „enormes Potenzial“ – und wurde enttäuscht. George W. Bush glaubte nach dem ersten Treffen mit Putin gar, dessen Seele erkannt zu haben – und täuschte sich. Barack Obama wollte mit Putin einen Neuanfang in den amerikanisch-russischen Beziehungen erreichen – und scheiterte.

Am Freitagnachmittag trifft der starke Mann Russlands nun erstmals Donald Trump am Rande des G20-Gipfels in Hamburg. Und erneut sieht es so aus, als ob Putin einen amerikanischen Präsidenten an der Nase herumführt. Von der ursprünglichen Bewunderung, die Trump für den Alleinherrscher im Kreml geäußert hatte, ist jedenfalls nicht mehr viel übrig geblieben.

Die Warschauer Rede Trumps wird in Moskau als Affront gesehen. Putin macht umgekehrt keinen Hehl daraus, dass er vom neuen US-Präsidenten bitter enttäuscht ist. Das Vertrauen zwischen beiden Ländern habe gelitten, seit Trump im Amt sei, ließ der Kreml-Chef vor kurzem wissen.

Das auf nur eine halbe Stunde angesetzte Gespräch, bei dem neben den Dolmetschern nur die beiden Außenminister Rex Tillerson und Sergej Lawrow dabei sein sollen, dürfte deshalb kaum reichen, um all die Streitthemen anzusprechen, die sich in den letzten Monaten zwischen Amerika und Russland angesammelt haben.

Aus amerikanischer Sicht liegt über dem Treffen vor allem der Schatten der vergangenen Präsidentschaftswahlen. Die US-Geheimdienste werfen den Russen vor, sich in die Computersysteme der Demokarten und Republikaner gehackt zu haben, um den Wahlausgang zu beeinflussen. Das US-Justizministerium hat zudem einen Sonderermittler eingesetzt, der die „Russland-Connection“ von Trumps Wahlkampfteam untersuchen soll.

Putin bestreitet zwar, dass es eine Wahlkampfhilfe für Trump gegeben habe. Für den US-Präsidenten ist der russische Schatten jedoch zu seinem größten innenpolitischen Problem geworden. Eine allzu große Annäherung an Putin kann Trump sich schon aus diesem Grund nicht leisten. Hinzu kommen handfeste Interessenkonflikte zwischen den beiden Ländern.


Was Putin schwer verärgert

Putin unterstützt den syrischen Diktator Bashar al-Assad, den man in Washington am liebsten in die Wüste schicken würde. Die Russen haben deshalb den amerikanischen Raketenangriff auf einen syrischen Militärflugplatz ebenso kritisiert wie den Abschuss eines Kampfjets der Armee Assads. Die militärische Zusammenarbeit im Kampf gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ liegt seitdem auf Eis. Trump ist es zudem ein Dorn im Auge, dass die Russen mit dem in Washington als Schurkenstaat gesehenen Iran gemeinsame Sache in Syrien machen.

Umgekehrt ist Putin stocksauer, dass Trump bislang an den gegen Moskau verhängten Wirtschaftssanktionen wegen des Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine festgehalten hat. Der US-Kongress hat die Strafmaßnahmen kürzlich sogar noch ausgeweitet. Darüber hinaus hat Trump den Beitritt Montenegros in die Nato abgesegnet und den Einsatz von Nato-Truppen im Baltikum gutgeheißen.

Bei seinem Besuch in Warschau hat der Amerikaner auch noch Gaslieferungen angeboten, die Russlands dominierende Marktstellung in Europa schwächen könnten.

Auch in der aktuellen Nordkorea-Krise kam es diese Woche zu einem verbalen Schlagabttausch im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley griff China und Russland scharf an und forderte beide Länder auf, neue Sanktionen gegen Pjöngjang mitzutragen. Die Russen werfen den Amerikanern hingegen vor, einen militärischen Konflikt zu provozieren.

Angesichts dieser Gegensätze hilft es wenig, dass Trump und Putin durchaus viele Gemeinsamkeiten haben. Beide gebärden sich wie Autokraten, die einen Personenkult lieben. Beide spielen mit nationalistischen Gefühlen und betrachten die Welt als Arena von konkurrierenden Mächten. Beide zeigen wenig Respekt vor demokratischen Institutionen wie einer unabhängigen Justiz oder der freien Presse.

Putin geht ohne offizielle Agenda in das Treffen. Beobachter trauen dem mit allen Wassern gewaschenen Ex-KGB-Offizier zu, dass er versuchen wird, den Politnovizen Trump zum Beispiel im Ukraine-Konflikt oder in der Sanktionsfrage aufs Glatteis zu führen. Trump muss also aufpassen und Härte zeigen, will er nicht riskieren, zu Hause als naiver Freund Putins abgestempelt zu werden.

Offen ist, ob auch der Zeitpunkt des Treffens eine Falle für den US-Präsidenten ist. Das Gespräch mit Putin in Hamburg ist für 15.45 Uhr angesetzt. Zu dem Zeitpunkt wollen die anderen Staats- und Regierungschefs über die Gefahren des Klimawandels diskutieren. Für Trump, der gerade den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen verkündet hat, ist das auf den ersten Blick eine willkommene Gelegenheit, die Klima-Stunde zu schwänzen.

Putin, der sich zumindest verbal zum Pariser Abkommen bekannt hat, weiß jedoch, dass der US-Präsident sich damit in der G20-Runde noch weiter isolieren würde.

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