Trump und der Hymnen-Streit Unsportlich und unklug

Donald Trumps Einmischung in die Sportwelt ist politisch unklug. Seine Angriffe auf Basketballer und Footballer geben seinen Kritikern neue Argumente gegen ihn. Ein Kommentar.

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Der NBA-Superstar griff in einem Tweet US-Präsident Trump an. Quelle: AP

Charlottesville ist noch nicht verdaut. Da legt der US-Präsident schon wieder nach. Diesmal legt er sich gleich mit Vertretern der zwei beliebtesten Sportarten der Amerikaner an: Mit der Liga des American Football NFL und mit dem stärksten Basketballteam der USA. Und wieder einmal geht es um das Thema Rasse.

Die Team-Besitzer der National Football League (NFL) hat er aufgefordert, Spieler zu entlassen, die während des Abspielens der amerikanischen Nationalhymne knien. Verschiedene Spieler haben diese Form des Protests genutzt, um auf die Gewalt der Polizei gegen Afro-Amerikaner aufmerksam zu machen. Das hat nichts mit mangelndem Respekt vor der Flagge zu tun.

Dann lud Trump via Twitter die diesjährigen Champions der Basketball-Liga NBA, die Golden State Warriors aus San Francisco, von einem Besuch im Weißen Haus aus. Grund: Team-Star Stephen Curry hatte zuvor öffentlich klar gemacht, dass er Trump nicht seine Aufwartung machen wolle. Auch andere Teamkameraden zeigten wenig Interesse.

Der US-Präsident hat es damit innerhalb von wenigen Stunden nicht nur geschafft, beliebte Stars und wohl auch viele ihrer Fans gegen sich aufzubringen. Er gibt auch all jenen Argumente, die ihn als Rassisten und „White Supremacist“ kritisieren. Mit seinen Worten nach dem Tod einer Gegendemonstrantin bei dem Aufmarsch der Rechten in Charlottesville – beide Seiten trügen Schuld an dem Tod – löste er landesweit Proteste aus.

Republikaner kritisierten ihn, Vorstände traten aus seinem Beratergremium zurück. Jetzt legt er sich frontal mit afro-amerikanischen Sportstars an, die auf die besorgniserregenden Tötungen von Seiten der Polizei hinweisen.

Dabei war es zuletzt wieder ruhiger geworden um das Thema und zuletzt hatte es sogar bei einzelnen Themen Annäherungsversuche zwischen Trump und den Demokraten gegeben. Für einen kurzen Moment entstand der Eindruck, in Washington könne die Vernunft zum Wohl der Bürger siegen. Mit seinen jüngsten Äußerungen und Tweets macht er solche Hoffnungen zunichte.

Wenn Basketball-Superstar LeBron James seinen Kollegen auf Twitter verteidigt, dann lesen das viele. Und der hält mit seiner Meinung nicht zurück: „Ins Weiße Haus zu gehen war eine große Ehre, bis Du dort aufgetaucht bist!“

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