Trump und die Pharmakonzerne Das zweitgrößte Übel

Seite 2/2

Die größte Bedrohung

Auch deutsche Konzerne zogen die Preise kräftig an: Bayer verkauft sein Medikament Betaseron für Multiple-Sklerose-Patienten heute für 153 Prozent mehr. Und Boehringer Ingelheim verdoppelte den Preis seines Bestsellers Spiriva, das bei Lungenkrankheiten eingesetzt wird. Der Preis des Mittels Aggrenox, das die Gefahr eines Schlaganfalls mindert, stieg seit 2009 sogar um 212 Prozent.

Hillary Clinton erklärte dieser Entwicklung im Wahlkampf den Krieg. Dass sie niemals auf das Schlachtfeld treten wird, erleichtert die Konzerne. Doch auch Donald Trump will gegen die hohen Preise vorgehen. Patienten sollen zukünftig billigere Medikamente aus dem Ausland importieren können. Außerdem will er den Wettbewerb mit Generika-Mitteln befeuern, die den selben Wirkstoff enthalten.

Trumps Pläne sind wesentlich unkonkreter als die seiner demokratischen Rivalin, auch deshalb jagte er den Pharmabossen längst nicht so viel Angst ein. Doch dafür hat Trump die Macht, seine Ideen durchzusetzen. Seine Partei hält die Mehrheit im Kongress. Und auch wenn viele Republikaner mit Trump fremdeln, sie werden ihrem neuen Präsidenten wohl kaum bei den ersten Gesetzesentwürfen schon Hürden in den Weg stellen.

So viel zahlen Pharmakonzerne an Ärzte und Kliniken
Novartis Quelle: AP
Merck Quelle: dpa
Bayer Quelle: AP
Roche Quelle: REUTERS
Pfizer Quelle: dpa
Boehringer Quelle: AP
Sanofi Quelle: dpa

Die größte Bedrohung für die deutschen Pharmaunternehmen sind Trumps Pläne für die Krankenversicherung. Keine hundert Tage soll es dauern, bis Trump „Obamacare“ tilgt. Was dann an diese Stelle rücken soll und wie der Wechsel gelingen kann, ist unklar. Doch durch das Ende von „Obamacare“ könnte die Zahl der nicht krankenversicherten Amerikaner um 20 Millionen Menschen ansteigen, ermittelten Wissenschaftler des Commonwealth Fund. Und weniger Versicherte bedeutet weniger Umsatz mit Medikamenten.

Zwar hat Trump auch gleichzeitig Steuererleichterungen versprochen. Er will es die Abgaben für im Ausland gemachte Gewinne senken. Doch davon profitieren vor allem die amerikanischen Pharmahersteller, nicht die europäischen.

Trump ist für die Pharmabranche deshalb nicht das kleinste, sondern eher das zweitgrößte Übel.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%