Trump vs. LG Der Waschmaschinen-Handelskrieg

Donald Trumps „America-first“-Politik trifft einen Alliierten: Südkorea. Schutzzölle zwingen den Elektronikkonzern LG, die Preise für Waschmaschinen zu erhöhen. Auch neue Sanktionen gegen Nordkorea sorgen für Unmut.

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Als US-Präsident Donald Trump Anfang der Woche Schutzzölle auf importierte Waschmaschinen und Solarzellen einführte, wurde dies weltweit vor allem als Schlag gegen China gesehen. Aber eine kleine Meldung macht nun klar, dass sich die erste Stufe seines Handelskriegs auch gegen militärische Verbündete richtet – allen voran Südkorea. Obwohl verbündet, stuft Trump exportstarke Länder handelspolitisch als Gegner ein.

Der südkoreanische Elektronikkonzern LG bereitete seine amerikanischen Händler mit einem Schreiben auf Preiserhöhungen vor. Der Schritt sei „eine Folge der Handelssituation“, stellte Thomas Yoon, Vizepräsident von LG, in der Notiz dabei fest. Zwar teilte der Konzern die genaue Höhe des Preisaufschlags noch nicht mit. Aber die Investmentbank Goldman Sachs schätzt, dass sich die importierten Produkte um acht bis 20 Prozent verteuern werden. Das Wall Street Journal wiederum berichtete Preisaufschläge von 50 US-Dollar für einige Modelle von LG. Und der Vizepräsident für Regierungsangelegenheiten von LG Electronics USA, John Taylor, erklärte am Dienstag, die Waschmaschinen seiner Firma würden künftig etwa 20 Prozent teurer sein als die des amerikanischen Erzrivalen Whirlpool.

Die Investoren hatten diese negativen Auswirkungen dabei schon vorweggenommen. LGs Aktienkurs sank um vier Prozent, nachdem Trump an der ersten Front seiner protektionistischen Feldzüge in die Offensive startete. Dabei konnte der Elektronikkonzern am Donnerstag positive Nachrichten vermelden. Im vierten Quartal 2017 konnte LG wieder schwarzen Zahlen vorweisen. Der operative Gewinn habe nach einem Verlust im Vorjahr bei 366,9 Milliarden Won (278,48 Millionen Euro) gelegen, teilte das Unternehmen mit. Der Umsatz sei um 15 Prozent auf 17 Billionen Won (12,9 Milliarden Euro) gestiegen.

LG ist nur das erste Opfer von Trumps protektionistischer Handelspolitik. Denn der US-Präsident will auch das Freihandelsabkommen mit Südkorea und viel wichtiger, die nordamerikanische Freihandelszone Nafta mit Mexiko und Kanada, grundsätzlich neu aushandeln.

Mit umso größerer Spannung wird nun beobachtet, wie Trump in seiner geplanten Rede am Freitag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos auf einen großen Erfolg der Globalisten reagieren wird: die Fortsetzung des transpazifischen Freihandelsabkommens (TPP) ohne die USA, das Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau am Dienstag verkündet hat.

Die jüngsten Schutzzölle deuten nun darauf hin, dass die USA hart kämpfen werden. So wird künftig für die ersten 1,2 Millionen importierten Waschmaschinen ein Zoll von 20 Prozent fällig, für jede weitere Maschine sogar 50 Prozent. Die Tarife sinken zwar über die kommenden drei Jahre, jedoch nur leicht auf 16 beziehungsweise 40 Prozent.

Die offene Kritik LGs an Trumps Eröffnungszug zeigt, wie sehr sich die Wirtschaft außerhalb der USA sorgt. LG sei „sehr enttäuscht über die fehlgeleitete Entscheidung“, die weit über die Empfehlungen der internationalen Handelskommission hinausgehe, schrieben die Koreaner bereits am Dienstag in einer Presseerklärung. Dies sei ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie bestimmte Firmen die Handelsgesetze nutzen würden, um mit Zöllen zu erreichen, was sie im Markt nicht schaffen würden.

Whirlpool wiederum freut sich über die Regelung ganz unverhohlen: „Dies ist ein Sieg sowohl für amerikanische Arbeiter als auch für die Konsumenten“, jubelte der Verwaltungsratschef des amerikanischen Haushaltsgeräteherstellers Whirlpool, Jeff Fettig, bereits am Montag. Damit sei ein fast zehnjähriger Streit entschieden. Neue Jobs würden geschaffen.

Freihandelsbefürworter in den USA warnen jedoch, dass Whirlpools Erfolg Schule machen könnte. „Meine größte Sorge ist, dass Präsident Trumps Entscheidung zu einer Flut an Fällen von Sektion 201 führen wird, in denen US-Firmen um Schutzzölle bitten und Trump sie immer häufiger gewährt“, zitierte das Magazin „The Hill“ den Handelsexperten Chad Brown vom Peterson Institute for International Economics.

Doch Trump bewies diese Woche auch bei einem weiteren Konflikt, wie wenig Rücksicht er selbst auf seine Alliierten nimmt, wenn es um seine Interessen geht. Im jüngsten Korea-Konflikt steht Südkoreas Präsident Moon Jae-in kurz vor dem Erfolg seiner Dialogoffensive mit dem Norden. Beide Seiten verhandeln gerade über Nordkoreas Teilnahme an den olympischen Winterspielen, die am 9. Februar in Südkorea beginnen sollen. Moon versucht daher alles, um Nordkorea nicht zu reizen. Da provoziert Trump den Norden am Mittwoch mit der Ankündigung, neue Sanktionen gegen das Land und chinesische Unternehmen zu verhängen, die mit Nordkorea Geschäfte machen.

Laut dem amerikanischen Finanzministerium werden die Vermögen von 16 nordkoreanischen Vertretern eingefroren sowie acht Organisationen bestraft, darunter zwei chinesische Handelsfirmen. „Das Finanzministerium zielt weiterhin systematisch auf Individuen und Organisationen, die Kims Regime und Waffenprogramm finanzieren“, sagte US-Finanzminister Steven Mnuchin. Außerdem würden auch Offizielle verfolgt, die Nordkorea beim Umgehen der Sanktionen helfen.

Elf der 16 Nordkoreaner arbeiten in China, Russland und Zentralasien für die Korea Ryonbong General Corporation. Die USA werfen dem Unternehmen vor, den Kauf und Verkauf von militärischen Geräten für Nordkoreas Militärindustrie durchzuführen. Darüber hinaus werden fünf nordkoreanische Vertreter sanktioniert, die für nordkoreanische Finanzinstitute in China und Russland arbeiten.

Noch ist unklar, wie der Norden reagieren wird. Bislang ist es Kim offenbar mit einer Teilnahme ernst. Am Donnerstag traf eine nordkoreanische Delegation mitsamt zwölf nordkoreanischen Eishockeyspielerinnen in Südkorea ein. Allerdings ist dies keine Garantie, dass die olympischen Spiele zu einem Symbol der Entspannung im Korea-Konflikt werden.

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