Trump zufrieden Der Mueller-Bericht und die Deutungshoheit

Seite 2/2

Das Ende der „wilden Anti-Trump-Histerie“?

Die Kritik der Demokraten

Die Schlacht um die Deutungshoheit über den Bericht dürfte nun erst richtig beginnen, und die tiefen Gräben zwischen den politischen Lagern in den USA wird er nicht überbrücken. Die Demokraten brauchten am Sonntag nicht lange, um in den Angriffsmodus zu schalten. Sie kritisieren etwa, dass ein vierseitiger Brief nicht genug sei, um Transparenz über die Ermittlungen zu schaffen. Die mächtige Trump-Gegenspielerin Nancy Pelosi und ihr Parteikollege Chuck Schumer erklärten, Barrs Schreiben werfe mehr Fragen auf, als es beantworte.

Die beiden demokratischen Spitzenpolitiker stellten zudem Barrs Neutralität in Zweifel: Der Justizminister habe sich in der Vergangenheit voreingenommen über Muellers Ermittlungen geäußert, deswegen sei er kein neutraler Beobachter und könne keine objektiven Schlüsse über den Bericht ziehen, kritisierten sie. Die Demokraten stören sich vor allem an der Tatsache, dass Barr innerhalb von 48 Stunden entschieden hat, dass die Beweise nicht ausreichend seien, um Trump beim Vorwurf der Justizbehinderung eine Straftat nachzuweisen.

Das Ende der „wilden Anti-Trump-Histerie“?

Trump selbst hat Muellers Ermittlungen als „Hexenjagd“ bezeichnet, Mueller und dessen Team hat er wiederholt angegriffen. Als er am Sonntag auf dem Flughafen von Palm Beach sein kurzes Statement abgab, wirkte es, als brodele immer noch die Wut über die Untersuchung in ihm. Immerhin haben Muellers Ermittlungen zu Anklagen gegen sechs Personen aus seinem Umfeld geführt – unter anderem gegen seinen ehemaligen Wahlkampfmanager Paul Manafort, seinen langjährigen Vertrauten Roger Stone und seinen Ex-Anwalt Michael Cohen.

Trump nannte die Ermittlungen am Sonntag einen illegalen Versuch, ihn aus dem Amt zu drängen. Den Ermittlern unterstellte er, sie seien parteiisch gewesen. „Es ist eine Schande, dass unser Land das durchmachen musste. Um ehrlich zu sein, es ist eine Schande, dass Ihr Präsident das durchmachen musste“, sagte er. Trumps Sprecherin Sarah Sanders schrieb triumphierend auf Twitter: „Nach zwei Jahren wilder Anti-Trump-Hysterie wurden der Präsident und seine Millionen Unterstützer vollständig bestätigt.“

Auch wenn sich Trump in allen Punkten entlastet sieht, wird die Debatte über Muellers Bericht nun erst richtig Fahrt aufnehmen. Der 74 Jahre alte Ex-FBI-Chef Mueller – der fast zwei Jahre lang im Fokus wie wenige sonst in den USA stand – kann nun aber erst einmal durchatmen, seine Arbeit ist erledigt. Am Sonntag besuchte Mueller den Gottesdienst in der St.-Johns-Kirche, die gegenüber vom Weißen Haus liegt – und die als „Kirche der Präsidenten“ bekannt ist.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%