Trumps fossiler Bohrtrupp Bermuda-Dreieck für den Klimaschutz

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"Niemand weiß wirklich, was passiert"

Unterdessen bestätigte Trump noch einmal seine echten oder zur Erreichung des großen Ziels vorgetäuschten Zweifel an einem von Menschen beeinflussten Klimawandel. „Also, ich bin jemand, der Dinge versteht, und niemand weiß wirklich, was passiert“, wischte er in einem Interview mit dem konservativen Sender Fox News am Wochenende praktisch die Ergebnisse der gesamten Klimaforschung in einem Satz hinweg. „Das ist nichts, was wirklich hart und schnell kommt.“
Tatsächlich geht der designierte Präsident der USA an jeder erdenklichen Front gegen die weltweite Klimapolitik vor. Er wütet gegen deutsche Windenergie-Hersteller und internationale Klimaziele. Mit Blick auf das Pariser Klimaabkommen wiederholte er im Interview am Sonntag seine „Ich schaue mir das an“-Haltung und bekräftigte seine Maxime, Klimapolitik dürfe die US-Wirtschaft nicht beeinträchtigen. „Ich will nicht, das China oder irgendein anderes Land der Erde dadurch einen Vorteil bekommen“, malte er seine „America first“-Strategie weiter aus. So ohne weiteres kann Trump zwar nicht aus dem Klimaabkommen aussteigen. Aber niemand kann ihn daran hindern, die gesetzten Ziele einfach zu ignorieren.

Der schnellste Weg, Klimaforschung zu behindern, beginnt aber in den USA selbst. Die Raumfahrtorganisation Nasa etwa liefert Forschern seit Jahrzehnten hochauflösendes Bildmaterial aus dem All, das den Wandel auf der Erde dokumentiert, die Eisschmelze zeigt, wie Kohlendioxid um die Welt wandert oder Küstenstädte durch den steigenden Meeresspiegel gefährdet werden. Dafür hat die Nasa für 2017 erneut ein Budget von 1,7 Milliarden Dollar beantragt. Trump hat schon im Wahlkampf durchblicken lassen, dass er das nicht mehr will. Die Nasa solle nur noch den Weltraum erforschen.

Das ist der Trump-Clan
Der 45. Präsident der USA heißt Donald Trump, die First Lady Melania. Für den Wahlsieger spielte seine Familie eine wichtige Rolle im Wahlkampf – und tut es auch während der Präsidentschaft noch. Denn Donald Trump misstraut den meisten politischen Beratern. Nur seine engsten Angehörigen dürfen ihm die Meinung sagen und Ratschläge geben. Quelle: REUTERS
Ivanka Trump Quelle: AP
Donald Trump Jr Quelle: AP
Tiffany Trump Quelle: REUTERS
Tiffany Trump Quelle: REUTERS
Eric Trump Quelle: AP
Seine Ehefrau Lara Yunaska stand ihm bei jeder Wahlkampfveranstaltung seines Vaters zur Seite. Eric ist der Sohn von Ivana Trump, Trumps erster Ehefrau. Im Jahr 2012 wurde Eric vom „Forbes“-Magazin zu einem der Top 30-Immobiliengurus gekürt. Er leitet gemeinsam mit seinen Geschwistern das Trump Imperium und ist Gründer. Quelle: REUTERS

Die Umweltbehörde EPA, bald in den Händen von Scott Pruitt – ein fanatischer Gegner der Klimatheorien – würde auf lange Zeit gesehen aufgelöst, so Beobachter, und in das Energieministerium integriert. Die bisherigen Regulierungen zu Schadstoffausstößen ließen sich relativ einfach außer Kraft setzen, auch der ambitionierte „Clean Power Plan“, der Schadstoffbegrenzungen für US-Kraftwerke vorsieht, könnte schnell zu Fall gebracht werden.

Das Energieministerium hat für 2017 rund 8,5 Milliarden Dollar für Aktivitäten in klimarelevanten Bereichen verplant. Das geht von der Erforschung alternativer Energien bis hin zur Nuklearforschung. Während unter Barack Obama aber die Priorität auf alternative Energien gelegt wurde, könnte jetzt das Pendel auf Öl- und Gas-Förderung zurückschwingen. Zahlreiche Regulierungen, die aus Umweltgründen neue Bohrungen verhindern, stehen ebenfalls zur Disposition. Das hat Trump bereits öffentlich erklärt.

Wahlpolitisch hatte Trump sich schon früh festgelegt. Er wolle in der Industrie für fossile Brennstoffe in den USA „Millionen gut bezahlte“ Arbeitsplätze schaffen. Ein wichtiger Faktor, um in den wirtschaftlich schwachen Kohle- und Öl-Staaten Stimmen zu gewinnen. Ein von Öl-Importen unabhängiges Amerika ist erklärtes Ziel, und da schließt sich der Kreis: Das Multi-Milliarden-Projekt von Exxon in der Antarktis könnte als großer Schritt in diese Richtung und als Arbeitsplatz sichernd verkauft werden. Voraussetzung ist nur ein freundschaftliches Verhältnis mit Russland und eine Aussetzung der Sanktionen.

Trumps wirtschaftspolitische Pläne

Ist es vielleicht eine Ironie der Geschichte, dass das Wohl des Planeten in den kommenden vier Jahren von den Kindern des 70-Jährigen Präsidenten abhängen wird? Ein Treffen im Trump-Tower mit dem zuletzt zum Umweltaktivisten gewandelten früheren Vizepräsidenten Al Gore soll auf Drängen von Tochter Ivanka Trump zustande gekommen sein. Die 35-Jährige will sich die Erhaltung der Umwelt auf ihre Fahnen schreiben. Dazu müsste sie allerdings ihren Vater überzeugen, seine bisherige Haltung spürbar zu überdenken, und das Öl-Triumvirat im Weißen Haus überwinden.

Rohöl ist dann doch vielleicht dicker als Blut. Kurzfristig jedenfalls hatte Ivanka Trump schon mal keinen Erfolg. Nach dem Treffen mit Al Gore nominierte Donald Trump Klimaverweigerer Pruitt für den Chefsessel der Umweltbehörde EPA. Wenn Tillerson auch noch bestätigt werden sollte, dann waren die Gespräche restlos erfolglos. Was nicht verwunderlich wäre, wenn man unterstellt, dass 500 Milliarden Dollar bei einem einzigen Öl-Deal mit Russland auf dem Spiel stehen könnten.

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