Trumps Wirtschaftspolitik Rätselraten um Trumponomics

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Zuspruch für Steuersenkungen

Die von Trump geplanten Steuersenkungen sehen die meisten Ökonomen positiv. Glenn Hubbard, Professor an der Columbia Universität in New York und ehemaliger Chefberater von US-Präsident George W. Bush, glaubt, dass Steuerentlastungen den langfristigen Wachstumstrend um bis zu 0,5 Prozent pro Jahr steigern könnten.

Dass das Defizit im Staatshaushalt durch Steuersenkungen kurzfristig steige, sei kein Beinbruch. Entscheidend sei, dass Trump Maßnahmen gegen das langfristige strukturelle Defizit ergreife. Dazu sei es unvermeidlich, das Wachstum der Sozial- und Gesundheitsausgaben deutlich zu begrenzen.
Treibe Trump hingegen die Schulden des Staates weiter in die Höhe, könnten die Finanzmärkte nervös reagieren, warnte Edmund Phelps, Nobelpreisträger von der Columbia-Universität in New York. “Startups hätten es dann schwerer, an Geld für Innovationen zu kommen“, so Phelps.

John Taylor von der Universität in Stanford forderte von Trump eine radikale Wende in der Wirtschaftspolitik. “Wir brauchen keine neuen Konjunkturpakete, sondern durchgreifende Strukturreformen und Deregulierungen, um Wachstumskräfte freizusetzen”, sagt Taylor.

Bisher deutet vieles jedoch darauf hin, dass sich Trump im Weißen Haus gerieren wird wie der CEO der America Inc. Als Unternehmer lebt er davon, Deals zu machen. Das dürfte auch seinen künftigen Politikstil prägen. “Trump neigt dazu, fallweise in die Wirtschaft einzugreifen, um unternehmerische Entscheidungen in seinem Sinne zu beeinflussen“, charakterisiert Edmund Phelps, Nobelpreisträger von der Columbia-Universität, den Politikstil des neuen Präsidenten.

Möglicherweise gelinge Trump ein Deal mit Google oder einem anderen großen Unternehmen, der diese dazu veranlasse, Gewinne aus dem Ausland nach Amerika zu repatriieren. Langfristig aber richte ein solches wirtschaftspolitisches Mikro-Management mehr Schaden als Nutzen an. “Trump dürfte versuchen, die Wirtschaft am Gängelband zu führen wie ein Puppenspieler seine Figuren. Das wird die Innovationskraft der USA nicht stärken“, kritisiert Phelps.

Woher sollte der US-Präsident auch wissen, welche Investitionen und Arbeitsplätze in welcher Branche rentabel sind? Diese Entscheidung können nur die Unternehmer treffen. “Wer Unternehmen via Twitter auffordert, Standortverlagerungen ins Ausland zu unterlassen, gefährdet das langfristige Produktivitätswachstum in Amerika”, sagt Krueger unter Anspielung auf die jüngsten Warnungen Trumps an die US-Autohersteller, Arbeitsplätze nicht ins billigere Nachbarland Mexiko zu verlagern.

Was Trump zudem übersieht: Geht es Mexiko aufgrund amerikanischer Handelsbarrieren wirtschaftlich schlechter, nimmt der Migrationsdruck Richtung USA zu. Statt das Einwanderungsproblem zu lösen, droht Trump es zu verschärfen.

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