Prag Die ANO-Partei des Milliardärs Andrej Babis hat bei der Parlamentswahl in Tschechien vor allem dem linken Lager Stimmen abgenommen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten statistischen Analyse des Nachrichtenportals „Hlidaci pes“ (übersetzt Wachhund oder Wächter) hervor. Von den Sozialdemokraten (CSSD) und den Kommunisten (KSCM) seien jeweils ein Drittel und ein Viertel der früheren Wähler zu der populistischen Bewegung gewechselt. Die ANO-Partei war bei der Wahl vom Freitag und Samstag mit 29,6 Prozent der Stimmen mit Abstand stärkste Kraft geworden.
Die Piratenpartei, die mit 10,8 Prozent erstmals den Einzug ins Abgeordnetenhaus schaffte, habe stark von Erstwählern sowie von Wechselwählern der konservativen, proeuropäischen TOP09 profitiert. Die rechtsradikale SPD, die auf 10,6 Prozent kam, habe viele frühere Nichtwähler und ehemalige Unterstützer der Kommunisten zu den Urnen bewegt.
Angesichts der Schwäche der etablierten Parteien hatten Kommentatoren bereits kurz nach der Wahl von einem politischen Erdbeben gesprochen. Präsident Milos Zeman hat angekündigt, den ANO-Gründer Babis mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Ein erstes Gespräch der beiden war für Montagnachmittag angesetzt. Beobachter rechnen mit schwierigen Koalitionsverhandlungen.