Tsipras legt sich mit Investoren an Streit um das Gold der Griechen

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Verwirrung um Zyanid-Einsatz



2013 drangen Maskierte mit Gewehren bewaffnet in die Mine bei Skouries ein, fesselten Wachmänner an Bäume und übergossen sie mit Benzin, setzten dann den Fuhrpark und Gebäude in Brand.

Hellas Gold bestreitet die angeblich katastrophalen ökologischen Folgen. So soll, anders als von den Gegnern behauptet, das gefährliche Zyanid bei der Goldgewinnung gar nicht zum Einsatz kommen. Stattdessen will das Unternehmen eine umweltverträgliche Methode anwenden, das Schwebeschmelzverfahren („Flash Smelting“), bei dem das Gold mit hohen Temperaturen aus dem Gestein herausgeschmolzen wird. Hellas Gold verweist auf 16 Urteile des Staatsrats, des obersten griechischen Verwaltungsgerichts, die dem Unternehmen die Einhaltung aller Umweltauflagen attestieren.

„Eldorado Gold hat bisher rund eine Milliarde US-Dollar in die Entwicklung der Minen bei Skouries und Olympias investiert“, erläutert CEO George Burns dem Handelsblatt. „Wenn alle überfälligen Genehmigungen erteilt würden, könnten wir etwa eine weitere Milliarde investieren, um die Minen in Skouries, Olympias und Perama Hills für 25 Jahre in Produktion zu halten“, so Burns.

Diese Fehler sollten Anleger beim Goldkauf unbedingt vermeiden
Goldbarren vor einer Tresortür. Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren und Goldmünzen Quelle: dapd
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: dapd

Aber die Regierung verschärft den Ton. Verteidigungsminister Panos Kammenos, Chef der rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen, bezichtigte Hellas Gold jetzt des „Betrugs“ und der „Geldwäsche“. Das Unternehmen behalte sich rechtliche Schritte gegen den Minister vor, kündigte Hellas-Gold-Vorstandschef Dimitris Dimitriadis im Sender „Skai“ an.

Unter den Problemen in Griechenland leidet auch die Aktie des Bergbaukonzerns Eldorado Gold aus dem kanadischen Vancouver. Offenbar fürchten die Aktionäre, das Engagement in Hellas könnte sich zu einem Fass ohne Boden entwickeln. Die Papiere verloren in den zurückliegenden zwölf Monaten rund 55 Prozent. Credit Suisse stufte die Aktie in den vergangenen zwei Monaten gleich zwei Mal herunter. Die Aktienanalystin Anita Soni erwartet unter Hinweis auf die Rückschläge in Griechenland auch künftig eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung der Eldorado-Aktie.

Eldorado-CEO Burns bekräftigt gegenüber dem Handelsblatt zwar, das Unternehmen stehe zu den Minenprojekten in Olympias und Skouries. „Aber wir können das in Zukunft nicht ohne die Genehmigungen gewährleisten, die immer noch ausstehen“, unterstreicht der Firmenchef. Einen Rückzug aus Griechenland schließt er nicht länger aus: „Eldorado hat eine Verpflichtung gegenüber seinen Aktionären, mit ihrem Kapital besonnen umzugehen. Deshalb überprüfen wir gegenwärtig unsere Investition und unsere Pläne in Griechenland“, sagte Burns dem Handelsblatt.

Tsipras blockt auch bei Flughafen Ellinikon

Das Gold-Projekt ist nicht die einzige ausländische Großinvestition, bei der es in Griechenland hakt. Ein Firmenkonsortium aus China, Abu Dhabi und Griechenland will rund acht Milliarden Euro in die Entwicklung des früheren Athener Flughafengeländes Ellinikon investieren. Seit 15 Jahren liegt das Areal brach. Auch dieses Vorhaben bekämpfte Tsipras als Oppositionschef. Unter dem Druck der internationalen Kreditgeber musste er aber der Privatisierung zustimmen.

Im vergangenen Jahr wurden die Vorverträge unterzeichnet. Doch seither hintertreibt die Regierung das Projekt mit allen Tricks: Erst deklarierte das Kulturministerium das Flughafengelände zur archäologischen Grabungszone, dann wies eine Behörde große Teile des Areals als „Waldgebiet“ aus, um eine Bebauung zu verhindern.

Es geht um weit mehr als diese beiden umstrittenen Vorhaben. „Potentielle Investoren beobachten sehr genau, was mit Ellinikon und Hellas Gold passiert“, sagt ein EU-Diplomat in Athen. „Diese Projekte gelten als Prüfstein, wie die Regierung Tsipras mit ausländischen Investoren umgeht.“

Die 2400 Minen-Beschäftigten kämpfen unterdessen um den Erhalt ihrer bedrohten Arbeitsplätze. Sie planen Proteste und Demonstrationen, wenn Premier Tsipras Anfang September zur Eröffnung der Handelsmesse ins nordgriechische Thessaloniki kommt.

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