Türkei Erdogan unter Druck: Lira fällt auf Rekordtief

Der türkische Staatschef Erdogan kämpft mit fallenden Kursen der türkischen Lira. Quelle: REUTERS

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan machte am Wochenende Schlagzeilen, weil er den deutschen Botschafter zur unerwünschten Person erklärte. Die türkische Lira fiel prompt auf ein Rekordtief.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Unter Druck stand weiterhin die türkische Lira. Zu Dollar und Euro fiel die Währung abermals auf Rekordtiefstände. Nachdem vergangene Woche vor allem die Geldpolitik der türkischen Notenbank belastet hatte, sorgte zu Wochenbeginn die Außenpolitik für Verunsicherung. Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende zehn Botschafter, darunter diejenigen Deutschlands und der USA, zu unerwünschten Personen erklärt. Hintergrund sind Forderungen zur Freilassung des türkischen Unternehmers und Kulturförderers Osman Kavala. Kritiker warfen Erdogan ein Ablenkungsmanöver wegen der schwachen wirtschaftlichen Lage vor.

Man sehe dies "mit Sorge und Unverständnis", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte, man habe von türkischer Seite noch keine offizielle Nachricht dazu erhalten. Deutschland habe sich am Wochenende mehrfach mit Partnern in Paris und Washington beraten. Die Reaktion werde man davon abhängig machen, welchen Schritt die türkische Seite jetzt gehen werde.

Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg fürchten, dass die aktuellen Entwicklungen zu einer weiteren Verschlechterung der bereits sehr fragilen wirtschaftlichen Verhältnisse in der Türkei führen könnten.

Insider sagten unterdessen, nach der unerwartet kräftigen Zinssenkung der türkischen Zentralbank am Donnerstag würden am Montag auch die Staatsbanken die Kreditkosten kräftig kappen. Die drei großen öffentlichen Kreditgeber Ziraat, Vakif und Halkbank würden die Zinssätze für Unternehmens-, Privat-, Hypotheken- und andere Kredite voraussichtlich um zwei volle Prozentpunkte senken, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag bei mit den Plänen vertrauten Personen.



Die Notenbank hatte den Leitzins überraschend deutlich von 18 auf 16 Prozent gekappt. Ökonomen hatten den Schritt auch mit Blick auf die zuletzt auf 19,6 Prozent gestiegene Inflationsrate in der Türkei kritisiert. „Die Zinssenkungspolitik der Zentralbank bei steigender Inflation und einer schwächelnden Währung wird beide Probleme wahrscheinlich noch verschärfen, indem sie die Kapitalflucht weiter antreibt und Investitionen abschreckt“, hatten etwa die Analysten von Stratfor erklärt. Eine der wichtigsten Fragen von Investoren dreht sich zudem um die Unabhängigkeit der Notenbank. Erdogan ist ein erklärter Zinsgegner und hat die letzten Notenbank-Gouverneure aufgrund von Differenzen bei der Geldpolitik vor die Tür gesetzt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%