Türkei Erdogan will von Deutschland und Frankreich Hilfe im Idlib-Krise

Deutschland, Frankreich, die Türkei und Russland suchen nach einer Lösung in der Idlib-Krise. Am Abend wollen Erdogan und Putin telefonieren.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Unzählige Zivilisten mussten aus der Region fliehen. Quelle: dpa

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert von Deutschland und Frankreich Hilfe zur Lösung der Krise in der syrischen Provinz Idlib. Die Angriffe in der an die Türkei grenzenden Region müssten gestoppt werden, sagte Erdogan nach Angaben seines Präsidialamts vom Freitag in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

In Idlib hat eine von Russland geleitete Offensive syrischer Regierungstruppen gegen Rebellen zahllose Zivilisten in die Flucht getrieben. Merkel und Macron hatten am Donnerstag am Rande des EU-Gipfels mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert und einen sofortigen Stopp der Kämpfe in Idlib gefordert.

Erdogan kündigte ein Telefonat mit Putin für Freitagabend an. Das Gespräch werde entscheidend sein für das weitere Vorgehen der Türkei, sagte er vor Journalisten. Die Türkei werde ihre Truppen nicht aus der Provinz Idlib zurückziehen. Erdogan ergänzte, sein Land arbeite weiter an einer 30 bis 35 Kilometer breiten „Sicherheitszone“ entlang der Grenze zu Syrien, in der syrische Migranten Zuflucht finden könnten.

In ihrem Gespräch mit Putin hatten Merkel und Macron einem Sprecher der Bundesregierung zufolge ihre Bereitschaft erklärt, sich gemeinsam mit Putin und Erdogan zu treffen, um eine politische Lösung zu erzielen. Das russische Präsidialamt bestätigte, dass in Moskau über die Möglichkeit eines Syrien-Gipfels in dieser Konstellation diskutiert werde.

Zugleich wies das Verteidigungsministerium in Moskau Berichte zurück, dass in Idlib Hunderttausende in Richtung Türkei auf der Flucht seien. Unter anderem Drohneneinsätze hätten ein anderes Bild ergeben. Erdogan sagte, der Vierer-Gipfel sei von Macron und Merkel ins Gespräch gebracht worden. Putin habe noch nicht auf den Vorschlag geantwortet.

Die Vereinten Nationen (UN) warnten vor einem „Blutbad“ in der Region. Die anhaltende Gewalt müsse gestoppt werden, sagte ein Sprecher der UN-Koordinierungsstelle für humanitäre Angelegenheiten in Genf. Im Nordwesten Syriens seien 900.000 Menschen auf der Flucht, aber in einem immer kleineren Gebiet eingekesselt.

Rund 60 Prozent dieser Flüchtlinge seien Kinder. Idlib ist in dem seit neun Jahren andauernden syrischen Bürgerkrieg eines der letzten Rückzugsgebiete von Rebellengruppen, von denen einige die Unterstützung der Türkei haben. Bemühungen um eine dauerhafte Waffenruhe scheiterten.

Bundesaußenminister Heiko Maas äußerte sich sehr besorgt zur Lage in Idlib. „Das, was dort stattfindet, ist eine Katastrophe zulasten von Millionen von Menschen.“ Man sei zusammen mit den europäischen Partnern dabei, auf die beteiligten Seiten einzuwirken, besonders auf Russland, sagte Mass in Berlin. Man werde aber auch gegenüber der Türkei deutlich machen, dass eine baldige Deeskalation nötig sei. Auch über den UN-Sicherheitsrat werde man Druck auf die beteiligten Konfliktparteien erhöhen.

Mehr: Politiker in Europa fürchten einen drastischen Anstieg der Flüchtlingszahlen. Und die EU hat noch immer keine gemeinsame Antwort in der Migrationsfrage gefunden.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%