Türkei EU erwägt Wirtschaftssanktionen als Druckmittel

Der luxemburgische Außenminister hat den Umgang des Präsident Recep Tayyip Erdogan mit Oppositionellen und der kurdischen Bevölkerung verurteilt. Das Verhalten zwinge die EU dazu, ernsthaft über Sanktionen nachzudenken.

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Jean Asselborn, Außenminister von Luxemburg, hat das Vorgehen des türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan gegen dessen Kritiker sowie die kurdische Bevölkerung scharf kritisiert. Auch Wirtschaftssanktionen schließt er nicht aus und bezeichnete sie als „absolutes Druckmittel“. Quelle: dpa

Berlin Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn schließt angesichts der politischen Entwicklung in der Türkei Wirtschaftssanktionen der EU gegen das das Land nicht aus. 50 Prozent der Exporte der Türkei gingen in die Europäische Union und 60 Prozent der Investitionen in der Türkei kämen aus der Europäischen Union, sagte Asselborn am Montag im Deutschlandfunk. „Das ist ein absolutes Druckmittel, und in einem gewissen Moment kommen wir auch nicht daran vorbei, dieses Druckmittel einzusetzen.“

Asselborn kritisierte die Entwicklung in der Türkei scharf. Präsident Recep Tayyip Erdogan schalte seine Person gleich mit der Allmächtigkeit im Staat und die Rechtstaatlichkeit setze er außer Kraft. „Das ist eine Gebrauchsanweisung zu einer Diktatur.“

Kurden und Türken hätten Angst und könnten jederzeit im Gefängnis landen. Das sei unwürdig für ein Land, das EU-Mitglied werden wolle. „Es ist nicht abwegig, zu behaupten, dass die Tortur wieder Ausmaße bekommt, die unkontrollierbar sind.“ In der Türkei habe so etwas eingesetzt wie ein „ziviler Tod“.

Von allen aus dem Gefängnis Entlassenen werde der Name im Amtsblatt publiziert. Diese Menschen hätten keine Chance mehr, eine neue Stelle zu finden. Ihre Diplome und ihre Pässe würden „zerstört“. Die Menschen hätten kein Einkommen mehr, verlören ihre Wohnung und würden Hunger leiden. „Das sind Methoden, das muss man unverblümt sagen, die während der Naziherrschaft benutzt wurden.“

Erdogan hatte sich zuletzt am Sonntag Kritik an seinem Vorgehen gegen die prokurdische Oppositionspartei HDP verbeten.

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