Türkei in Nordsyrien Offensive gegen Kurden soll trotz US-Kritik fortgesetzt werden

Die Türkei lässt sich von der Kritik des Nato-Partners USA an ihrem Einsatz gegen kurdische Kämpfer in Nordsyrien nicht beeindrucken. Regierungschef Binali Yildirim kündigte eine Fortsetzung der Militäroffensive an.

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Die Militäroffensive gegen kurdische Kämpfer in Nordsyrien soll fortgesetzt werden. Quelle: dpa

Karkamis Die Türkei will trotz Kritik des Nato-Partners USA ihre Offensive gegen kurdische Kämpfer in Nordsyrien fortsetzen. Der Einsatz werde vorangetrieben, bis alle Bedrohungen beseitigt und die nationale Sicherheit gewährleistet sei, sagte Regierungschef Binali Yildirim am Mittwoch. Vor einer Woche war die türkische Armee in Syrien eingerückt, um nach eigenen Angaben die Extremistenmiliz IS sowie die Kurdenmilizen dort zu bekämpfen. Dem Präsidialamt zufolge soll entlang der türkisch-syrischen Grenze ein 90 Kilometer breiter Streifen geschaffen werden, in dem es keine IS-Kämpfer mehr gibt.

Die türkischen Streitkräfte und verbündete syrische Rebellen kämpfen gegen den Islamischen Staat (IS) und kurdische Einheiten, die ebenfalls verfeindet sind. Der Nato-Staat wird seit dem vergangenen Jahr immer wieder von Anschlägen erschüttert, für die der IS verantwortlich sein soll. Zudem will die Regierung mit der Operation "Schutzschild Euphrat" verhindern, dass die Kurden in Nordsyrien weitere Gebiete erobern. Sie kämpft auch im eigenen Land gegen kurdische Rebellen.

Ein Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, in Syrien seien kurdische Einheiten Ziele, solange sie sich westlich des Euphrat aufhielten. Einen Waffenstillstand mit der syrischen Kurdenpartei PYD gebe es nicht. Die Kurden beherrschen östlich des Euphrat bereits ein Gebiet, das entlang der türkischen Grenze Hunderte Kilometer umfasst und bis an den Irak reicht.

Das Vorgehen der Türkei ist heikel, weil der militärische Arm der PYD, die YPG, ein wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen den IS ist. So hatte das Verteidigungsministerium in Washington kritisiert, die Offensive spiele den Islamisten in die Hände. Erdogans Sprecher entgegnete nun, es sei ein Mythos, dass nur die YPG im Kampf gegen den IS effektiv sei. Es sei nicht hinnehmbar, dass sein Land beim Anti-IS-Kampf mit der Miliz verglichen werde.

In den vergangenen Jahren sind Tausende ausländische Kämpfer - darunter viele aus Westeuropa - über die Türkei nach Irak und Syrien gereist, um sich dem IS anzuschließen. Die Regierung in Ankara geht inzwischen verstärkt gegen Helfer der radikalen Islamisten vor. Allein seit Anfang des Jahres seien 865 Verdächtige wegen mutmaßlicher Verbindungen zum IS verhaftet worden, sagte Innenminister Efkan Ala. Über die Hälfte von ihnen seien Ausländer.

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