Donald Trump hat im Rennen um das Weiße Haus auch das dritte TV-Rededuell gegen seine Kontrahentin Hillary Clinton nicht für eine Aufholjagd nutzen können. Knapp drei Wochen vor der Wahl verlor Trump laut ersten Umfragen bei der zum Teil unerbittlich geführten Redeschlacht deutlich gegen Clinton. Der 70 Jahre alte Immobilienunternehmer sorgte mit beispiellosen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des US-Wahlsystems für Aufsehen. „Ich werde mir das dann anschauen. Ich schaue es mir nicht jetzt an“, sagte er auf die Frage von Moderator Chris Wallace (Fox News), ob er eine mögliche Wahlniederlage gegen Clinton anerkennen werde. Und Trump fügte hinzu: „Ich lasse Euch zappeln, okay.“ Die Aussage erregte über Parteigrenzen hinweg Unmut. Kommentatoren von US-Medien urteilten, dies sei beispiellos in bisherigen Wahlkämpfen. Trumps Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway erklärte, Trump werde die Wahl gewinnen, deshalb sei die Bemerkung nicht relevant.
Dennoch gab es auch innerparteilich Kritik: „In dieser Debatte hat er der Partei und dem Land einen großen Bärendienst erwiesen“, sagte der republikanische Senator Lindsey Graham, ein innerparteilicher Trump-Kritiker. Laura Ingraham, eine glühende Trump-Befürworterin bei den Republikaner erklärte auf Twitter: „Er hätte sagen sollen, dass er das Ergebnis der Wahl akzeptieren wird. Es gibt keine andere Möglichkeit, wenn wir nicht eine Nachzählung haben“, schrieb sie.
Trump hatte in den vergangenen Tagen mehrmals mit Verschwörungstheorien aufgewartet und den Eindruck erweckt, die Wahl werde unter Beteiligung des Clinton-Lagers manipuliert. Beweise oder Indizien dafür hat er jedoch nicht geliefert. Mit seiner eigenen Parteiführung steht der Kandidat seit langem auf Kriegsfuß. Sein Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence und seine Tochter Ivanka Trump hatten die Aussagen kurz vor der Fernsehdebatte relativiert und erklärt, die Manipulierungsvorwürfe bezögen sich auf die Medienberichterstattung.
Clintons wirtschaftspolitische Pläne
Clinton will in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit das umfassendste Investitionsprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg in Infrastruktur, Industrie, Forschung und Entwicklung, Klimaschutz und Mittelstandförderung anstoßen. Sie will über fünf Jahre aus staatlichen und privaten Quellen 275 Milliarden Dollar mobilisieren, um die Verkehrs- und Netz-Infrastruktur zu verbessern. Damit und mit anderen Mitteln will sie über zehn Millionen neue Jobs schaffen. Die Industrie soll stärker werden. Gelingen soll das mit einer Partnerschaft von Wirtschaft, Arbeitnehmern, der Regierung und Verwaltungen sowie der Wissenschaft. Firmen sollen sich verpflichten, Jobs und Investitionen statt in Übersee in den USA zu halten. Dafür sollen sie finanzielle Vorteile genießen. Besonders gefördert werden sollen strukturschwache Regionen. Die Position der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften will Clinton stärken. Der Mindestlohn soll von 7,25 Dollar je Stunde auf zwölf, zuletzt war gar von 15 Dollar die Rede, erhöht werden.
Clinton verspricht ein gerechteres und einfacheres Steuersystem. Multi-Millionäre und Milliardäre sollen einen Steueraufschlag zahlen, Arbeitnehmerhaushalte und Familien entlastet werden. Steuerschlupflöcher für Firmen und Privatpersonen will Clinton schließen. Unternehmen, die ihre Gewinne in Steueroasen transferieren, sollen eine Extra-Steuer zahlen. Investitionen von Unternehmen in den USA selbst will sie begünstigen und dabei kleine Firmen besonders entlasten. Gleiches gilt für Familien, die Sonderlasten tragen, weil sie beispielsweise ältere und erkrankte Familienangehörige pflegen.
Die US-Finanzindustrie will Clinton enger an die Leine legen. Wall-Street-Riesen sollen einen Extra-Zuschlag zahlen, der sich nach ihrer Größe und ihrem Risikogewicht für die Branche richtet. Bestehende Möglichkeiten für Großbanken, Kundengelder in Hochrisikofeldern zu investieren, will sie beschneiden. Top-Banker sollen bei Verlusten ihrer Institute mit Bonus-Einbußen rechnen. Der Hochfrequenzhandel soll besteuert werden. Riesige und undurchschaubare Finanzriesen sollen stärker kontrolliert und im Zweifel aufgespalten werden. Clinton will Finanzmanager auch stärker in Mithaftung nehmen, wenn in ihren Instituten gegen geltendes Recht verstoßen wird.
Clinton verspricht, schärfer gegen Länder wie China vorzugehen, wenn diese internationale Freihandelsregeln verletzen und damit amerikanischen Arbeitsplätzen schaden. Sie will Nein sagen zu Handelsabkommen, wie der Trans-Pazifischen Partnerschaft (TPP), die nicht den US-Standards genügen, etwa mit Blick auf die Bezahlung von Arbeitnehmern. Das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta will sie neu verhandeln. Zum US-EU-Freihandelsabkommen TTIP, das derzeit verhandelt wird, äußerte sie sich in jüngster Zeit zwar nicht direkt, doch war sie schon früher auch dazu auf Distanz gegangen und will in Freihandelsabkommen generell die amerikanischen Interessen besser zum Tragen kommen lassen. „Amerika fürchtet den Wettbewerb nicht“, gibt sie sich insgesamt kämpferisch.
In Umwelt- und Energiepolitik will Clinton Zeichen setzen. Sie will Amerika zur weltweiten „Supermacht“ des 21. Jahrhunderts in Sachen saubere Energie machen.
Clinton will Schluss damit machen damit, dass sich US-Bürger wegen einer College- oder Universitätsausbildung hoch verschulden. Sie will für eine bessere Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie und gleiche Bezahlung von Männern und Frauen sorgen. Bei Krankheit und im Alter soll es mehr soziale Sicherheit geben.
Trump liegt in Umfragen weniger als drei Wochen vor dem Wahltermin weit hinter Clinton (68) zurück. Erste Kommentatoren gehen davon aus, dass ihm nur noch ein großer Fehler Clintons oder eine dramatische Wendung zum Wahlsieg verhelfen könnten. Clinton und Trump lieferten sich in Las Vegas ein Duell, das in großen Teilen inhaltlicher geführt wurde, als die beiden Veranstaltungen in Hempstead (New York) und St. Louis (Missouri). Die Demokratin und der Republikaner gerieten bei Themen wie Abtreibung, Waffengesetze und auch beim Thema Migration hart aneinander.
Clinton warf Trump vor, mit seiner Kreml-freundlichen Linie Spionage gegen das amerikanische Volk zu unterstützen. Er sei eine Marionette Wladimir Putins. Trump, der während der 90-minütigen Debatte sechs Minuten weniger Redezeit hatte als Clinton, erklärte seinerseits, die demokratisch geführte Regierung habe den Angriff auf Mossul im Irak aus wahltaktischen Gründen eingeleitet. „Sie wollen gut aussehen.“
Clinton erklärte in ihrem Schlussstatement, sie werde sich besonders für Bildung und sozialen Ausgleich einsetzen. Trump forderte mehr Gesetzestreue und Gerechtigkeit im Land. Oftmals tauschten beide in der vom konservativen Sender Fox News ausgerichteten Debatte bereits bekannte Argumente aus, neue Fakten kamen kaum auf den Tisch. Ein Zeichen, wie hitzig die Debatte geführt wurde: Beide Kontrahenten reichten sich weder zu Beginn noch am Ende die Hände.
Geld ist der größte Stressfaktor in den USA
72 Prozent der Erwachsenen berichten, dass sie sich zumindest hin und wieder von Geldsorgen gestresst fühlen. 22 Prozent gaben an, dass Geld ein extremer Stressfaktor für sie ist. 26 Prozent gaben an, das ihre Geldsorgen sie fast immer begleiten
Auslöser für solche Stresssituationen sind etwa unerwartete Ausgaben, Rücklagen für die Rente zu schaffen und Ausgaben für lebensnotwendige Güter.
32 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Finanzen es nicht zulassen, einen gesunden Lebensstil zu führen.
Zwölf Prozent der Amerikaner haben im vergangenen Jahr einen eigentlich nötigen Arztbesuch aus Geldsorgen nicht gemacht.
Trump beschuldigte seine diesmal in einem weißen Hosenanzug gekleidete Konkurrentin, Lügen über sexuelle Übergriffe zu verbreiten. In den vergangenen Tagen waren mehrere Frauen an die Öffentlichkeit getreten und hatten den republikanischen Präsidentschaftskandidaten beschuldigt, sie unziemlich bedrängt zu haben. Trump bezeichnete das als Lügen. „Ich kenne diese Leute nicht“, sagte er am Mittwochabend.
„Niemand hat mehr Respekt vor Frauen als ich. Niemand“, behauptete Trump. Clintons Wahlkampfteam habe die Frauen dazu gebracht, diese Aussagen zu machen. Es habe auch Leute angeheuert, die auf seinen Veranstaltungen gewalttätig geworden seien. Clinton warf dem 70-Jährigen daraufhin vor, Frauen zu verachten. „Donald Trump denkt, dass es ihn groß macht, wenn er Frauen erniedrigt. Es macht ihn nur zu einem Rüpel.“