Ukraine Julia Timoschenko ins Straflager verlegt

Die ehemalige Regierungschefin der Ukraine, Julia Timoschenko, ist ins Straflager verlegt worden. In der Frauenhaftanstalt Katschanowka soll sie ihre siebenjährige Haftstrafe absitzen.

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Julia Timoschenko bei einer Anhörung im Juni 2011. Quelle: dpa

Kiew Die gegen internationale Proteste zu sieben Jahren Gefängnis verurteilte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko (51) ist in ihre endgültige Haftanstalt verlegt worden. Die erkrankte Oppositionsführerin sei am Freitagmorgen in einen Rollstuhl gesetzt und aus dem Untersuchungsgefängnis abgeholt worden, meldete die Agentur Interfax-Ukraine nach Behördenangaben. Offizielle Angaben zum Verbleib Timoschenkos gab es zunächst nicht. Der Sprecher der Gefängnisverwaltung in Kiew, Igor Andruschko, bestätigte, Timoschenko sei nicht mehr im Untersuchungsgefängnis Lukjanka.

Medien berichteten, dass die Politikerin im Gebiet Charkow in der Frauenhaftanstalt Katschanowka ihre Strafe absitzen solle. Timoschenko sei bereits im Lager angekommen, die Fahrt habe etwa drei Stunden gedauert. Ein ukrainisches Berufungsgericht hatte in dem umstrittenen Verfahren am Freitag vor einer Woche das Urteil wegen Amtsmissbrauchs bestätigt. Timoschenko soll beim Abschluss von Gasverträgen mit Russland ihrem Land finanziellen Schaden zugefügt haben.

Wegen der Prozesse gegen Timoschenko und andere ehemalige Regierungsmitglieder hat die EU die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der Ex-Sowjetrepublik auf Eis gelegt. Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch hatte Vorwürfe zurückgewiesen, das Verfahren sei politisch gesteuert. Timoschenko wirft ihrem politischen Erzfeind vor, das Gerichtssystem zu manipulieren.

Ukrainische Medien berichteten, dass die Frauenhaftanstalt Katschanowka unlängst teilweise saniert worden sei. Bekannt sei das Gefängnis im Land auch für seine große Nähwerkstatt. Die Politikerin war am 11. Oktober wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Timoschenko hofft nach Angaben ihrer Anwälte nun auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte in Straßburg.

Der Prozess um Gaslieferverträge mit Russland hatte international für viel Kritik gesorgt. Die EU und die USA haben der ukrainischen Führung vorgeworfen, die Verurteilung sei politisch motiviert, um eine Hauptkonkurrentin von Präsident Viktor Janukowitsch auszuschalten.

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