Umfrage Die Nato findet man gut, für sie zu kämpfen nicht

Die westliche Militärallianz wird von den Bevölkerungen für gut befunden. Aber die tatsächliche Verteidigungsbereitschaft ist gering, wie eine internationale Umfrage zeigt.

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Die Meinung über das NATO-Bündnis liegt irgendwo zwischen Licht und Schatten. Quelle: REUTERS

Donald Trumps Kehrtwende in Sachen Nato kommt dem Meinungsklima in den USA und anderen Ländern des Bündnisses entgegen. Die NATO muss sich, wie das Washingtoner Meinungsforschungsinstitut Pew Research kurz vor dem Gipfeltreffen am Donnerstag in Brüssel feststellt, über mangelnden Rückhalt der Bevölkerungen nicht sorgen. In den USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Spanien, Schweden und Großbritannien wurden zwischen dem 16. Februar und dem 10. April insgesamt 9761 Bürger zu ihrer Meinung über die Sicherheitsallianz befragt. Ergebnis: Im Allgemeinen hat sich die Sicht der Allianz verbessert.

So haben mittlerweile rund 60 Prozent der Amerikaner eine gute Meinung von dem internationalen Bündnis. Ebenso sind die Befürworter der Nato auch in Kanada, Deutschland, den Niederlanden und Polen stärker geworden. Selbst in Frankreich sind die Nato-Unterstützer wieder zahlreicher.

Etwa zwei Drittel der befragten Deutschen (67 Prozent) haben eine gute Meinung von der transatlantischen Allianz. Eine eine vergleichbare Auswertung vor zwei Jahren hatte noch ergeben, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Deutschen die Nato befürworte.

Der Trump-Effekt

Interessant ist, welche politischen Strömungen in den verschiedenen Ländern das Bündnis eher befürworten. Während in Spanien, Schweden, Deutschland und Frankreich eher diejenigen die Nato für gut befinden, die sich ideologisch konservativ/rechts positionieren, befürworten in den USA die Liberalen das Bündnis, während die Konservativen es am stärksten ablehnen.

Auswertung des Pew-Forschungsinstituts, ob die NATO positiv oder ungünstig betrachtet wird - abhängig von der eigenen politischen Ideologie. Quelle: Pew Research Center

"Die Ansichten der Amerikaner zur Nato sind schon seit einiger Zeit sehr parteipolitisch bedingt", so die Pew-Studienmacher. Seit 2009 (also mit Barack Obama) sei die Meinung der US-Demokraten über die transatlantische Allianz positiver geworden als die der Republikaner. 2017 ist da keine Ausnahme: Laut der aktuellen Befragung drückten 78 Prozent der befragten US-Demokraten ihre Zustimmung zur Nato aus. Hingegen galt das für weniger als die Hälfte der US-Republikaner (48 Prozent).

Die im Vergleich zu den meisten Europäern derzeit relativ schwache Nato-Zustimmung in den USA liegt am amtierenden Präsidenten: "Noch immer schwingt Donald Trumps Kritik an der Nato mit", schlussfolgern die Studienmacher.

Damit sind die USA aber längst noch nicht das Land mit der geringsten Nato-Unterstützung. Der Umfrage zufolge drückten vor allem die Franzosen und Spanier weniger stark ihre Unterstützung für die Nato aus - oder lehnen sie sogar zu größeren Teilen ab.

Die größten Nato-Unterstützer unter den befragten Europäern sind hingegen die Polen (mit 79 Prozent Zustimmung) und die Niederländer (mit 79 Prozent).

Geringe Verteidigungsbereitschaft

Wenn es um die tatsächliche Verteidigung eines Nato-Partners geht, sinkt die Zustimmung allerdings. Im Artikel 5 des Nordatlantikvertrages von 1949 ist festgehalten, dass Mitgliedsländer den Angriff auf ein Vertragsland als Angriff auf sie selbst betrachten. Doch diese militärische Solidarität, die den Kern des Bündnisses ausmacht, lehnen viele befragte Bürger ab.

Für die Umfrage haben die Studienmacher ein Angriffsszenario Russlands erdacht und gefragt, ob die Menschen wollten, dass ihr Land militärische Unterstützung leisten sollte. In den USA stimmten immerhin 62 Prozent dem zu - wobei vor allem ältere US-Amerikaner von 50 Jahren und älter dies befürworteten (68 Prozent). Bei den Jüngeren zwischen 18 und 29 Jahren war die Zurückhaltung (57 Prozent) etwas größer.

Die Deutschen zeigen sich bei dieser Frage am kritischsten von allen befragten Ländern: Gerade einmal 40 Prozent antworteten auf die Frage nach der militärischen Unterstützung für Verbündete gegen Russland mit einem klaren Ja. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) würden solche Unterstützung laut der Pew-Auswertung nicht befürworten.

Auch die Spanier zeigen sich bei der Vorstellung, militärisch gegen Russland vorzugehen, zurückhaltend (46 Prozent Zustimmung). Bei den Franzosen hält immerhin jeder Zweite (53 Prozent) militärische Unterstützung in einem entsprechenden Szenario für richtig.

Die größte Bereitschaft, Verbündete gegen Russland militärisch zu unterstützen zeigten die Niederländer. 72 Prozent gaben an, sie würden militärische Hilfe ihres Landes gegen Russland befürworten.

Am kommenden Donnerstag treffen sich die Regierungschefs zum NATO-Gipfel in Brüssel. Die Mitglieder des Militärbündnisses sollen dann laut Generalsekretärs Jens Stoltenberg unter anderem darüber diskutieren, ob sich die Nato der internationalen Anti-IS-Koalition anschließt.

Es wird erwartet, dass US-Präsident Donald Trump die Nato bei dem Treffen dazu drängen will, mehr im Kampf gegen Extremisten in Syrien, im Irak und in Afghanistan zu unternehmen. Die Nato unterstützt die Koalition derzeit mit Ausbildung und Luftüberwachung.

Mit Material von dpa

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