Umfragewerte Wähler finden Trump ehrlicher als Clinton

Wenige Tage vor dem Wahltag verschärfen die Kandidaten ihre Attacken noch einmal. Eine neue Umfrage dürfte für Hillary Clinton alarmierend sein. Die Befragten befanden, Donald Trump sei ehrlicher und vertrauenswürdiger.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Quelle: AP

Wer gerade die Nase vorne hat im US-Wahlkampf lässt sich schwer sagen. Während die eine eigentlich sehr seriöse Umfrage die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton vorne sieht, führt bei einer anderen vertrauenswürdigen Umfrage der republikanische Kandidat Donald Trump. Doch das ist gerade auch gar nicht so entscheidend, denn eine ganz andere Umfrage erregt derzeit die Gemüter. Der zufolge hat Clinton nämlich noch schlechtere Vertrauenswerte als vor einigen Wochen. In der Befragung der „Washington Post“ und des Senders ABC gaben 46 Prozent an, der Republikaner Donald Trump sei ehrlicher und vertrauenswürdiger als Clinton. Andersherum sind es 38 Prozent.

In einer Erhebung Anfang September lagen beide noch gleichauf bei 45 Prozent. Die Zahl derjenigen, die angaben, keinem der beiden Kandidaten zu vertrauen, stieg seitdem von neun auf zwölf Prozent.

Clinton gilt vielen Menschen wegen ihrer E-Mail-Affäre als geheimniskrämerisch. Sie hatte in ihrer Zeit als Außenministerin dienstliche E-Mails über einen privaten Server verschickt. Am Freitag war bekannt geworden, dass das FBI weitere E-Mails untersuchen will, die im Zuge einer anderen Ermittlungen auftauchten.

In der Umfrage erklärten 59 Prozent, sie missbilligten, wie Clinton Fragen zu der Nutzung des privaten Servers beantwortet habe. Interessant jedoch: Die Zahl war geringer als vor Bekanntwerden der neuen Überprüfung des FBI. Vor einer Woche waren es 60 Prozent.

Clinton und Trump warnen vor Sieg des jeweils anderen

Derweil haben beide Kandidaten ihren Ton bei Wahlkampfauftritten noch einmal verschärft. Hillary Clinton hat bei Wahlkampfauftritten im Westen der USA vor einer möglichen Präsidentschaft ihres Rivalen Donald Trump gewarnt. Latinos und Schwarze sollten sich einmal ihr Leben vorstellen, falls Trump im kommenden Januar auf den Stufen des Kapitols vereidigt würde, sagte Clinton am Mittwoch in Las Vegas. Ihr republikanischer Rivale prophezeite bei einem Auftritt in Florida mit Blick auf Clintons E-Mail-Affäre hingegen eine „beispiellose und langwierige Verfassungskrise“, sollte sie Präsidentin werden.

Am Freitag hatte das FBI überraschend angekündigt, neu aufgetauchte E-Mails auf eine mögliche Relevanz für Clintons umstrittene Nutzung eines privaten Servers in ihrer Zeit als Außenministerin zu untersuchen. Die Entwicklung belastet ihren Wahlkampfendspurt.

Das Who is Who der E-Mail-Affäre
Hillary Clinton Quelle: dpa
Hillary Clinton Quelle: AP
James Comey Quelle: AP
Anthony Weiner und Huma Abedin Quelle: AP
Donald Trump Quelle: AP
Paul Manafort Quelle: REUTERS
Wladimir Putin Quelle: REUTERS

Angesichts eines schrumpfenden Vorsprungs in den Umfragen versucht sich Clinton daher klar herauszustreichen, welch unterschiedliche Ziele sie und ihr Rivale im Weißen Haus verfolgen. „Fakt ist, dass die Alternative, für die Donald Trump steht, ziemlich düster ist“, erklärte Clintons Kommunikationschefin Jennifer Palmieri vor Reportern. „Das muss man Wählern verdeutlichen, die unentschlossen sind.“

Clinton: Trump hieße für Schwarze "Verbrechen und Armut und Verzweiflung"

Mit dieser Strategie warb sie am Mittwoch in Las Vegas vor allem um die Stimmen von Angehörigen von Minderheiten. Für Hispanics würde ein Sieg Trumps bedeuten, einen Präsidenten zu haben, „der euch nicht als Amerikaner ansieht“, erklärte Clinton vor Zuhörern, die vor allem Gewerkschaften angehörten. Und für Schwarze hieße das, einen Präsidenten zu haben, der denke, ihr Leben sei von „Verbrechen und Armut und Verzweiflung“ geprägt.

Zudem erwähnte Clinton die Fehde zwischen Trump und einem US-Richter mit mexikanischen Wurzeln, der in einem laufenden Rechtsstreit gegen den Immobilienmogul entschieden hatte. Trump hatte erklärt, dass sein Mauerpläne für die Grenze zu Mexiko bei Richter Gonzalo Curiel zu einem Interessenkonflikt führe. Curiel „ist ein Amerikaner wie Donald Trump“, erklärte Clinton dazu.

Nach ihrem Auftritt in Nevada reiste die Präsidentschaftskandidatin nach Arizona weiter, einer traditionellen Republikaner-Hochburg. Dort rechnen sich die Demokraten jedoch diesmal Chancen aus, da die stark in Arizona vertretene Latino-Gemeinde wenig von Trump hält.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat setzt in den letzten Tagen vor der Wahl offenbar vor allem auf Florida, das er innerhalb weniger Wochen drei Mal aufsuchte. Bei einem Wahlkampfauftritt in Miami konzentriert er seine Attacken auf Clinton auf die neuen Entwicklungen in deren E-Mail-Affäre.

Über die jüngste Strategie seiner Rivalin, seinen umstrittenen Umgang mit Frauen zum Thema zu machen, verlor er kein Wort - und verwies dabei scherzend auf Tipps seiner Berater. „Bleib bei der Sache, Donald, bleib bei der Sache“, zitierte er sein eigenes Wahlkampfteam stichelnd. „Nicht vom Thema ablenken lassen, Donald. Nett und ruhig. Nett und ruhig.“ Der Menschenmange sagte Trump zudem: „Wir wollen das nicht vermasseln. Wir müssen gewinnen. Wir müssen groß gewinnen.“

Die größten Absurditäten im US-Wahlkampf
Hillary Clintons Doppelgängerin Quelle: AP
Von Hirntumor bis Zungenkrebs – Clintons Krankheiten im Überblick Quelle: dpa
Der Knopf in Clintons Ohr Quelle: AP
Hillary Clinton Quelle: AP
Donald Trump – der Antichrist Quelle: dpa
Hillary Rodham Clinton Jimmy Quelle: AP
Die Illuminati und Trump Quelle: REUTERS

Nach Miami reiste Trump nach Orlando und Pensacola weiter, für den (heutigen) Donnerstag war zudem ein Stopp im ebenfalls in Florida gelegenen Jacksonville geplant.

Sowohl das Clinton-Lager als auch Trumps Team haben deutlich gemacht, dass der Republikaner ohne eine Mehrheit im „Sunshine State“ aller Voraussicht nach nicht gewinnen könnte. In Florida gibt es gleich 29 Wahlmänner zu holen, Clinton liegt in dem Südstaat vorn. Doch haben ihre Demokraten eingeräumt, dass ihre neu hochgekochte E-Mail-Affäre dafür gesorgt hat, dass sich zögerliche Republikaner nun um ihren Kandidaten scharen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%