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Umkämpftes Rebellengebiet Berichte über Misshandlungen – Tausende Menschen verlassen Ost-Ghuta

Der Konflikt im syrischen Rebellengebiet Ost-Ghuta spitzt sich zu, Tausende fliehen. Im Land soll es zu Vergewaltigungen und Missbrauch kommen.

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Bis zum Ende des Tages sollen rund 13.000 Menschen das umkämpfte Gebiet verlassen, sagt ein russischer Sprecher. Quelle: dpa

Damaskus/Genf Mehr als 12.000 Menschen haben nach Angaben von Beobachtern das schwer umkämpfte Rebellengebiet Ost-Ghuta am Donnerstag verlassen. Die Menschen seien über den Grenzübergang Hamuria in Auffanglager nahe der Hauptstadt Damaskus gebracht worden, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die Kämpfe in dem Gebiet gingen unterdessen weiter.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana verbreitete Fotos von Menschen, die mutmaßlich Ost-Ghuta verlassen haben. Auf dem Bildmaterial waren vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen zu sehen. Tausende Menschen hätten Ost-Ghuta verlassen, berichtete Sana. Die russische Nachrichtenagentur Tass sprach von 4000 Zivilisten seit Beginn der humanitären Feuerpause am Donnerstag. Bis zum Ende des Tages sollen rund 13.000 Menschen das Gebiet verlassen, sagte ein russischer Sprecher.

Zudem erreichte erneut ein Konvoi aus 25 Lastwagen mit einer Hilfslieferung des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), des Syrischen Roten Halbmondes und der Vereinten Nationen das umkämpfte Gebiet.

In den vergangenen Tagen hatten bereits mehrere hundert Menschen Ost-Ghuta verlassen können. Das Gebiet erlebt seit mehr als drei Wochen eine der schwersten Angriffswellen der syrischen Streitkräfte. Seit Beginn der Operation Mitte Februar kamen Aktivsten zufolge rund 1200 Zivilisten bei Bombardierungen ums Leben.

Nach einem Bericht der UN-Untersuchungskommission zu Syrien sind Vergewaltigung, sexuelle Gewalt und Demütigung in dem Bürgerkriegsland an der Tagesordnung. Vor allem Regierungstruppen und mit ihnen verbündete Milizen hätten Mädchen und Frauen missbraucht, heißt es in dem Bericht vom Donnerstag. Die Kommission dokumentierte auch Fälle, bei denen Jungen und Männer mit Stöcken und Flaschen misshandelt wurden. Oppositionelle Milizen begingen dem Bericht zufolge ebenfalls Verbrechen dieser Art, wenn auch deutlich weniger.

Mit den Misshandlungen sollten Geständnisse oder Informationen über Aufständische erpresst werden oder vermeintliche Einsätze für Oppositionskräfte bestraft werden, hieß es. Vergewaltigungen fänden bei Kampfeinsätzen, Hausdurchsuchungen, an Kontrollpunkten und in Gefängnissen statt. Die Kommission sprach mit 454 Überlebenden, Anwälten und Medizinern.

„Der Aufseher nahm zwei Mädchen, drückte ihr Gesicht auf den Tisch und vergewaltigte sie“, zitiert die Kommission einen Mann, der 2014 in Damaskus in Gewahrsam war. „Er sagte: Du siehst, was ich tue, das mache ich auch mit deiner Frau und deiner Tochter.“ Ältere Frauen berichteten, dass sie an Kontrollpunkten durchsucht wurden und Kämpfer sie dabei bewusst an Brust und Genitalien berührten. Andere berichteten von Folter mit Elektroden an Brüsten und Genitalien. Viele hätten dabei das Bewusstsein verloren.

In einem anderen Fall in Homs seien 2012 mit der Regierung verbündete Milizen in ein Haus gestürmt, hätten fünf Männer getötet und einen sechsten gezwungen zuzusehen, wie sie seine Frau und zwei Töchter vergewaltigten. Anschließend sei der Mann vor dem Augen seiner Familie ebenfalls vergewaltigt worden. Andere Männer seien zu Oralsex an Gefangenen gezwungen worden.

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