UN-Luftfahrtorganisation Erstes Weltklimaabkommen der Lüfte beschlossen

Nach jahrelanger Verhandlung kann die Luftfahrtbranche ihr erstes Abkommen zum Klimaschutz präsentieren. Für die einen ein historischer Durchbruch, für das Europäische Parlament eine Enttäuschung.

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Nur rund zwei Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes gehen zwar auf die zivile Luftfahrt zurück, aufgrund immer steigender Passagierzahlen ist jedoch mit einem Anstieg des Ausstoßes zu rechnen. Quelle: dpa

Montreal Nach sechs Jahren Verhandlungen hat sich die Luftfahrtbranche am Donnerstag auf ihr erstes weltweites Klimaschutzabkommen verständigt. Die 191 Mitgliedsstaaten der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) stimmten einem Plan zu, der die Zunahme klimaschädigender Gase in der Luftfahrt begrenzen soll. Zuvor hatten Brasilien und China ihren Widerstand gegen das Vorhaben aufgegeben. „Das ist ein historischer Moment“, sagte der Vertreter Spaniens bei der UN-Organisation, Victor Aguado. Die Luftfahrt war von dem jüngsten Pariser Klimaabkommen ausgenommen worden, das eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf „deutlich weniger“ als zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau vorsieht.

Derzeit stammen rund zwei Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes aus der zivilen Luftfahrt. Doch es wird erwartet, dass die Passagierzahl in Zukunft deutlich steigen wird. Deshalb muss die zu erwartende Zunahme der Luftverschmutzung durch Flugzeuge begrenzt werden, damit die Klima-Ziele von Paris erreicht werden können. Der nun beschlossenen Plan betrifft vor allem internationale Flüge mit Passagier- und Frachtmaschinen, für die Airlines künftig zum Ausgleich des jeweiligen CO2-Ausstoßes bestimmte Zertifikate kaufen müssen. Das System gilt von 2021 bis 2026 zunächst auf freiwilliger Basis, ab 2027 für Länder mit größerer Luftfahrtindustrie dann verpflichtend.

Widerstand gab es von Russland und Indien, die mit dem Deal Schwellenländer unfair und zu stark belastet sehen. Beide Länder kündigten an, sich nicht freiwillig zu beteiligen.

Das Europäische Parlament zeigte sich enttäuscht. Die Verabschiedung des Klimaschutzabkommens für den Flugverkehr sei zwar historisch, „aber unambitioniert“, erklärte der zuständige CDU-Europaabgeordnete Peter Liese. „Der Beschluss sieht leider keine Emissionsreduktion vor, sondern verpflichtet die Teilnehmer nur auf sogenanntes CO2-neutrales Wachstum.“ Das bedeute, dass ein steigender Ausstoß schädigender Gase in Zukunft ausgeglichen werden müsse. Dies geschehe mit den vereinbarten Maßnahmen allerdings auch nur virtuell, indem die Airlines Zertifikate von Klimaschutzprogrammen kauften. „Reale Emissionen an der Quelle werden dadurch nicht reduziert“, kritisierte Liese.

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