Parma Aus Sicht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) stellen Kritiker des Unkrautvernichters Glyphosat ihre persönlichen Überzeugungen vor wissenschaftliche Erkenntnisse. Menschen, die den Einsatz von Glyphosat ablehnten, befänden sich „in einem Konflikt zwischen Fakten und ihren eigenen Werten, aber anstatt ihre Werteinstellungen zu ändern, versuchen sie, die Fakten in Verruf zu bringen“, sagte der Efsa-Direktor Bernhard Url der Deutschen Presse-Agentur im italienischen Parma.
„Bei allem, was wir heute wissen, ist Glyphosat wahrscheinlich nicht krebserregend. Punkt. Das sagen wir auf der Grundlage von fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen“, erklärte Url. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation hatte das Herbizid im März 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ für den Menschen eingestuft. Wie die Efsa sehen allerdings auch die Chemikalienagentur Echa und das Bundesinstitut für Risikobewertung keine ausreichenden Belege für eine solche Gefährdung.
Der Streit um Glyphosat sei stellvertretend für eine Debatte über Themen wie synthetische Düngemittel, Nachhaltigkeit und große Konzerne geführt worden, sagte Url. Seine Behörde sei froh, die „berechtigte gesellschaftliche Diskussion“ anderen überlassen zu können. „Wir wurden in ein politisches Feld hineingezogen, auf dem wir nicht gewinnen können. Wir sind keine Politiker: Unsere Aufgabe ist es, an Beweisen, Methodik und Daten festzuhalten.“
Die Zulassung für Glyphosat wurde Ende November nach monatelangem Streit von der EU um weitere fünf Jahre verlängert. EU-Kommission und Agrarindustrie waren erleichtert, Verbraucher- und Umweltschützer entsetzt. Der Unkrautvernichter ist sehr wirksam, gilt als preiswert und wird weltweit in der Landwirtschaft genutzt, um die Ernteerträge zu erhöhen.