Obwohl das Treffen von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un nun möglicherweise doch stattfindet, wächst in Pjöngjang der Unmut. Die nordkoreanische Führung ist verärgert über Aussagen aus Washington, das Land wolle - mehr noch als seinen atomaren Schutzschirm - Wohlstand im amerikanischen Stil erreichen. Dies sollte Trump nicht ignorieren, will er den Gipfel in Singapur für Juni festmachen.
Wie Trump ist auch Kim sehr daran interessiert, das geplante Treffen so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen. Aber die Behauptung, Kims plötzliche Kehrtwende hin zur Diplomatie in den vergangenen Monaten zeige, wie sehr er sich nach US-Wirtschaftshilfen und privatwirtschaftlichen Fachkenntnissen sehne, stellt ein großes Problem für den Machthaber dar: Als Bittsteller kann er nicht zum Gipfel reisen. Zumal diese Behauptung sehr wahrscheinlich nicht stimmt.
Nordkorea ist weitaus mehr daran gelegen, den Handel mit China auszubauen. Daneben sieht das Regime in Pjöngjang auch Südkorea als potenzielle Goldgrube für Tourismus und bei großangelegten gemeinsamen Projekten. Wenn Kim also die US-Sanktionen abschütteln will, dann wohl eher, um diese Ziele zu verfolgen. Aber auch, um seinen Machtanspruch zu stärken und Sicherheitsgarantien abzugreifen.
Trump und seine Führungsmannschaft lassen dennoch nicht von der Darstellung ab, Kim giere nach der Wirtschaftshilfe: Er müsse sich nur zur atomaren Abrüstung verpflichten, und schon seien amerikanische Unternehmer bereit, ihre Zauberkräfte über der traurigen nordkoreanischen Wirtschaft zu entfesseln, heißt es. „Ich glaube wirklich, dass Nordkorea ein glänzendes Potenzial besitzt und eines Tages eine große Wirtschafts- und Finanznation sein wird“, twitterte Trump am Sonntag. „Kim Jong Un stimmt mir da zu.“
Außenminister Mike Pompeo ging detaillierter auf die Pläne der USA ein: „Wir können Bedingungen dafür schaffen, dass das nordkoreanische Volk ein echtes Wirtschaftswachstum erlebt, das es mit dem des Südens aufnehmen kann“, sagte er im Mai in einem Fernsehinterview. „Das erledigen nicht die US-Steuerzahler, sondern amerikanische Fachkenntnis, Wissen, Unternehmer und Risikoträger, die gemeinsam mit dem nordkoreanischen Volk für eine stabile Wirtschaft sorgen.“ Pompeo schlug amerikanische Unterstützung beim Aufbau des Energienetzes und der Infrastruktur vor. Auch bei der Landwirtschaft solle den Nordkoreanern geholfen werden, „damit sie Fleisch essen und gesund leben können“.