Unternehmertum Auf der Suche nach der Mittelschicht in Afrika

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Bernie Siwale, Geschäftsmann in Kitwe, Sambia

Frühpension und Warenhandel, Siwale (links), Geschäftsmann aus Sambia

Er hat länger als ein Vierteljahrhundert in der Personalabteilung einer Mine gearbeitet. Vor fünf Jahren wurde er im Alter von 54 frühpensioniert – wenn man das denn bei einer monatlichen Rente von umgerechnet 7,50 Euro so bezeichnen möchte. Nach der Privatisierung der Minen hat er fast alle Ansprüche auf seine Altersversorgung verloren. Immerhin: Zum Ausgleich überließ ihm die noch staatliche Minengesellschaft das Einfamilienhaus, in dem er vorher zur Miete gewohnt hatte, für einen symbolischen Preis. Einen Teil seines Wohnzimmers hat Bernie Siwale nun in ein Warenlager verwandelt. Er zieht einen Vorhang zur Seite – und gibt den Blick frei auf Zementsäcke und Stoffballen. Letztere sind für Schuluniformen gedacht und kommen aus Dubai über Daressalam– ein langer und teurer Weg.

"Man kauft in Dubai ein Auto für 4000 Dollar, der Transport nach Tansania kostet ungefähr 700 Dollar. Und dann verlangt der Zoll für die Einfuhrgenehmigung noch mal 3500 Dollar, obwohl eigentlich nur 25 Prozent des Wertes berechnet werden dürfen." Siwale schüttelt den Kopf. „Die Zollbeamten sind ganz einfach zu korrupt.“ Wer ist denn schlimmer, die Tansanier oder die Sambier? "Da gibt es keinen Unterschied. Die sind beide schlimm."

Abhängig von einer funktionierenden Infrastruktur

Ein Binnenland wie Sambia ist naturgemäß in noch viel stärkerem Maße von einer funktionierenden Infrastruktur in angrenzenden Staaten abhängig als ein Land mit Zugang zum Meer. Ein marodes Straßen- und Schienennetz, eine korrupte Verwaltung oder gar kriegerische Auseinandersetzungen beim Nachbarn können selbst ein wohlhabendes Binnenland an den Rand des Ruins treiben. Weswegen von den chinesischen Investitionen in die afrikanische Infrastruktur sogar solche Teile des Kontinents profitieren, in denen sie nicht unmittelbar getätigt werden.

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