US-Außenministerium Diplomaten-Familien sollen Venezuela verlassen

Kurz vor der Wahl einer Verfassungsgebenden Versammlung in Venezuela werden Proteste verboten, die Opposition kündigt jedoch Massendemonstrationen an. Die USA empfehlen Angehörigen von Diplomaten, Caracas zu verlassen.

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Demonstranten schießen mit selbstgebastelten Raketen. Seit Wochen kommt es immer wieder zu Protesten gegen den Plan der Regierung, die Verfassung zu ändern. Quelle: Reuters

Caracas Wenige Tage vor der umstrittenen Wahl einer Verfassungsgebenden Versammlung in Venezuela haben die USA Angehörigen von US-Diplomaten empfohlen, die Hauptstadt Caracas zu verlassen. Auch die Mitarbeiter der Botschaft dürften abreisen, hieß es am Donnerstag (Ortszeit) in einer Mitteilung des US-Außenministeriums. Das Ministerium warnte außerdem vor Reisen in das südamerikanische Land. Bei landesweiten Protesten kamen erneut Menschen ums Leben. Präsident Nicolás Maduro rief alle Venezolaner auf, am Sonntag an der Wahl teilzunehmen.

Maduro sagte, bei der Wahl gehe es darum, ob die Menschen Einwohner „eines freien Landes oder einer Kolonie des Imperiums“ sein wollten – Maduros Bezeichnung für die USA. Der sozialistische Präsident trat am Donnerstag ganz in Rot gekleidet vor Unterstützern auf, um für die Abstimmung zu werben. Zuvor hatten Behörden bereits Richtlinien für Sicherheitsmaßnahmen rund um die Wahl bekanntgegeben. Diese verbieten auch politische Proteste bis kommenden Dienstag. Die Opposition rief für den (heutigen) Freitag jedoch zu einer Großdemonstration in Caracas auf.

Seit Wochen kommt es immer wieder zu Protesten gegen den Plan der Regierung, die Verfassung zu ändern. Bei Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten kamen am Donnerstag erneut mehrere Menschen ums Leben, wie das Büro der Staatsanwaltschaft auf Twitter bekanntgab. Ein 16-Jähriger sei in Caracas getötet worden, ein 23-Jähriger bei einer Demonstration im Staat Merida. Ein 49-jähriger Mann sei bei einem Protest in der Stadt Carabo im Westen von Caracas ums Leben gekommen.

Ein weiterer 16-Jähriger starb am Donnerstag an seinen schweren Kopfverletzungen, die er am Mittwoch erlitten hatte. Am späten Donnerstagabend wurde zudem ein 30-Jähriger bei einer Demonstration im Südwesten Meridas getötet. Damit stieg die Zahl der Toten in dem seit bereits vier Monaten dauernden Konflikt auf mindestens 103.

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