US-Geschäft deutscher Unternehmen Trump – Segen oder Fluch für Dax-Konzerne?

„America First!“, sagte Donald Trump im Wahlkampf. Doch was heißt das für das Amerika-Geschäft deutscher Unternehmen? Welche Konzerne vom zukünftigen US-Präsidenten profitieren könnten – und welche zittern müssen.

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Der neue US-Präsident will vor allem amerikanische Firmen bevorzugen. Doch auch deutsche Konzerne könnten von seiner Politik profitieren. Quelle: AFP

Düsseldorf Amerikas neu gewählter Präsident Donald Trump ist nicht nur für die meisten Frauen und Männer eine Wundertüte, sondern auch für die großen Unternehmen. Vor allem für Konzerne mit Amerika-Geschäft. Im Wahlkampf dominierten Horrorszenarien wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Protektionismus. Doch auf was müssen sich jetzt die deutschen Großkonzerne nach der Wahl und abseits des Populismus einstellen?

Trumps Kernprogramm lautet: „America First!“ Seine bislang favorisierte protektionistische Handelspolitik samt Strafzöllen und dem Bevorzugen amerikanischer Produkte werden exportstarke Länder wie Deutschland schädigen. Allerdings wohl nur zum Teil. Für die Autobauer beispielsweise zahlt sich jetzt aus, dass sie frühzeitig ihren amerikanischen Kunden gefolgt sind. BMW produziert in Spartanburg (South Carolina), Daimler in Tuscaloosa (Alabama) und VW in Chattanooga (Tennessee). Hier sind insgesamt rund 17.000 Amerikaner beschäftigt. Dagegen wird Trump kaum etwas einzuwenden haben.

Etwas schwieriger ist die Situation für den größten deutschen Autobauer VW. Er hoffe, dass sich das Wahlergebnis nicht negativ auf die Verhandlungen mit den US-Behörden über die Dieselaffäre auswirke, sagte VW-Chef Matthias Müller beim Handelsblatt-Autogipfel in München. Er würde sich wünschen, dass eine Einigung noch vor dem Amtsantritt der neuen Regierung gelinge – dies ist am 20. Januar 2017. VW steht in den USA wegen illegaler Manipulationsprogramme zur Abgaskontrolle in Hunderttausenden Dieselwagen unter Druck. Der Konzern hat mit zahlreichen US-Klägern, also Behörden, Kunden und Autohändlern, bereits den teuersten Vergleich der Automobilgeschichte ausgehandelt: Bis zu 16,5 Milliarden Dollar (15,5 Milliarden Euro) könnten die Strafen und Entschädigungen kosten.

Doch bei Zehntausenden Fahrzeugen steht eine Einigung noch aus. Zudem zogen Berichte über neue Manipulationen bei der Tochter Audi zuletzt neue Klagen nach sich. Darüber hinaus drohen strafrechtliche Ermittlungen der US-Justiz, die der Konzern mit einem weiteren Vergleich beilegen will. Schließlich muss VW vor Trumps Handelspolitik zittern – und das nicht wegen des Werks im US-Bundesstaat Tennessee. Im Fokus steht das Werk in Mexiko, wo VW viel für den amerikanischen Markt produziert. Trump hat wiederholt geäußert, er werde nicht zusehen, dass in den USA verkauft, was in Mexiko (billig) produziert werde.

Eon

Konzernchef Johannes Teyssen bleibt gelassen. Dass sich mit der Wahl Trumps an den bestehenden Stromanlagen in den USA etwas ändert, schließt der Eon-Chef aus, wie er dem Handelsblatt sagte. Die Masse der Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien liegt in den von Republikanern dominierten US-Bundesstaaten im Mittleren Westen und in Texas. Da die US-Politik sehr föderal funktioniere, gehe er davon aus, dass hier ein möglicher Wechsel – mehr Öl und Kohle – nur sehr langsam verhandelt wird. „Aber solche Kurswechsel haben wir doch auch in Europa erlebt. Denken Sie nur an die Kernenergie. Dafür brauchten wir keinen Trump“, so Teyssen.

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