US-Haushaltsstreit Das bedeutet der Shutdown für die Wirtschaft

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Konsumausfall wird nach Shutdown-Ende nachgeholt

Am ehesten wohl über den Konsumkanal. Aktuell bekommen Hunderttausende kein Gehalt und dürften sich bei ihren Ausgaben entsprechend zurückhalten. Und der private Konsum ist wichtig, immerhin macht er 68 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA aus.

Über die tatsächlichen Ausmaße lässt sich aktuell nur mutmaßen, allerdings zeigt eine Studie zum Shutdown von 2013, dass die betroffenen Haushalte sehr wohl mit einer kurzfristigen Reduzierung ihrer Konsumausgaben um etwa zehn Prozent reagieren. Unter der Obama-Regierung hatte ein gut zweiwöchiger Shutdown die US-Behörden 2013 lahmgelegt. Auch damals erhielten hunderttausende Angestellte kein Geld. Scott Baker von der Kellog School of Management in Chicago und Constantine Yannelis von der Stanford University untersuchten 2015, die Auswirkungen des Shutdowns auf die Konsumausgaben. Die betroffenen Haushalte schränkten verstärkt ihre Ausgaben für Kleidung, Kaffeebesuche oder allgemeine Unterhaltungsausgaben ein. Am größten war der negative Effekt des Shutdown bei denjenigen, die sogar in den Zwangsurlaub geschickt wurden. Sie reduzierten ihre Verbrauchsausgaben gar um durchschnittlich 15 Prozent im Vergleich zu nicht betroffenen Staatsangestellten. Der Grund für diesen asymmetrischen Effekt: Die Angestellten, die zuhause auf ein Ende des Shutdowns warteten, hatten selbst Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern. Sie konnten daher auf eine bezahlte Betreuung verzichten oder konnten selbst kochen und mussten nicht auswärts essen.

Zugleich stellte die Studie auch deutlich höhere Konsumausgaben nach Ende des Shutdowns fest. Doch diese Nachholeffekte konnten insgesamt nur etwa 60 bis 70 Prozent des entgangenen Konsums ausgleichen. Während ausgefallene Einkäufe beispielsweise für Kleidung nachgeholt wurden, geschah das bei versäumten Restaurantbesuchen nicht, wie Ökonom Baker erklärt.

Die Bundesangestellten, die kein Gehalt während des Shutdowns erhalten und trotzdem arbeiten müssen, werden im Nachhinein vollständig entschädigt. Auch diejenigen, die nicht gearbeitet haben und im Zwangsurlaub waren, sind in der Regel nachträglich bezahlt worden.

„Die Schäden nehmen überproportional zu“

Wie schwer der Shutdown die US-Konjunktur negativ beeinflussen kann, hängt letztlich davon ab, wie lange der Shutdown andauert. Beispielsweise könnten „Haushalte ihre Ersparnisse aufbrauchen oder ihr Kreditkartenlimit erreichen,“ mahnt US-Ökonom Baker. Ebenfalls gebe jeder weitere Tag des Shutdowns den betroffenen Haushalten mehr Zeit ihr Ausgabeverhalten weiter anzupassen. So könnte sich die dämpfende Wirkung auf den privaten Konsum noch verstärken.

USA-Analyst Weidensteiner ist ähnlicher Ansicht. „Im Ganzen sind die wirtschaftlich negativen Folgen bislang als gering einzuschätzen“, sagt er. „Allerdings nehmen die Schäden überproportional zu, je länger der Ausstand dauert.“ Als Faustregel lasse sich sagen, dass etwa ein Zehntelprozentpunkt an BIP-Wachstum für jede Woche des Shutdowns verloren gehen.

Folglich sollte auch Trump an einem möglichst schnellen Ende des Shutdowns interessiert sein, schließlich twitterte der Präsident erst am vergangenen Mittwoch: „Unserem Land geht es in so vielen Dingen so gut. Großartige Job-Zahlen mit einem Rekordergebnis im Dezember.“

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