
Eine Schießerei im Kapitol in Washington hat am Ostermontag für Aufregung gesorgt. Im Besucherzentrum des Kongresses zog ein Mann an der Sicherheitsschranke eine Waffe, woraufhin Beamte ihn anschossen und überwältigten, wie Behörden mitteilten. Eine unbeteiligte Frau wurde verletzt, schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Das Kapitol und das Weiße Haus wurden zwischenzeitlich abgeriegelt. Einen terroristischen Hintergrund vermutet die Polizei nicht.
Der 66-jährige Verdächtige aus Tennessee war der Polizei bereits bekannt, wie Kapitol-Polizeichef Matthew Verderosa vor Reportern sagte. Behörden zufolge hatte der Mann im vergangenen Oktober eine Sitzung des Repräsentantenhauses lautstark gestört und gerufen, er sei ein „Prophet Gottes.“ Dafür war er von einem Washingtoner Gericht mit einem Zutrittsverbot für das Kapitol-Gelände belegt worden.
Ein terroristisches Motiv hinter der jüngsten Aktion des Verdächtigen schloss Polizeichef Verderosa indirekt aus. „Wir glauben, dass dies eine Tat einer Einzelperson war, die das Kapitol-Gelände schon vorher aufgesucht hat. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies mehr war als ein krimineller Akt.“ Gegen den Verdächtigen wurde Anzeige wegen einer Attacke mit einer tödlichen Waffe und bewaffneten Übergriffs auf einen Polizisten erstattet.
Die Gegner des Islamischen Staates
Die mächtigste Militärmacht der Welt führt den Kampf gegen den IS an. Seit mehr als einem Jahr bombardiert die US-Luftwaffe die Extremisten in Syrien und im Irak. An ihrer Seite sind auch Jets aus Frankreich und anderen westlichen Staaten sowie aus arabischen Ländern im Einsatz. Washington hat zudem US-Militärberater in den Irak entsandt, die Bagdad im Kampf am Boden unterstützen.
Moskaus Luftwaffe fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien. Sie sollen nach Angaben des Kremls den IS bekämpfen. Der Westen und syrische Aktivsten werfen Russland jedoch vor, die meisten Luftangriffe richteten sich gegen andere Rebellen, um so das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu unterstützen.
Deutschland liefert seit mehr als einem Jahr Waffen an die Kurden im Norden des Iraks, darunter die Sturmgewehre G3 und G36 und die Panzerabwehrwaffe Milan. Die Bundeswehr bildet zudem kurdische Peschmerga-Kämpfer für den Kampf am Boden aus.
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Katar und Jordanien unterstützen die USA bei den Luftangriffen. Vor allem Saudi-Arabien und Jordanien sehen den IS als Gefahr, weil die Extremisten bis an ihre Grenzen herangerückt sind.
Sowohl im Norden Syriens als auch im Nordirak gehören die Kurden zu den erbittertsten Gegnern des IS. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) im Syrien und die Peschmerga im Irak konnten den Extremisten empfindliche Niederlagen beibringen. Unterstützt werden sie von mehreren westlichen Staaten.
Das irakische Militär geht in mehreren Regionen des Landes gegen den IS vor. Allerdings kann sie nur wenige Erfolge vorweisen. Seit Monaten versucht die Armee erfolglos, die westirakische Provinz Al-Anbar zu befreien. Unterstützt wird sie von schiitischen Milizen, die eng mit dem Iran verbunden sind.
Sie bekämpfen das Regime und den IS. Das gilt auch für die Nusra-Front, syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie teilt die Ideologie des IS, ist aber mit ihm verfeindet.
Auch das syrische Militär geht gegen den IS vor. Kritiker werfen dem Regime jedoch vor, es greife vor allem andere Rebellen an und lassen die Extremisten gewähren. Auffällig ist, dass sich die meisten syrischen Luftangriffe nicht gegen den IS, sondern gegen Regionen unter Kontrolle anderer Gruppen richten.
Die Kongressabgeordneten waren am Montag noch in der Osterpause. Die Gegend rund ums Parlamentsgebäude bevölkerten jedoch zahlreiche Touristen. Besucher, Angestellte, Journalisten wurden unmittelbar nach Bekanntwerden des Zwischenfalls sofort in Büros gebracht und aufgefordert, sich zu verstecken. Rettungswagen fuhren vor, Polizisten sperrten die Straßen rund um das Gebäude großräumig ab.
Der Verdächtige wurde nach dem Vorfall mit Schussverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Er sei in stabilem, aber kritischem Zustand, teilte die Polizei mit. Zunächst war auch von einem angeschossenen Polizisten die Rede, doch entpuppten sich diese Berichte später als falsch.
Cathryn Leff aus Kalifornien ging nach eigenen Angaben durch die Sicherheitskontrolle am Haupteingang des Besucherzentrums im Kapitol, als die Polizei die Leute zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert hätten. Draußen hätten Beamte die Umstehenden angewiesen, sich hinter eine Mauer zu ducken. „Ich hörte zu meiner Linken etwas, dass sich wie zwei Schüsse anhörte“, berichtete Leff. Dann habe die Polizei ihr und anderen befohlen, weiterzurennen. „Ich fühlte mich wie im Film.“
Etwa eine Stunde nach den Schüssen machten die Amtsgebäude und das Kapitol selbst wieder auf. Das Besucherzentrum blieb indes im Zuge laufender Ermittlungen zunächst geschlossen.
Im Weißen Haus hatte die Präsidentenfamilie kurz zuvor Tausende Kinder für das traditionelle Ostereierschieben auf dem Rasen des Weißen Hauses begrüßt. Vorsorglich wurde auch der Präsidentensitz zunächst abgeriegelt, auch diese Maßnahme wurde aber nach der Festnahme des Verdächtigen wieder aufgehoben. Das Programm im Weißen Haus ging weiter.