US-Medien gegen Trump Der Kampf um die Wahrheit

Der aggressive Ton des neuen US-Präsidenten bei Pressekonferenzen versetzt etablierte Medienvertreter im Weißen Haus in Alarmbereitschaft. Ein Interview mit WHCA-Präsident Jeff Mason über Trumps „Krieg gegen Medien“.

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Jeff Mason ist Präsident der White House Correspondents Association (WHCA). Die Vereinigung vertritt seit über 100 Jahren die Rechte der Korrespondenten im Weißen Haus. Quelle: AP

Washington Der US-Journalist Jeff Mason ist Präsident der White House Correspondents' Association (WHCA). Die Vereinigung vertritt seit über 100 Jahren die Rechte der Korrespondenten im Weißen Haus. Seit der Wahl von Donald Trump muss die Interessensvertretung ungewöhnlich harte Kämpfe führen. Trump sieht sich „im Krieg“ gegen die Medien. Sein Pressesprecher Sean Spicer präsentierte sich zum ersten offiziellen Briefing im Weißen Haus mit einem aggressiven Ton und machte gleich mehrere Falschaussagen. Bei den Reportern etablierter Medien herrscht Alarm.

Herr Mason, Präsident Donald Trump hat am Samstag erklärt, er führe einen Krieg gegen die Medien. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Medien und der neuen Regierung?
Das Wort Krieg ist sein Wort, nicht unseres. Wir wollen eine konstruktive Beziehung zum Weißen Haus haben. Es hat immer Spannungen zwischen der Presse und dem Weißen Haus gegeben. Das ist nicht nur normal, das ist sogar gesund und gut. Und dieses Spannungsverhältnis wird es auf jeden Fall auch mit der Trump-Regierung geben.

Trumps Sprecher Sean Spicer war in seinem ersten Presse-Briefing sehr aggressiv und hat mehrmals die Fakten verbogen. Kann da ein konstruktives Verhältnis überhaupt möglich sein?
Ich bin optimistisch, aber ich bin nicht naiv. Wir haben jetzt gesehen, welchen Ton die Regierung für ihr erstes Briefing gewählt hat. Das können wir nicht ignorieren. Andererseits muss man unterscheiden zwischen dem, was vor den Kameras gesagt wird und der Art und Weise, wie wir hinter den Kulissen arbeiten. Das kann manchmal sehr unterschiedlich sein. Als Vorsitzender der White House Correspondents' Association kann ich mich nicht zu der Wortwahl des Präsidenten äußern. Er kann sagen, was er sagen möchte. Er ist der Präsident. Aber klar ist: Wir werden für unsere Rechte kämpfen, und wir werden weiter aggressiv über seine Regierung berichten, weil das unsere Aufgabe ist.

Der Präsident hat den Nachrichtensender CNN als „Fake News“ beschimpft. Seine Beraterin Kellyanne Conway sprach am Sonntag von „alternativen Fakten“. Hat sich Ihre Arbeit in diesen Zeiten verändert?
Ich möchte dazu nur so viel sagen: Fakten sind wichtig, es ist unsere Aufgabe, die Wahrheit zu berichten.

Wie ist die Stimmung unter den Reportern im Weißen Haus?
Wir waren sehr überrascht darüber, wie das erste Briefing am Samstag verlaufen ist. Damit habe auch ich nicht gerechnet. Andererseits ist es keine große Veränderung zum Wahlkampf. Und es ist die Entscheidung der Regierung, wie sie mit der Presse umgehen möchte.

Was sind Ihre wichtigsten Ziele für die kommenden Monate?
Das sind zwei Dinge: Ich werde dafür kämpfen, dass wir ausreichend Zugang zum Präsidenten und zu seinem Team bekommen. Und ich möchte für mehr Solidarität und Einigkeit unter den Korrespondenten im Weißen Haus sorgen. Das ist nicht immer einfach. Wir sind natürlich Kollegen. Viele von uns sind über die Jahre auch Freunde geworden. Aber wir sind natürlich auch Konkurrenten. Das ist normal. Aber wenn wir zusammenhalten und gemeinsam für mehr Zugang zur Regierung kämpfen, sind wir stärker. Das gilt übrigens für jeden neuen Präsidenten.

Sind die Journalisten in der Ära Trump schon näher zusammengerückt?
Ja, es gibt mehr Solidarität. Viele Kollegen wollen kooperieren, um Zugang zur Regierung zu bekommen. Das ist nicht immer einfach, weil wir manchmal verschiedene Interessen haben. Aber wir haben das gleiche Ziel und das ist gut.

Präsident Trump wird unter anderem von Steve Bannon, dem früheren Chef des rechtspopulistischen Nachrichtenportals Breitbart, beraten. Wird es in Zukunft ganz andere Medien im Weißen Haus geben, als es bislang der Fall ist?
Ich weiß es nicht. Das Weiße Haus entscheidet, wer für die Briefings akkreditiert wird. Wir als WHCA kümmern uns dann um die Sitzverteilung. Es gab Diskussionen darüber, ob wir in einen größeren Raum außerhalb des Weißen Hauses ziehen sollen, damit mehr Journalisten Platz haben. Das lehnen wir ab. Es gibt immer ein großes Interesse an einer neuen Regierung. Das war 2009 auch der Fall und der Raum hat damals auch gereicht. Es ist wichtig, dass wir weiterhin im Weißen Haus bleiben können, um bei Bedarf schnell Zugang zu den Pressesprechern und anderen Mitgliedern der Regierung zu haben. Wenn der Präsident große Pressekonferenzen abhalten will, dann kann das natürlich in einem größeren Raum stattfinden. Aber die täglichen Briefings sollten weiterhin im Weißen Haus abgehalten werden.

Die WHCA organisiert jedes Jahr im Mai ein großes Gala-Dinner. In den vergangenen Jahren war es ein rauschendes Fest für Politiker, Medien und Hollywood-Stars. Wird es das Dinner in diesem Jahr auch geben, obwohl der Präsident „Krieg“ gegen die Medien führt?
Ja, ich denke schon.

Herr Mason, vielen Dank für das Interview.

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