US-Parteien in der Krise Zwischen Republikanern und Demokraten ist noch Platz

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Trumps Überheblichkeit könnte ihn nötige Stimmen kosten

Doch Trumps Kritik könnte sogar nach hinten losgegangen sein. „Das Lustige ist, dass viele Leute in Utah keinen Kaffee trinken, weil sie Mormonen sind“, sagt McMullin. „Wir haben keinen Wahlkampf in Coffeeshops gemacht.“ Wenn Trump wirklich interessiert sei an dem Staat Utah und seinen Wählern, würde er vielleicht das ein oder andere darüber wissen.“

Die Vorwürfe gegen die Präsidentschaftskandidaten
Trumps bedenkliche Äußerungen Quelle: dpa
Clintons Gesundheitszustand Quelle: AP
Trumps bedenkliche Äußerungen Quelle: AP
Clintons Stiftung im Zwielicht Quelle: AP
Clintons Rolle in Libyen Quelle: REUTERS
Clintons E-Mail-Affäre Quelle: REUTERS
Trumps Versuche Steuern zu vermeiden Quelle: dpa

Trumps Überheblichkeit könnte dem Republikaner nun die nötigen Stimmen kosten, um den Staat für sich zu reklamieren. Seit Jahrzehnten hat Utah republikanisch gewählt. Doch von Trump sind immer weniger Menschen überzeugt. Die Mehrheit der Utah-Bewohner sind Mormonen und die Tageszeitung „Deseret News“, die der Mormonen-Kirche "Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" gehört, hat Trump nach den sexistischen Videos im Oktober aufgefordert, von der Kandidatur zurück zu treten.

Doch auch Clinton könnte unter McMullin in eine schwierige Lage kommen. Denn theoretisch, wenn auch wenig wahrscheinlich, könnte die Wahl am 8. November eine Patt-Situation herbeiführen, die weder Trump noch Clinton den Sieg bringen würde.

Sollte McMullin die sechs Stimmen aus Utah gewinnen, könnten den Kandidaten der Großparteien Stimmen zur Mehrheitsschwelle von 270 Stimmen fehlen. Finanzjournalist Chris Krueger hält den Fall “nicht für unmöglich”. Dann würde die zweite Kammer des Kongresses, das House of Representatives, den US-Präsidenten bestimmen. Theoretisch könnte eine republikanische Mehrheit dann auch einen Konservativen wie McMullin wählen. Das wäre allerdings ein wirklich unwahrscheinliches Szenario.

Dennoch könnte das Ergebnis das politische System durcheinander wirbeln. Es würde den Weg für ganz neue Konstellationen eröffnen. Denn das amerikanische Wahlvolk ist müde von den Peinlichkeiten eines Donald Trump und der Doppelzüngigkeit einer Hillary Clinton. Es lechzt nach politischen Alternativen. McMullin hätte gezeigt, dass es möglich ist. Sein Erfolg könnte die Geburtsstunde einer dritten politischen Kraft werden.

Experten halten das für realistisch. Denn die Parteien sind in einem desolaten Zustand. Beide Präsidentschaftskandidaten sind so unbeliebt wie noch kein Bewerber auf das Amt des US-Präsidenten zuvor. Vor allem die republikanische Partei ist ein Schatten ihrer selbst. Die Führungsriege leistet sich peinliche Auftritte. Beispielsweise Paul Ryan, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses. Wenn er über Trump redet, spricht er nur vom "Nominierten". Der Name Trump kommt nicht über seine Lippen. Ryan hat Trump nach dessen geleakten Video von Wahlkampfveranstaltungen ausgeladen.

Zudem hat Trump die "Grand Old Party" in eine Richtung manövriert, die vielen wirtschaftsliberalen Kräften der Partei zuwider sind. John Kasich etwa, der populäre Gouverneur aus Ohio, hält immer wieder ein flammendes Plädoyer auf Freihandel. Trump hingegen will die USA abschotten. Kasich hat bereits erklärt, dass er seinen Parteikollegen Trump nicht wählt.

Die größten Absurditäten im US-Wahlkampf
Hillary Clintons Doppelgängerin Quelle: AP
Von Hirntumor bis Zungenkrebs – Clintons Krankheiten im Überblick Quelle: dpa
Der Knopf in Clintons Ohr Quelle: AP
Hillary Clinton Quelle: AP
Donald Trump – der Antichrist Quelle: dpa
Hillary Rodham Clinton Jimmy Quelle: AP
Die Illuminati und Trump Quelle: REUTERS

„Es ist durchaus denkbar, dass wir irgendwann eine dritte Partei bekommen, die es zu einer relevanten Größe schafft“, sagt Steven Billet, Politikwissenschaftler an der George Washington Universität in Washington. Die Hürden seien zwar hoch. Aber ein reicher Spender könnte dies schaffen. Er müsste seine Partei in jedem Bundesstaat anmelden und fähige Leute rekrutieren.

Der Milliardär und ehemalige New Yorker Bürgermeister, Michael Bloomberg, wäre so ein Kandidat, glaubt Billet. Oder Microsoft-Gründer Bill Gates. Oder Facebook-Chef Mark Zuckerberg. „Die Frage ist nur, ob einer dieser Herren ein politischer Guru werden will.“

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