US-Steuerreform "Regierung muss Standort Deutschland stärken"

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Auswirkungen für deutsche Unternehmen

Wie groß sind die möglichen Auswirkungen dieser Steuer für deutsche Unternehmen?
Das ist unterschiedlich und von zahlreichen unternehmensindividuellen Faktoren abhängig. Die meisten Mittelständler werden davon gar nicht betroffen sein, weil diese Steuer grundsätzlich bei den meisten US-Töchtern erst mit einem Umsatz von mindestens 500 Millionen US Dollar und Zahlungen, welche unter die BEAT fallen, von mehr als drei Prozent der als Betriebsausgaben abgezogenen Zahlungen greift. Die BEAT-Steuersätze betragen für die meisten Unternehmen 2018 5 %, von 2019 bis 2025 10 % und ab 2026 12,5 Prozent. Eine Steuerbelastung kann dann entstehen, wenn die auf das um die BEAT-Zahlungen bereinigte steuerliche Ergebnis höher als die reguläre Bundeskörperschaftsteuer ist. Das wird wohl im wesentlichen nur auf DAX-Konzerne zutreffen. Für diese kann die Steuer aber durchaus problematisch werden.    

Könnte es ein weiteres Problem für deutsche Unternehmen sein, dass die amerikanische Konkurrenz nun günstig an ihr Auslandsvermögen kommt?
Das ist absolut ein Risiko. Bei der Umstellung auf das auch in Deutschland angewandte sog. Territorialprinzip wird auf die im Ausland thesaurierten Gewinne eine einmalige Bundessteuer von lediglich bis zu 15.5 % anstelle von bisher bis zu 35 % fällig. Zukünftige Gewinne ausländischer Tochtergesellschaften können dann grundsätzlich ohne weitere Steuerbelastung in den USA ausgeschüttet werden. Das spült vermutlich große Mengen an Geld in die Kassen der amerikanischen Unternehmen, die damit jetzt auf Einkaufstour gehen können. Das stärkt natürlich nicht die Position der deutschen Unternehmen.

Sind die USA durch die Reform jetzt zu einem Steuerparadies geworden, wie manche Trump vorwerfen?
Dagegen wehre ich mich. Die Reform war längst überfällig. Die USA hatten global betrachtet sehr hohe Körperschaftssteuern und die 21 Prozent, die jetzt durch die Medien gehen, sind auch nur die halbe Wahrheit. Berücksichtigt man auch die Steuern der Bundesstaaten liegt der Steuersatz bei etwa 26 Prozent. Das ist nur geringfügig weniger als in Deutschland oder anderen europäischen Staaten.

Droht dennoch jetzt ein großer Steuerwettbewerb zwischen den einzelnen Staaten? China hat bereits angekündigt, dass ausländische Unternehmen keine Steuern auf ihre Gewinne zahlen müssen, wenn sie diese wieder in China investieren.
Einen Steuerkrieg befürchte ich jetzt nicht. Klar ist aber, dass durch die Reform der Standort USA an Attraktivität gewonnen hat und sich die deutsche Politik Gedanken machen muss, wie sie darauf reagiert. Die Bundesregierung sollte jetzt den Standort Deutschland stärken. In der deutschen Steuerpolitik hat es zu lange weitgehend einen Stillstand gegeben. Und Stillstand ist bekanntlich Rückschritt. Die neue Bundesregierung sollte Mut und Kraft aufbringen, das Unternehmenssteuerrecht grundlegend zu verbessern und dabei z.B. die Gewerbesteuer, die es in diesem Umfang in kaum einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union gibt, auf den Prüfstand zu stellen.

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