US-Visapolitik Wenn die Angst über den Campus schleicht

Seite 3/3

Abschaffung der „Greencard-Lotterie“?



Doch was wird Donald Trump unternehmen? Beobachter in Washington rechnen mit einer engen Verzahnung der Visa-Politik mit der Entwicklung der Handelsbeziehungen mit Indien und China. Besonders viele High-Tech-Experten werden heute an indischen Universitäten ausgebildet und drängen in die USA. Doch durch eine Quotenregelung, die die Vergabe an Bürger dieser Länder kontingentiert, ist ein riesiger Rückstau an Anträgen entstanden. Jedes Jahr werden 85.000 H1-B-Visa vergeben, vergangenes Jahr bewarben sich darauf über 250.000 Antragsteller.

Eine Ausweitung des Programms scheint ohnehin praktisch undenkbar. Schon 2015 hatten der texanische Senator Ted Cruz und Senator Jeff Sessions einen Entwurf eingebracht, der die H1-B-Regeln massiv verschärfen und die sogenannte „Greencard-Lotterie“ abschaffen soll. Jeff Sessions ist kurz davor Justizminister zu werden.

Vor dem Hintergrund der Trump-Initiative hat die demokratische Abgeordnete des Repräsentantenhauses Zoe Lofgren vor wenigen Tagen einen eigenen Gegenvorschlag eingebracht. Arbeitgeber, die bereit sind mehr als das Doppelte des amerikanischen Durchschnittslohns einer Berufsgattung zu bezahlen, bekommen als erste Visa-Arbeiter zugeteilt. Die Rechnung dahinter: Wer auf diesem Niveau keinen US-Spezialisten finden kann, der hat wirklich ein echtes Personalproblem.

Die kalifornische Abgeordnete zeigt ein Herz für Startups mit weniger als 50 Mitarbeitern: Sie würden 20 Prozent aller Visa erhalten, ohne Gehälter wie bei Google oder Facebook zahlen zu müssen.

Bangen muss, jedenfalls theoretisch, auch eine andere Gruppe Hochqualifizierter: Seit einer überraschenden Erweiterung der Gesetzesgrundlage qualifizieren auch Fashion-Models für ein Hochqualifizierten-Visa. Und das, ohne wenigstens einen Hochschul-Besuch vorweisen zu müssen. Nach eine Untersuchung von Bloomberg aus dem Jahre 2013 sind relativ gesehen trotzdem die Chancen auf ein H1-B für junge Models aus aller Welt fast doppelt so gut wie für Computer-Tüftler.

Wenn es um Schönheit geht, ist „America first“ zumindest auf dem Visa-Gebiet und Fotostudios und Laufstegen noch nicht angekommen. Von daher weiß Donald Trump, wie wichtig H1-B-Visa für die Wirtschaft sind. Nach offiziellen Angaben war zumindest bis 2013 die Agentur Trump Model Management aus New York einer der fleißigsten Antragsteller der Visa für hochqualifizierte Mannequins. Bleibt abzuwarten, wie sich das in der Präsidialorder niederschlägt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%