Hillary Clinton hat sich zur Siegerin der Vorwahlen der Demokraten erklärt. Flankiert von US-Flaggen schwenkenden Anhängern sagte sie am Dienstagabend (Ortszeit) in ihrer Siegesrede im New Yorker Bezirk Brooklyn, die Menge werde Zeuge eines historischen Moments. „Dank euch haben wir einen Meilenstein erreicht“, rief die 68-Jährige der jubelnden Menge zu. Als erste Frau überhaupt wird sie von einer der beiden großen US-Parteien in den finalen Kampf ums Weiße Haus geschickt.
Hillary Clinton
Hillary Clinton ist die Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton und war während dessen Amtszeit in den 1990er Jahren die First Lady der USA. In dieser Zeit kümmerte sie sich um die Gesundheitsreform der Regierung, die aber letztlich scheiterte. Sie durchlitt während dieser Zeit die Affäre ihres Mannes mit der Praktikantin Monica Lewinsky und das deshalb eingeleitete Amtsenthebungsverfahren. Im Jahr 2000 errang sie einen Senatssitz für New York. 2008 bewarb sie sich schon einmal um die Präsidentschaftsnominierung der Demokraten, unterlag aber dem heutigen Präsidenten Barack Obama in den Vorwahlen. 2009 bis 2013 war sie unter Obama US-Außenministerin.
Quelle: AP
Ihren Vorsprung auf ihren Widersacher Bernie Sanders erhöhte Clinton am Dienstag mit Vorwahlsiegen in New Jersey und New Mexico. Sanders setzte sich dagegen bei dem Caucus in North Dakota durch, während die Ergebnisse aus Kalifornien - dem größten Vorwahlstaat - sowie aus Montana und South Dakota noch ausstanden.
Es handele sich nicht um den Sieg einer einzigen Person, rief Clinton der frenetischen Menge zu. Der Triumph gehöre stattdessen „Generationen von Frauen und Männern, die gekämpft und sich aufgeopfert und diesen Moment möglich gemacht haben“.
For the first time in our history, a woman will be a major party’s nominee for President of the United States. pic.twitter.com/4iLojpuPj8
— Hillary Clinton (@HillaryClinton) 8. Juni 2016
Mittlerweile steht fest: Clinton holt neben New Jersey und New Mexico auch South Dakota. Ersten Prognosen von CNN und der "New York Times" zufolge liegt Clinton zudem in Kalifornien vorn und laut dem US-Nachrichtensender NBC hat sie inzwischen eine Mehrheit der gebundenen Delegiertenstimmen. Damit vereint sie nun nach Ende fast aller Vorwahlen eine Mehrheit der demokratischen Delegierten auf sich. Sie braucht für die Nominierung auf dem Parteitag im Juli zwar noch die Stimmen einiger Super-Delegierter, von denen ihr aber bereits Hunderte ihre Zustimmung zugesichert haben.
US-Präsident Barack Obama gratulierte Hillary Clinton zum Erreichen der nötigen Delegiertenzahl für die Parteinominierung gratuliert. Er rief die voraussichtliche demokratische Präsidentschaftskandidatin in der Nacht zum Mittwoch an, um ihr seine Glückwünsche dazu auszudrücken, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses. Seine offizielle Unterstützung für Clinton gab es jedoch immer noch nicht.
2383 Delegierte sind es für den Sieg
Für die Nominierung werden bei den Demokraten 2383 Delegiertenstimmen benötigt. Hinzu kommen die Stimmen der Superdelegierten. Dies sind Parteifunktionäre und Amtsträger, die beim Nominierungsparteitag frei und unabhängig vom Vorwahlergebnis in ihrem US-Staat entscheiden dürfen, für wen sie stimmen werden.
Sanders besteht darauf, nach wie vor eine geringe Chance auf die Nominierung der Demokraten zu haben. Er wiederholte im Sender NBC seine Ankündigung, weiterkämpfen und Superdelegierte auf seine Seite ziehen zu wollen. Nach Angaben des Weißen Hauses telefonierte Obama auch mit ihm, um Sanders dafür zu loben, ein Schlaglicht auf wirtschaftliche Ungleichheit geworfen und Millionen Wähler mobilisiert zu haben. Der Erklärung zufolge werden sich Obama und Sanders am Donnerstag auf Wunsch des Präsidentschaftsbewerbers im Weißen Haus treffen.
Tonight, we can say with pride that, in America, there is no barrier too great and no ceiling too high to break. pic.twitter.com/7vbGPJe543
— Hillary Clinton (@HillaryClinton) 8. Juni 2016
Vor genau acht Jahren, am 7. Juni 2008, hatte Clinton im Vorwahlkampf gegen den späteren US-Präsidenten Barack Obama ihre Niederlage eingestanden. In Anlehnung an den verlorenen Kampf gegen Obama rief sie Anhänger von Sanders nun auf, ihr ihre Unterstützung zu geben. Es fühle sich niemals gut an, sein Herz in eine Sache oder einen Bewerber zu stecken und dann zu verlieren, sagte sie. „Ich kenne das Gefühl gut. Aber wenn wir auf den Kampf gucken, der wartet, sollten wir uns daran erinnern, was uns vereint.“
Im Hauptwahlkampf wartet Donald Trump, der alle fünf republikanischen Vorwahlen am Dienstag gewann. Clinton genoss es sichtlich, große Teile ihrer Siegesrede für Attacken auf Trump zu verwenden. „Er will gewinnen, in dem er Angst schürt und Salz in Wunden reibt - und uns täglich einfach daran erinnert, wie großartig er ist“, sagte sie voller Sarkasmus.
Trump, dem die Nominierung der Republikaner auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen ist, übte indes heftige Kritik an Clintons Zeit als US-Außenministerin. Die Demokratin habe das State Department in Washington „in ihren eigenen privaten Hedgefonds verwandelt“, sagte er am Dienstag in seiner Siegesrede zum Abschluss der Vorwahlen in einem seiner Golfresorts nahe New York City. Clinton und ihr Ehemann, der frühere US-Präsident Bill Clinton, hätten „die Politik der persönlichen Bereicherung zu einer Kunstform für sich“ gemacht, sagte Trump.