US-Wahl Die sieben Probleme Amerikas

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Bald griechische Verhältnisse in den USA?

Die charakteristischen Merkmale dieser Gruppe: Die Männer sind in der Regel ledig und in Amerika geboren. Viele sind Afroamerikaner, aber nicht alle. In dieser Gruppe rekrutiert Trump einen Großteil seiner Wähler, die „angry white men“, die sich von Immigranten und der Globalisierung ins Abseits gedrängt fühlen. Viele haben sich und die Suche nach einem Job längst aufgegeben.

Problem 4: Viele Schlaglöcher, kaputte Brücken

Die Probleme erinnern an Deutschland. Der Zerfall von Brücken und Straßen ist offenbar typisch für den Zustand erfolgreicher Industrieländer. Irgendwann kommen die staatlichen Bauwerke in die Jahre. Sie müssten erneuert werden, doch das Geld fehlt. In den USA fällt das vor allem bei den heruntergekommenen Flughäfen, den vielen Schlaglöchern im Straßenbeton und den maroden Brücken auf.

Die Marke Donald Trump

In den USA wurde die Mineralölsteuer, die den Großteil der staatlichen Infrastruktur finanziert, seit 20 Jahren nicht mehr angehoben. Steuererhöhungen sind auch in diesem Wahlkampf ein Tabuthema, wenn sie den normalen Bürger treffen würden. Das wäre bei der Mineralölsteuer der Fall. Doch damit fehlt dem Bundesstaat das Geld, in neue Straßen und zusätzliche Baustellen zu investieren.

Der nächste Präsident könnte die Nutzerbeiträge für die Infrastruktur wie Mautgebühren erhöhen. Oder er treibt woanders Geld auf. Hillary Clinton hat ein Milliardenprogramm angekündigt. Wie sie es finanzieren will, bleibt ihr Geheimnis.

Problem 5: Die da oben und die da unten

Der amerikanische Traum scheint ausgeträumt. Vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen es heute nur noch wenige. Das Problem erkennen selbst die Republikaner an, die eigentlich davon überzeugt sind, dass jeder zunächst für sich selbst sorgen soll. „Die Aufstiegsmöglichkeiten sind die zentralen Versprechen dieses Landes“, sagt Paul Ryan, republikanischer Sprecher des Abgeordnetenhauses, „aber die amerikanischen Maschinen, die den Aufstieg ermöglichen sollen, arbeiten nicht mehr so wie sie sollen“.

Auch in den USA entscheidet heute vor allem die soziale Herkunft darüber, ob es jemand schafft, ein besseres Leben zu führen. Wer arm geboren wird, bleibt oft arm. Das gilt vor allem für Schwarze. Laut Statistik schaffen nur 13 Prozent derjenigen, die in das einkommensschwächste Viertel geboren werden, den Aufstieg in das obere Viertel. Die USA sind andere Zahlen gewohnt. Es waren mal 40 Prozent. Die Folge: Das mittlere Realeinkommen eines US-Haushalts liegt heute mit 56.516 Dollar unter dem Niveau von 1999.

Problem 6: Lernen kostet Geld

Amerikanische Spitzenunis wie Harvard, Stanford und das MIT kosten ein Vermögen. Doch nicht nur die. Auch reguläre Colleges und Hochschulen verlangen saftige Studiengebühren. Wer nicht gerade mit einem üppigen Stipendium bedacht wird oder keine vermögenden Eltern hat, kann sich schnell übernehmen.

Die Verschuldung der amerikanischen Studenten und Absolventen ist inzwischen zu einem gigantischen Problem angewachsen. Die Medien sprechen von einer dramatischen „Krise“. Die ausstehenden Studentenkredite belaufen sich auf unfassbare 1,3 Billionen Dollar. 70 Prozent der Graduierten starten mit einer gewaltigen Verschuldung in ihren ersten Job - mitunter Hunderttausend Dollar und mehr. Acht Millionen Amerikaner sind beim Abstottern ihrer Kredite in Verzug – eine soziale Zeitbombe.

Problem 7: Bald griechische Verhältnisse

Im Oktober 2013 wurden staatliche Nationalparks und Bundesbehörden mehrere Tage lang geschlossen und 800.000 Beamte in den unbezahlten Urlaub geschickt. Der Grund: der so genannte „government shutdown“. Weil Demokraten und Republikaner sich nicht auf einen neuen Haushalt für das Jahr 2014 einigen konnten, durfte der Staat nicht mehr ausgeben als er einnimmt. Zudem drohte der Staat die Schuldenobergrenze von 16,7 Billionen Dollar zu erreichen – und damit ein Staatsbankrott.

Der government shutdown wurde zwar gelöst, weil sich die Politiker doch noch einigten. Doch Amerikas Schulden sind nach wie vor ein großes Problem und könnten ein noch größeres werden, wenn der neue Präsident die Ausgaben nicht unter Kontrolle bringt. Vor allem das Sozialversicherungssystem gilt als maßlos unterfinanziert.

Bleibt die Politik so wie sie ist steigt die Verschuldung laut Berechnungen von Brookings relativ zum Bruttoinlandsprodukt von heute 77 Prozent auf 150 Prozent bis 2046. Das jährliche Defizit würde von heute drei auf künftig neun Prozent steigen. Den USA drohen damit griechische Verhältnisse.

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