US-Wahl Trump ist ein lausiger Geschäftsmann

Die Steueraffäre von Donald Trump könnte für den Republikaner fatale Folgen haben. Denn sie offenbart, dass Trump nie ein erfolgreicher Unternehmer war. Sein wichtigstes Argument, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, droht zu verpuffen.

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Die größten Absurditäten im US-Wahlkampf
Hillary Clintons Doppelgängerin Quelle: AP
Von Hirntumor bis Zungenkrebs – Clintons Krankheiten im Überblick Quelle: dpa
Der Knopf in Clintons Ohr Quelle: AP
Hillary Clinton Quelle: AP
Donald Trump – der Antichrist Quelle: dpa
Hillary Rodham Clinton Jimmy Quelle: AP
Die Illuminati und Trump Quelle: REUTERS

Angriff ist die beste Verteidigung. Nur so lässt sich der Tweet erklären, den Donald Trump rund zwölf Stunden nach der heiklen Veröffentlichung der „New York Times“ absetzte. Die Zeitung berichtete am Wochenende, dass Trump möglicherweise 18 Jahre lang keine Steuern gezahlt habe. „Ich kenne die komplexen Steuergesetze besser als jeder andere, der sich jemals um das Amt des Präsidenten beworben hat, und ich bin der einzige, der sie reformieren kann“, teilte Trump per Twitter mit.

Der Tweet, der ihn als Macher in den Vordergrund rücken sollte, könnte zu einem Bumerang werden. Die Aussage wirkt wie ein Eingeständnis, dass Trump als Unternehmer möglicherweise doch nicht so erfolgreich gewesen ist wie er sich nach außen präsentiert. Laut „New York Times“ betrug der Verlust, den Trump 1995 per Steuererklärung angegeben hatte, fast 916 Millionen Dollar. In solchen Fällen erlauben es die Bundes-Steuergesetze, bis zu 20 Jahre lang gar keine Steuern zu zahlen. Rechtlich ist Trump also im grünen Bereich.

Doch auf anderer Ebene wirkt Trump wie ein Verlierer. Nicht, weil er mal ein Business vor die Wand gefahren hat. Das gilt in den USA eher als Auszeichnung für Mut und Unternehmergeist. Doch Trump behauptete stets, er sei ein außerordentlich guter Geschäftsmann. Doch der Verlust von fast einer Milliarde Euro im Jahr 1995 offenbart einen anderen Typ Unternehmer.

Amerika diskutiert deshalb in diesen Tagen, was die Null-Steuer über Trump aussagt. Ist er schlicht smart, weil er die Steuergesetze besser ausnutzt als andere. Oder ist er in Wahrheit  ein schlechter Unternehmer, der im Umkehrschluss auch nicht geeignet wäre für das Amt des US-Präsidenten.

Dass Trump sich stets geweigert hat, seine Steuererklärungen offen zu legen, wie dies für Präsidentschaftskandidaten inzwischen Uso ist, könnte nun sich nun bitter für ihn auswirken. Offenbar hatte Trump etwas zu verheimlichen. Das Kartenhaus, dass sich Trump über die Jahre sukzessive aufgebaut hat, droht zu zerfallen.

Trump „jämmerlich unvorbereitet“ für Präsidentschaft
„Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel werden, und ihr wisst, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für Deutschland und die Menschen Deutschlands ist“, sagte Trump Mitte August in einer außenpolitischen Rede in Youngstown (Ohio). „Die Kriminalität ist auf ein Niveau gestiegen, das niemand geglaubt hat, je zu sehen.“ Die USA hätten genug Probleme, ohne sich durch die ungezügelte Aufnahme syrischer Flüchtlinge weitere aufzubürden. Quelle: AP
„Jämmerlich unvorbereitet“, um die USA als Präsident führen zu können, ist Donald Trump nach Aussagen von US-Präsident Barack Obama. Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus forderte Obama die Republikaner am Dienstag auf, Trump nicht mehr zu unterstützen. Dabei gehe es um mehr als unterschiedliche Ansichten politischer Natur, sagte Obama. Trotz des wachsenden Unmuts gegenüber Trump hat bisher kein Republikaner ihm seine Unterstützung entzogen. Obama sagte, republikanische Politiker hätten wiederholt feststellen müssen, dass Äußerungen Trumps inakzeptabel seien. „Warum unterstützen Sie ihn dann noch?“, fragte Obama. Quelle: dpa
„Belgien ist eine wunderschöne Stadt und ein herrlicher Ort - großartige Gebäude“, sagte Donald Trump in einer Rede und zeigte, wie es um seine geographischen Kenntnissen bestellt ist. „Ich war mal dort, vor vielen, vielen Jahren. Vor ein paar Monaten habe ich dann ein Statement abgegeben, nach dem Motto, Belgien ist ein elendes Loch. Dafür wurde ich dann schwer kritisiert, man hat gesagt, was für eine böse Sache - und dann hatten sie in Belgien dieses massive Problem.“ Quelle: dpa
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Washington Post von künftigen Wahlkampfauftritten ausgeschlossen: Auf Facebook bezeichnete er das Blatt als "unehrlich und verlogen". Die Washington Post hatte erst kürzlich kritisch über den Milliardär berichtet. In den Augen von Trump sei die Berichterstattung "unglaublich fehlerhaft", deshalb habe er der Zeitung die Akkreditierung für seine Wahlkampfveranstaltungen entzogen.Der umstrittene republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump ist ein Quereinsteiger und hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Im Wahlkampf macht er immer wieder mit skurrilen Aussprüchen auf sich aufmerksam. Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: dpa
Trumps Knaller nach dem Sieg in den Vorwahlen von Nevada: „Wir haben bei den Evangelikalen gewonnen. Wir haben bei den Jungen gewonnen, wir haben bei den Alten gewonnen. Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen, wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten.“ Quelle: REUTERS

Denn mit der Steueraffäre  wirken die vielen Unternehmenspleiten und Ungereimtheiten von Trump noch erdrückender.

So startete er Anfang der Neunzigerjahre sein Glück mit drei Casino-Hotels in Atlantic City im Bundesstaat New Jersey. Anfangs boomte das Geschäft und Trump plante weitere Hotels. Doch Mitte der Neunzigerjahre geriet seine Hotel-Casino-Gesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten. Wegen der harten Konkurrenz war Trump gezwungen, Anteile zu verkaufen, um die Insolvenz zu vermeiden. Als die Gesellschaft 2004 zum dritten Mal in Zahlungsschwierigkeiten geriet, stieg Trump aus. Heute gibt es eine Nachfolgegesellschaft, die noch seinen Namen trägt, aber nicht mehr in seinem Eigentum ist.

Heikle Geschäftspraktiken und Politik der untersten Schublade

Im Jahr 1989 übernahm Donald Trump mit einer Investorengruppe für 380 Millionen Dollar die gestrauchelte Eastern Air Lines. Trump machte aus den 17 Boeings 727 Luxusflieger, die keiner haben wollte.

Passagiere auf der Ein-Stunden-Strecke von New York nach Washington forderten Komfort und wettbewerbsfähige Preise statt überflüssiges Mahagoni-Furnier. Auch die gestiegenen Kerosinpreise brachten die Airline ins Straucheln. Trump verkaufte die Airline bereits 1992 an US Air – und holte sich nicht annähernd den Kaufpreis zurück.

Die Wirtschaftsberater von Donald Trump

Mit der Trump University wollte Donald Trump den Bildungsmarkt aufrollen. 2004 gründete er das Institut, das gegen eine Gebühr von bis zu 35.000 Dollar Kurse im Immobilienmanagement, Vermögensverwaltung und Vermögensbildung anbot. Weil die University nie den offiziellen Status einer Hochschule innehatte, war Trump gezwungen, die Organisation in Trump Entrepreneur Initiative umzubenennen. Außerdem laufen gegen die Schule diverse Klagen wegen angeblich überzogener Werbeversprechen.

Ganz nebenbei versuchte Trump auch kleinere Geschäfte aufzubauen, die vor allem seinen Namen vermarkteten. 2006 gründete er eine Online-Reiseseite unter dem Namen GoTrump.com. Doch mehr als eine Webseite ist daraus nichts geworden. Auch mit dem Trump Vodka hatte er 2006 kein Glück. Das Unternehmen wurde ein Jahr später wegen schwacher Verkaufszahlen eingestellt. Das Trump Steak im Jahr 2007 wurde nur zwei Monate lang feilgeboten, dann nicht weiter verkauft.

Die Marke Donald Trump

In der heißen Phase des Wahlkampfes drohen ihm nun auch heikle Geschäftspraktiken auf die Füße zu fallen. Das „Wall Street Journal“ berichtete vor wenigen Tagen, dass ein Unternehmen von Trump plante, in Kuba Geschäfte zu machen, obwohl ein Embargo Handel mit dem kommunistischen Land strikt verbot. Angeblich seien bereits Gelder geflossen, um die Marktchancen auszuloten. Sollte sich dies bewahrheiten, hätte Trump gegen außenpolitische Grundzüge verstoßen. US-Wähler mögen das vor allem dann nicht, wenn man mit einem kommunistischen Regime anbandelt.

Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er diese Vorwürfe gegen sich auf seine Weise abprallen lässt. Auf einer Veranstaltung in Pennsylvania erwähnte er mit keiner Silbe die von der „New York Times“ enthüllten Dokumente zur Steueraffäre. Stattdessen äffte er Hillary Clinton nach, wie sie bei einer Trauerfeier zum Terroranschlag auf New York Mitte September aus Erschöpfung zusammenbrach – Politik der untersten Schublade.

Laut Umfrageergebnissen sieht es derzeit nicht gut aus für Trump. Clinton ging als klare Siegerin der ersten TV-Debatte Ende September hervor. Seitdem hat die Demokratin ihren Vorsprung ausgebaut. Für Trump waren die letzten acht Tage die bitterste Woche seiner Präsidentschaftskandidatur.

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