




Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat sich von ihrer Ärztin eine gute Gesundheit attestieren lassen. Die 68-jährige Demokratin sei fit für den Posten als Präsidentin, erklärte die Medizinerin Lisa Bardack am Mittwoch (Ortszeit) laut einer Mitteilung von Clintons Wahlkampfteam. Die Kandidatin erhole sich gut von ihrer Lungenentzündung. Clintons republikanischer Rivale stellte deren Stehvermögen infrage.
Clinton hatte am Sonntag einen Schwächeanfall erlitten, als sie trotz ihrer Erkrankung an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 teilnahm. Danach kündigte sie detaillierte Informationen zu ihrer Gesundheit an und wird nach Angaben ihres Teams am Donnerstag wieder in den Wahlkampf einsteigen.
Laut Bardack leidet Clinton an einer leichten, nicht ansteckenden Lungenentzündung, die von Bakterien hervorgerufen wird. Ursache sei eine Allergie, die sich zu Husten und einer Infektion ausgewachsen habe. Clinton sei deswegen vor knapp zwei Wochen zu Bardack gekommen. Damals habe sie leichtes Fieber, Blutandrang und Ermüdungserscheinungen gehabt. Sie nehme jetzt zehn Tage lang ein Antibiotikum und erhole sich gut. Ansonsten sei ihr Zustand normal. Clinton sei in exzellenter geistiger Verfassung.
Clintons wirtschaftspolitische Pläne
Clinton will in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit das umfassendste Investitionsprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg in Infrastruktur, Industrie, Forschung und Entwicklung, Klimaschutz und Mittelstandförderung anstoßen. Sie will über fünf Jahre aus staatlichen und privaten Quellen 275 Milliarden Dollar mobilisieren, um die Verkehrs- und Netz-Infrastruktur zu verbessern. Damit und mit anderen Mitteln will sie über zehn Millionen neue Jobs schaffen. Die Industrie soll stärker werden. Gelingen soll das mit einer Partnerschaft von Wirtschaft, Arbeitnehmern, der Regierung und Verwaltungen sowie der Wissenschaft. Firmen sollen sich verpflichten, Jobs und Investitionen statt in Übersee in den USA zu halten. Dafür sollen sie finanzielle Vorteile genießen. Besonders gefördert werden sollen strukturschwache Regionen. Die Position der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften will Clinton stärken. Der Mindestlohn soll von 7,25 Dollar je Stunde auf zwölf, zuletzt war gar von 15 Dollar die Rede, erhöht werden.
Clinton verspricht ein gerechteres und einfacheres Steuersystem. Multi-Millionäre und Milliardäre sollen einen Steueraufschlag zahlen, Arbeitnehmerhaushalte und Familien entlastet werden. Steuerschlupflöcher für Firmen und Privatpersonen will Clinton schließen. Unternehmen, die ihre Gewinne in Steueroasen transferieren, sollen eine Extra-Steuer zahlen. Investitionen von Unternehmen in den USA selbst will sie begünstigen und dabei kleine Firmen besonders entlasten. Gleiches gilt für Familien, die Sonderlasten tragen, weil sie beispielsweise ältere und erkrankte Familienangehörige pflegen.
Die US-Finanzindustrie will Clinton enger an die Leine legen. Wall-Street-Riesen sollen einen Extra-Zuschlag zahlen, der sich nach ihrer Größe und ihrem Risikogewicht für die Branche richtet. Bestehende Möglichkeiten für Großbanken, Kundengelder in Hochrisikofeldern zu investieren, will sie beschneiden. Top-Banker sollen bei Verlusten ihrer Institute mit Bonus-Einbußen rechnen. Der Hochfrequenzhandel soll besteuert werden. Riesige und undurchschaubare Finanzriesen sollen stärker kontrolliert und im Zweifel aufgespalten werden. Clinton will Finanzmanager auch stärker in Mithaftung nehmen, wenn in ihren Instituten gegen geltendes Recht verstoßen wird.
Clinton verspricht, schärfer gegen Länder wie China vorzugehen, wenn diese internationale Freihandelsregeln verletzen und damit amerikanischen Arbeitsplätzen schaden. Sie will Nein sagen zu Handelsabkommen, wie der Trans-Pazifischen Partnerschaft (TPP), die nicht den US-Standards genügen, etwa mit Blick auf die Bezahlung von Arbeitnehmern. Das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta will sie neu verhandeln. Zum US-EU-Freihandelsabkommen TTIP, das derzeit verhandelt wird, äußerte sie sich in jüngster Zeit zwar nicht direkt, doch war sie schon früher auch dazu auf Distanz gegangen und will in Freihandelsabkommen generell die amerikanischen Interessen besser zum Tragen kommen lassen. „Amerika fürchtet den Wettbewerb nicht“, gibt sie sich insgesamt kämpferisch.
In Umwelt- und Energiepolitik will Clinton Zeichen setzen. Sie will Amerika zur weltweiten „Supermacht“ des 21. Jahrhunderts in Sachen saubere Energie machen.
Clinton will Schluss damit machen damit, dass sich US-Bürger wegen einer College- oder Universitätsausbildung hoch verschulden. Sie will für eine bessere Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie und gleiche Bezahlung von Männern und Frauen sorgen. Bei Krankheit und im Alter soll es mehr soziale Sicherheit geben.
Bardack schrieb zudem, Clinton sei im Januar an einer Infektion der Ohren und der Nebenhöhlen erkrankt gewesen. Ihr sei eine Drainage ins linke Ohr gelegt worden. Eine Computertomographie habe eine leichte chronische Entzündung gezeigt. In Gehirn und Nebenhöhlen gebe es keine Auffälligkeiten. Clintons Blutdruck sei normal. Auch Clintons Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine veröffentlichte seine Gesundheitsdaten. Sein Arzt Brain Monahan bescheinigte ihm eine „allgemein exzellente Gesundheit“. Kaine habe nie geraucht und trinke nur mäßig Alkohol.
Die Termine bei der US-Wahl 2016
In den ersten Bundesstaaten beginnt die Briefwahl. Bei der Abstimmung 2012 gab fast ein Drittel der Wähler ihre Stimme vor dem eigentlichen Wahltag ab.
Erste Fernsehdebatte der Präsidentschaftskandidaten in Dayton, Ohio.
Fernsehdebatte der Kandidaten für das Amt des Vize-Präsidenten in Farmville, Virginia.
Fernsehdebatte der Präsidentschaftskandidaten in St. Louis, Missouri.
Fernsehdebatte der Präsidentschaftskandidaten in Las Vegas, Nevada.
Wahltag: Landesweite Abstimmung über den Präsidenten, das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats; dazu Landeswahlen und Volksabstimmungen in zahlreichen Bundesstaaten und Kommunen.
Vereidigung des neuen Staatsoberhaupts.
Trump hat ebenfalls Einzelheiten zu seiner Gesundheit angekündigt. Am Mittwoch drückte er in der Fernsehsendung „Dr. Oz Show“ dem Gastgeber Mehmet Oz ein Blatt mit den neuesten Untersuchungsergebnissen seines Arztes Harold Bornstein in die Hand. Der Inhalt wurde jedoch zunächst nicht bekannt, weil die Sendung erst am Donnerstag ausgestrahlt wird. Bronstein hatte Trump bei früherer Gelegenheit bescheinigt, falls der 70-Jährige die Wahl gewinne, werde er der gesündeste Präsident aller Zeiten sein. Später räumte Bornstein ein, den Brief binnen fünf Minuten verfasst zu haben, während ein Auto auf ihn wartete.
Trump machte bei einem Wahlkampfaufritt erneut Clintons Ausdauer zum Thema. „Glaubt ihr, dass Clinton in der Lage ist, hier eine Stunde zu stehen?“, fragte er vor etwa 5000 Zuhörern. „Ich glaube nicht.“