US-Wahlkampf Trump schaltet einen Gang hoch

Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, vor seiner Rede bei einer Wahlkampfveranstaltung im South Carolina Statehouse. Quelle: dpa

Ex-Präsident Donald Trump will zurück ins Weiße Haus. Der Auftakt dazu fand in ungewöhnlich kleinem Rahmen statt, doch seine Botschaft bleibt gleich: Er ist wütender und entschlossener denn je.

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Es waren überschaubare Veranstaltungen, mit denen sich Donald Trump am Samstag zurück im Wahlkampf meldete. Ein Auftritt beim Jahrestreffen der Republikaner in New Hampshire, einige Stunden danach eine Rede vor knapp 200 Zuhörern in Columbia, der Hauptstadt von South Carolina, umgeben von prominenten Politikern des Staates. Dabei passt der kleine Rahmen traditionell nicht zu Trump. Über Jahre veranstaltete der Rallys vor tausenden Anhängern, die teils Stunden angestanden hatten, um ihn sprechen zu hören. Verglichen damit hatten die kleinen Darbietungen vor Entscheidungsträgern in wichtigen Vorwahlstaaten fast einen traditionellen Wahlkampfcharakter. An der Botschaft des Ex-Präsidenten hat sich indes nichts geändert. „Ich bin heute wütender“, sagte er in New Hampshire. „Und ich bin entschlossener als ich jemals war.“

Trumps Rückkehr auf die Bühne ist das erste größere Lebenszeichen seiner dritten Präsidentschaftskampagne, die ja immerhin schon seit mehr als zwei Monaten läuft. Doch nach seiner Ankündigung im November, 2024 das Weiße Haus zurückerobern zu wollen, ist nicht viel passiert. Zwar äußert sich der Kandidat mittlerweile regelmäßig auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social und lässt seine Mitarbeiter fast täglich Spendenaufrufe verschicken, doch in die breite Öffentlichkeit durchgedrungen ist der Wahlkampf des Ex-Präsidenten so noch nicht. Das mag auch an einem Team liegen, das derzeit vor allem einem Rohbau gleicht. Einen offiziellen Wahlkampfmanager gibt es noch nicht, auch sonst gilt die Personaldecke als dünn.

Doch nicht nur die Auftritte in New Hampshire und South Carolina könnten ein Anzeichen dafür sein, dass Trump nun einen Gang hochschalten will. Überhaupt dürfte sein Megafon bald wieder größer werden. Zuletzt kündigte Meta an, dass Trumps Konten bei Facebook und Instagram demnächst entsperrt werden sollten. Beide waren nach dem Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 eingefroren worden. Auf seinen Twitter-Account hat der Ex-Präsident schon länger wieder Zugriff, auch wenn er ihn bislang noch nicht wieder genutzt hat. Doch dass sich Trump auf ewig mit der sehr begrenzten Öffentlichkeit seines eigenen Social-Media-Dienstes zufriedengeben wird, ist kaum vorstellbar. Auf Truth Social folgen ihm weniger als fünf Millionen Konten. Auf Facebook sind es 34 Millionen, auf Instagram 23 Millionen. Und bei Twitter mehr als 87 Millionen.

Ex-Präsident Donald Trump kandidiert noch einmal fürs höchste Amt in den USA. Für ihn ist das wichtiger denn je. Seine Bewerbung kommt jedoch zu einer Zeit, in der die Republikaner so gespalten sind wie lange nicht.
von Daniel Schmidt

Präsidentschaftskandidaten der Republikaner laufen sich warm

Auch kommt langsam Bewegung ins Kandidatenfeld. Derzeit ist Trump noch der einzige Bewerber um die Nominierung der Republikaner. Aber das dürfte sich bald ändern. Es wird erwartet, dass in den nächsten Wochen Ex-UN-Botschafterin Nikki Haley ihre Kandidatur erklärt. Auch Ex-Außenminister Mike Pompeo und Ex-Vize-Präsident Mike Pence bereiten allem Anschein nach Anläufe aufs Weiße Haus vor. Hinzu kommen eine Handvoll Senatoren wie Tim Scott aus South Carolina und Gouverneure wie Glenn Youngkin aus Virginia, denen höhere Ambitionen nachgesagt werden und Trump-Kritiker wie Larry Hogan und Liz Cheney. Und dann wäre da noch Ron DeSantis aus Florida, der aktuelle Liebling des Parteiestablishments und der Spenderklasse.

All diese möglichen Kandidaten haben vor allem eine Sache gemeinsam: Sie schneiden in Umfragen unter Republikanern deutlich schlechter ab als Trump. Zwar trauen sich nach dem enttäuschenden Abschneiden der Partei bei den Midterm-Wahlen im November immer mehr Vertreter aus der GOP-Führungsriege, Trump zu kritisieren und für einen personellen Neuanfang zu werben. Doch an der Basis ist der Ex-Präsident nach wie vor beliebt. In einer aktuellen Auswertung des Instituts Morning Consult unterstützten 49 Prozent der befragten potenziellen Teilnehmer am republikanischen Vorwahlprozess Trump. DeSantis kam nur auf 30 Prozent. Alle anderen blieben im einstelligen Bereich. Bei aller Rhetorik, dass sich die Partei vom Ex-Präsidenten emanzipieren sollte: Die Masse der Parteianhänger steht weiter zu Trump.



Das kann sich noch ändern. Gegen Trump laufen auf mehreren Ebenen Ermittlungen – unter anderem wegen seiner Rolle beim Sturm aufs Kapitol und seinen Umgang mit Geheiminformationen. Wie eine mögliche Anklage des Ex-Präsidenten das Rennen beeinflussen würde, ist völlig unklar. Hinzu kommt der Faktor Zeit. Die ersten Vorwahlen finden erst in einem Jahr statt. Andere Kandidaten haben also noch lange die Gelegenheit, ein eigenes Profil zu entwickeln und dem 76-Jährigen den Rang des Favoriten streitig zu machen. Doch leicht wird das nicht. Schließlich zeichnet sich ein großes Kandidatenfeld ab – ein Vorteil für Trump, der schon 2016 die Nominierung seiner Partei vor allem erobern konnte, weil seine Gegenkandidaten sich gegenseitig blockierten und sich keine eindeutige Alternative zu dem damaligen Politikneuling herauskristallisierte.

Und: Trump hat in seiner Zeit nach dem Weißen Haus sehr viel Spendengeld eingesammelt. Zusammengenommen haben seine verschiedenen Vehikel rund 95 Millionen Dollar zur Verfügung. Zwar kann er für seinen offiziellen Wahlkampf nur einen Bruchteil davon benutzen, aber trotzdem dürfte diese Zahl potenziellen Gegenkandidaten Anlass zur Sorge geben. Auch deshalb schaut die politische Klasse in Washington gespannt auf den kommenden Dienstag. Denn am 31. Januar müssen Wahlkampagnen ihre Spendeneinnahmen des letzten Quartals 2022 veröffentlichen. Sollte Trump nach der offiziellen Verkündung seiner Kandidatur ordentlich Geld gesammelt haben, könnte das noch unentschlossene potenzielle Gegenkandidaten abschrecken. Bleibt er hingegen hinter den Erwartungen zurück, wäre dies ein Zeichen von Schwäche.

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So oder so: Im Moment gilt Trump als Favorit auf die erneute Nominierung der Republikaner für das Amt des US-Präsidenten – und das nicht nur, weil er der einzige offizielle Kandidat ist. Gut möglich, dass es 2024 also zu einem erneuten Wettstreit mit Joe Biden ums Weiße Haus kommt. Für den Amtsinhaber nicht die unangenehmste Aussicht. In aktuellen Umfragen liegt der Demokrat deutlich vor dem Republikaner.

Lesen Sie auch: Trumps größtes Risiko: Ist DeSantis' Pfad zum Weißen Haus frei?

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