
Ein US-Wahlkampf-Video sorgt für heftige Kontroversen - und das bis hin in die Schweiz. In dem Streifen, den eine private Organisation produzierte und ins Internet stellte, tanzt eine junge Frau im Dirndl um einen Mann, der den republikanischen Spitzenkandidaten Mitt Romney darstellen soll.
Sie singt zu den Tönen des 1997-iger Pop-Hits „I'm a Barbie Girl“ und bezieht sich dabei auf Vorwürfe, nach denen der Multimillionär Teile seines Reichtums in Schweizer Banken gebunkert haben soll, um Steuern zu sparen.
„Ich bin ein Romney-Girl, in einer Romney-Welt. Leben ist steuerlos. Es ist fantastisch“, trällert die Frau. „Ich bin Mitt Romney. Lass uns feiern“, antwortet der Video-Romney, während sie in sein rotes Cabrio steigt.
Das Video sorgt allerdings nicht nur für Lacher: Ein Sprecher des Schweizer Außenministeriums in Bern, Renz Tilman, bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass sich die Botschaft in Washington im Wahlkampf-Hauptquartier von Präsident Barack Obama beschwert habe. Sie habe gegen die Ausstrahlung von Spots interveniert, „welche den Eindruck vermitteln, dass die Tatsache, ein Bankkonto in der Schweiz zu haben, an sich schon anrüchig sei und in jedem Fall dazu dienen würde, Geld vor dem Fiskus zu verstecken.“
Salome Ramseier, eine Sprecherin der Schweizer Botschaft, erklärte aber, dass die Intervention nichts mit dem Romney-Girl-Video zu tun gehabt habe. Sie habe sich auf „Schlussfolgerungen“ hinsichtlich Schweizer Bankkonten vor dem Clip bezogen, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa.





Das Video stammt von der New Yorker Interessengruppe Agenda Project/Action Fund (APAF). Diese habe keine Verbindung zu Obamas Wahlkampflager, sagte Erica Payne, Chefin der Gruppe. Sie sei eine unabhängige Einrichtung, die für eine Reform des Steuersystems kämpfe.
Steuern sind ein Hauptthema im US-Wahlkampf. Obama wirft seinem Konkurrenten in TV-Wahlkampfspots vor, sein Geld in Steueroasen, etwa auch in der Karibik, zu bunkern. Der ehemalige Private-Equity-Mann Romney tut dies als „kleinliche“ Kritik ab, mit der Obama lediglich von seiner schlechten Bilanz auf dem Arbeitsmarkt ablenken wolle. Obama setzt in seiner Kampagne auf das Versprechen, die Steuersätze für Wohlhabende mit einem Jahreseinkommen von 250.000 Dollar (205.000 Euro) pro Haushalt zu erhöhen. Romney und die Republikaner lehnen das kategorisch ab.
Das "Romney-Girl" ist eine weitere Posse im von Pannen und Peinlichkeiten geschüttelten Wahlkampf der US-Präsidentschaftskandidaten, bei denen vor allem Mitt Romney sein Fett weg bekommt.
Zuletzt war er unter Druck geraten, als sein Parteifreund Todd Akin in einem Fernsehinterview erklärte, es sei selten, dass Frauen nach Vergewaltigung schwanger würden. Daher dürfe Abtreibung auch dann keine Option sein. Für Aufregung sorgte vor allem Akins Bemerkung, wonach der Körper der Frau im Falle „legitimer Vergewaltigungen“ Möglichkeiten habe, eine Schwangerschaft zu verhindern. Romney distanzierte sich schließlich von Akin und forderte diesen zum Rückzug als Senatskandidat auf.