US-Wahlkampf Donald Trumps seltsames Streben nach Russland

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Was hat Trump nur mit Moskau?


Manche machen vor allem drei Männer in seinem Umfeld für die Bestrebungen verantwortlich. Da wäre Carter Page, der im März als außenpolitischer Berater in Trumps Team kam. Laut Lebenslauf arbeitete er drei Jahre lang für die US-Bank Merrill Lynch in Moskau und kam in dieser Zeit auch mit dem Energieriesen Gazprom in Kontakt.
Immer wieder kritisierte Page die Sanktionen gegen Russland. Am 7. Juli sprach er in Moskau bei einer Veranstaltung der New Economic School (NES). Die amerikanische Politik kam dabei nicht gut weg. Spekulationen, wonach Page in der Hauptstadt den mächtigen Kreml-Verwaltungschef Sergej Iwanow getroffen haben soll, wurden von Putins Sprecher Dmitri Peskow dementiert.
Da wäre der Ex-General Michael Flynn, der einst Chef des US-Geheimdienstes DIA war. Im Ruhestand trat Flynn immer wieder als Experte im staatlichen russischen TV-Sender Russia Today (RT) auf, wo er sich unter anderem für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland beim Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat stark machte. Auch Flynn berät Trump in außenpolitischen Fragen.

Das wäre zudem Paul Manafort, Trumps Wahlkampfmanager, der eine ambivalente Karriere als Lobbyist hinter sich hat. Zu seinen früheren Auftraggebern zählte auch der ukrainische Ex-Präsident Viktor Janukowitsch. Vor allem Manafort wird eine große Rolle beim Thema Moskau zugeschrieben. Aber Trump habe auch schon wohlwollend über Russland gesprochen, als der 67-Jährige noch gar nicht für ihn arbeitete, meint E. Wayne Merry vom American Foreign Policy Council.

Die „Washington Post“ schreibt, Trumps Interesse an Russland speise sich zu einem Großteil aus seiner unternehmerischen Vergangenheit. Seine Weltsicht sei durch den Blick des Geschäftsmannes geprägt, weniger durch außenpolitische Denkfabriken. Seit den 1980er Jahren reiste er auf der Suche nach Investitionen immer wieder nach Moskau, seine Bestrebungen scheiterten allerdings. An seinem Loblied änderte das nichts. Noch 2013 erzählte er begeistert davon, bei einer Party mit fast allen russischen Oligarchen in einem Raum gewesen zu sein.

Die russischen Medien berichten unterdessen seit Wochen sehr breit über den Wahlkampf. Angesichts der dominanten Themen Ukraine, Hackerangriff und Nato titelte die Zeitung RBK: „Im Rennen um das US-Präsidentenamt führt Russland“. Grundsätzlich weiß der Kreml, dass ein möglicher Präsident Trump US-Interessen vertreten würde. Aber er sendet andere Signale als Hillary Clinton, die Putin 2014 mit Hitler verglichen hatte. Das ist in Moskau weder vergeben noch vergessen.


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