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US-Wirtschaft Der Absturz ist gebremst - aber nicht vorbei

Börsianer und Politiker hoffen auf eine Stabilisierung der US-Konjunktur – doch die amerikanische Wirtschaft ist noch längst nicht über den Berg.

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Minister Geithner: Quelle: dpa

Wirtschaft, so wusste schon der britische Ökonom John Maynard Keynes, beruht zu einem großen Teil auf Psychologie. „Der Aufschwung“, schrieb Keynes 1936 in seiner Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, „ist übermäßig von einer politischen und gesellschaftlichen Stimmung abhängig, die dem durchschnittlichen Geschäftsmann zusagt.“ Diese Erkenntnis des wieder in Mode Gekommenen machte sich in der vergangenen Woche US-Präsident Barack Obama zunutze. Mit einer Rede versuchte er, seinen Landsleuten Mut und Zuversicht einzuflößen. 2009 werde zwar ein schwieriges Jahr, erklärte Obama, „aber zum ersten Mal beginnen wir, einen Hoffnungsschimmer zu sehen“.

In der Tat: In den vergangenen Wochen haben sich wichtige Frühindikatoren für die US-Wirtschaft verbessert. Die Stimmung der Einkaufsmanager in der Industrie hat sich im März zum dritten Mal in Folge aufgehellt, die Konsumenten blicken etwas optimistischer in die Zukunft, und das Loch in der Handelsbilanz ist von Januar auf Februar um zehn Milliarden Dollar geschrumpft. Zudem schreiben die großen Banken wieder Gewinne, und die Aktienkurse steigen.

Hat die US-Wirtschaft also das Schlimmste hinter sich?

Experten bleiben skeptisch. „Die Lage verschlechtert sich weiter, nur das Tempo der Talfahrt hat sich zuletzt etwas verlangsamt“, sagt der Nobelpreisträger Paul Krugman von der Universität Princeton. Auf dem Immobilienmarkt, wo die Krise begann, hat sich die Abwärtsbewegung sogar beschleunigt. Im Jahresvergleich kollabierten die Baubeginne im März um 10,8 Prozent; die Genehmigungen, ein zuverlässiger Indikator für die künftige Bauaktivität, gingen um neun Prozent zurück. Auch die Häuserpreise sinken weiterhin rasant, derzeit liegen sie fast ein Drittel unter ihrem Höchststand vom Juni 2006.

Denkbar schlechte Voraussetzungen

Auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt die Krise immer tiefere Spuren. Seit Beginn der Rezession gingen mehr als fünf Millionen Arbeitsplätze verloren, davon zwei Millionen in den ersten drei Monaten 2009.

Für eine Belebung des privaten Konsums sind das denkbar schlechte Voraussetzungen. Mit einem Anteil von rund 70 Prozent am Bruttoinlandsprodukt stellen die Verbrauchsausgaben die wichtigste Komponente der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dar. Sie sind daher der Dreh- und Angelpunkt für einen Aufschwung. Schon in den Erholungsphasen nach den Rezessionen 1982, 1991 und 2001 trug der Konsum im Schnitt 2,8 Prozentpunkte zum Wachstum des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts bei, die übrigen Nachfragekomponenten kamen nur auf einen Wachstumsbeitrag von insgesamt 0,8 Prozentpunkten.

Nachdem die Konsumausgaben in der zweiten Hälfte vergangenen Jahres drastisch einbrachen, dürften sie seit Januar leicht zugelegt haben. Allerdings nur dank einiger Sonderfaktoren. So blieb den US-Bürgern dank gesunkener Energiepreise mehr Geld zum Shoppen übrig. Zudem hob die Regierung zu Jahresbeginn die Gehälter der Staatsbediensteten an und erhöhte die Transferzahlungen an Hilfsbedürftige. Nach Berechnungen der Ökonomen von UniCredit stiegen die verfügbaren Einkommen zwischen November und Februar um annualisiert knapp fünf Prozent.

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