USA Das Ende der Supermacht

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Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA Quelle: Thomson Reuters

In internationalen Statistiken haben die USA ihre Spitzenposition längst eingebüßt. Um zwei Plätze sind sie beim Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von 139 Ländern nach hinten gerutscht. Nun stehen die Vereinigten Staaten hinter der Schweiz, Schweden und Singapur nur noch auf Platz vier der Rangliste des World Economic Forum. Die meisten US-Bürger scheinen den Kampf um die Spitze in der Weltwirtschaft aufgegeben zu haben. Umfragen zufolge glaubt eine Mehrheit, China und nicht mehr die USA sei die führende Wirtschaftsmacht der Welt.

So viel Selbstzweifel in God’s own country hat es schon lange nicht mehr gegeben. Jahrzehntelang lagen die USA in fast allen Wirtschaftskategorien weltweit an der Spitze. Nach jeder Krise, zuletzt auch nach dem Platzen der Dotcom-Blase, fanden die USA schnell zu neuer Stärke zurück – und zogen mit ihrer gewaltigen Wirtschafts- und Nachfragemacht die Volkswirtschaften anderer Nationen aus dem Sumpf. Ihre Innovationsstärke, das freie Unternehmertum, der hoch flexible Arbeitsmarkt und der Verzicht auf einen aufgeblähten Wohlfahrtsstaat – das alles galt liberalen Ökonomen als vorbildlich.

Hohe Beschäftigung nötig

Dabei waren die beeindruckenden Wohlstandszuwächse der vergangenen drei Jahrzehnte nicht allein das Resultat harter Arbeit und genialer Erfindungen. Sie waren auch das Ergebnis einer allzu großzügigen Versorgung der Wirtschaft mit Geld und Kredit. Der Chicago-Ökonom Raghuram Rajan, Ex-Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), identifiziert darin einen Konstruktionsfehler des amerikanischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems.

Weil das soziale Sicherheitsnetz in den USA vergleichsweise dünn sei, so Rajan, stehe die Notenbank Fed permanent unter Druck, die Beschäftigung möglichst hoch zu halten. Deshalb lasse sie im Zweifelsfall die Zinsen lieber länger unten und pumpe zu viel Liquidität in die Wirtschaft. Hinzu kommt die Aversion der Amerikaner gegen höhere Steuern und staatliche Transfers. Das habe die Politiker dazu verleitet, Einkommensunterschiede mit günstigen Krediten für arme Häuslebauer zu bekämpfen. Die Folge war eine gigantische Kredit- und Immobilienblase, deren Platzen das globale Finanzsystem an den Rand des Abgrunds führte.

Statt aus diesen Fehlern zu lernen, halten die USA jedoch an ihrem Geschäftsmodell fest, Wachstum auf Pump zu erzeugen. Waren es Anfang des Jahrtausends die Unternehmen, später die Haushalte, die sich mit Schulden vollpumpten, so ist es jetzt der Staat, der sich immer mehr Kredite auflädt. Aktuell belaufen sich die Kreditmarktschulden aller Sektoren auf 350 Prozent des Bruttoinlands-produkts (BIP), mehr als in der Weltwirtschaftskrise Anfang der Dreißigerjahre (300 Prozent).

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