Deutsche Autokonzerne profitieren besonders von der wiedererwachten Konsumlust der Amerikaner: Volkswagen of America mit den Marken VW, Audi, Bentley und Lamborghini verkaufte im vergangenen Jahr in Nordamerika 444 000 Fahrzeuge, über 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch für 2012 erwartet der Autokonzern in Nordamerika ein zweistelliges Absatzwachstum. In diesem Jahr will VW in Amerika mehr als 500 000 Fahrzeuge ausliefern. Die US-Autobranche insgesamt erhöhte ihren Inlandsabsatz 2011 um gut zehn Prozent auf 12,8 Millionen Fahrzeuge. Für 2012 erwarten Experten ein Plus auf 13,6 Millionen Autos.
Bei so vielen positiven Nachrichten stimmen auch die Investoren in den Jubel ein. Ende Februar übersprang der Dow-Jones-Index erstmals seit Mai 2008 die Marke von 13 000 Punkten. Noch stärker aufwärts ging es an der Technologiebörse Nasdaq. Sie schloss zeitweise bei mehr als 3000 Zählern – erstmals seit 2000. „Nach der blutleeren Erholung in den vergangenen drei Jahren könnte Amerika in den nächsten zwei bis drei Jahren einen zweiten Aufschwung erleben“, frohlockt Edward Yardeni, Chef des Analysehauses Yardeni Research.
Ist das schon die Wiederauferstehung Amerikas? Dampft die Wachstumslokomotive Amerika wieder aus vollem Rohr und befeuert die Weltwirtschaft? Bisher blieb die Erholung weit hinter der Dynamik früherer Aufschwünge zurück. Ende 2011 lag das Bruttoinlandsprodukt gerade einmal um sechs Prozent höher als zum Tiefpunkt Anfang 2009. In früheren Aufschwüngen legte es in vergleichbaren Zeiträumen mehr als zehn Prozent zu.
Marode Infrastruktur, hohe Steuern
Strukturelle Probleme wie die hohe Langzeitarbeitslosigkeit, der Fachkräftemangel, das schlechte Bildungssystem, die marode Infrastruktur, die hohen Steuern und ein sich nur schwach erholender Immobilienmarkt verhindern, dass das Land wie Phoenix aus der Asche steigt.
Dazu kommt der riesige Schuldenberg des Staates, der mit der Rekordsumme von 16,4 Billionen Dollar im nächsten Jahr auf 110 Prozent der Wirtschaftsleistung klettern wird. „Amerika ist noch nicht wieder da“, warnt Stanley Greenberg vom Wahlforschungs- und Meinungsinstitut Greenberg Quinlan Rosner in Washington. „Das wissen auch die Wähler. Sie werden sich bei den Wahlen im November nicht blenden lassen von dem Jubelgeschrei der Demokraten.“
Kopf-an-Kopf-Rennen in den Umfragen
Wenn alles so gut liefe, dann müsste Obama viel weiter vor seinen politischen Herausforderern liegen, sagt John Russo, Co-Director am Center for Working-Class Studies der Youngstown State University in Ohio. Nach aktuellen Umfragen ist Obamas Vorsprung zu seinem politischen Herausforderer, dem Republikaner Mitt Romney, äußerst knapp. Danach würden zurzeit 47 Prozent der Wähler für Obama stimmen, 44 Prozent für Romney.