USA Willkommen im Sumpf

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Die Kaste der Lernunfähigen

Bislang passiert eher das Gegenteil. Zwar sagt der frühere Chief of Staff eines republikanischen Senators: „Ich bin froh, dass Trump passiert ist. Das hat viele Gründe. Einer ist, dass nun verdammt viele Leute in den Spiegel schauen und sich fragen: Was machen wir hier eigentlich.“ Weithin aber wird der Trump-Effekt verharmlost. Lobbyisten, Politiker, aber auch Unternehmensführer raten: Abwarten – so schlimm wird es schon nicht werden.

Selbst beim sehr linken Center for American Progress kann man jetzt Michael Fuchs treffen, einen jungen Demokraten, der meint: „Ich bin optimistisch, dass unser System das aushält. Wir haben den Kongress, die Gerichte, die Wähler. Wir hatten einen Bürgerkrieg, Vietnam und die Bürgerrechtsbewegung. All das hat uns als Nation nur noch stärker gemacht.“ Und auf republikanischer Seite ist in einer großen K-Street-Firma ein breitkreuziger Typ zu sprechen, der angibt, in der Stunde mehr zu berechnen als manch Industriearbeiter im ganzen Monat verdiene. Er mache sich, sagt er dann, keine großen Sorgen ums Geschäft: „Trump ist wie ein regnerischer Tag in London. Das geht vorüber.“

So suhlt sich die US-Hauptstadt in Selbstgefälligkeit und Hybris – und verkennt dabei, wie ihr wirklich geschieht. In einem Glaspalast auf Washingtons Pennsylvania Avenue lässt sich dazu Robert Kimmitt sprechen, einflussreicher Republikaner, ehemals US-Botschafter in Berlin, nun Anwalt bei WilmerHale, eben jener Großkanzlei, die unter anderem Trumps Außenminister Rex Tillerson berät oder auch Jared Kushner, den Schwiegersohn des US-Präsidenten. Kimmitt empfängt im 13. Stock. Ein feingliedriger, grauhaariger Anwalt, Jahrgang 47, mit roter Krawatte und goldenen Manschettenknöpfen, der in den vergangenen Wochen eng mit dem Team Trump zusammenarbeitete und im Dezember gar nach Deutschland reiste, um in der Bundesregierung die Bedenken über die neue US-Administration zu zerstreuen. Es ist ihm kaum gelungen. Und Kimmitt weiß das.

Er zeichnet das Bild eines Präsidenten, der um jeden Preis schnelle Erfolge will. Der den Prozess der Inauguration, das Procedere all der Empfänge und Bälle am 20. Januar eigens abgekürzt hat, um noch am Nachmittag seiner Amtseinführung die ersten Erlasse unterschreiben zu können.

Wer ihm zuhört, der versteht, warum die nächsten Jahre durchaus schwierig werden dürften. Die neue Maxime lautet: Jedes Treffen muss Ergebnisse bringen.

„Donald Trump will einen deutlichen Wandel. Und er will vom ersten Tag an Ergebnisse produzieren“, sagt Kimmitt.

Entscheidend dürfte deshalb künftig die persönliche Ebene sein. Nicht nur zwischen den politischen Anführern auf beiden Seiten, sondern auch auf Arbeitsebene im Ministerium. Ein hochrangiges Mitglied früherer, republikanisch geführter US-Regierungen fasst es so zusammen: „Diese Administration hat einen ganz anderen Stil als alle Regierungen vorher. Am Ende wird sie uns alle überraschen. Manchmal in einem guten, manchmal in einem nicht so guten Sinne.“ Bleibt die Frage, ob das nur für Europa gilt – oder auch für das System Washington.

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