USA gegen China Diese Produkte und Branchen trifft der Handelsstreit

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Für diese Branchen sieht es düster aus

Die erste Runde der chinesischen Vergeltungszölle belief sich trotzdem lediglich auf einen Umfang von nur rund drei Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro). Eine kleine Zahl im Vergleich zu den damals noch drohenden 60 Milliarden-Zöllen, die die USA erheben wollten. Peking hofft scheinbar weiter, wirtschaftliche Schäden abzuwenden. Welche Auswirkungen die amerikanischen Strafzölle auf Chinas Wirtschaft haben werden, ist schwer vorauszusehen. Als Werkbank der Welt war China lange von seinem Export abhängig. Kein Land hat in den vergangenen Jahren stärker von Globalisierung und Freihandel profitiert als China. Heute erwirtschaftet das Land aber nur noch ein Fünftel seiner Wirtschaftsleistung durch seine Ausfuhren. Die Strafzölle könnte das Land insofern für eine bestimmte Zeit gesamtwirtschaftlich abfedern.

Für einzelne Branchen sieht es hingegen düster aus. Vor allem Hersteller von Gebrauchsgütern und Hardware wären von Trumps Zöllen betroffen. Darunter Produzenten von Waschmaschinen, Küchengeräten und Handys. Diese Firmen sitzen vornehmlich im Perlflussdelta in Südchina und beschäftigen ein Heer von Geringverdienern, die schlecht abgesichert und kaum ausgebildet sind. Peking wird vermeiden wollen, dass tausende Arbeiter dort ihren Job verlieren.

Zudem ist Peking gerade mit anderen Dingen beschäftigt. Der Umbau der chinesischen Wirtschaft stockt. Dem Wirtschaftsriesen fällt es schwer, seine Firmen zu modernisieren. Die Wirtschaft leidet zudem unter einen gewaltigen Schuldenberg. Viele Firmen sind massiv verschuldet. Erst vor einigen Wochen hat die Zentralregierung angekündigt, das Finanzsystem zu reformieren, um „systemische Risiken“ zu verhindern. Einen Machtkampf mit Washington will sich Peking da gerade nicht leisten.

von Simon Book, Jürgen Berke, Melanie Bergermann, Lea Deuber, Konrad Fischer, Matthias Kamp, Silke Wettach

Und die Liste der Amerikaner, die das Land am Dienstag vorgelegt hat, hatte es durchaus in sich. Sie reichte von Chemiegütern bis hin zu Fernsehern, Fahrzeugen und Elektronik-Komponenten. Die USA werfen China Dumpingpreise und andere unfaire Handelspraktiken sowie Diebstahl geistigen Eigentums vor. „Dass die USA bereit sind, die Folgen eines Handelskonflikts zu riskieren, zeigt, wie ernst die US-Administration den erzwungenen Technologietransfer, Cyberangriffen und unfairen Geschäftsbedingungen nimmt“, erklärte jüngst William Zarit von der US-amerikanischen Handelskammer in China. Die beiden Länder müssten im Gespräch bleiben. Es brauche aber Reziprozität, also gleiche Spielregeln für chinesisch und amerikanische Unternehmen, um langfristig ein faires Geschäftsumfeld für amerikanische Firmen in China zu schaffen.

Ebenso wie die chinesische Liste ist die amerikanische noch nicht in Kraft getreten. Und könnte sich in den kommenden Wochen sogar noch ändern. Die amerikanischen Firmen haben nun bis zum 11. Mai Zeit, um in Washington um die Streichung bestimmter Produkte von der Liste zu werben. Vier Tage später soll eine Anhörung folgen. Lange lies die Kritik aber nicht auf sich warten. Bereits kurz nach Bekanntgabe äußerten sich amerikanischer Unternehmer skeptisch über den Kurs ihrer Regierung. Mit der nun druckfrischen Liste aus Peking wird ihr Widerstand wahrscheinlich weiterwachsen.

Dabei ist die letzte Eskalationsstufe noch längst nicht erreicht. Bereits in der Vergangenheit hat Peking klargemacht, dass es noch einige Trümpfe in der Hand halte. Darunter zum Beispiel die 320.000 chinesischen Studenten, die an US-Universitäten studieren. Sie bringen viel Geld in die USA und gelten inzwischen als eine der wichtigsten Einnahmequellen für das amerikanische Hochschulsystem. Ein Visastopp könnte es Millionen Dollar kosten. Nur ein Beleg dafür, wie eng die beiden Weltwirtschaften bereits miteinander verflochten sind.

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