Was denkt die chinesische Öffentlichkeit über die USA?
Das Verhältnis der chinesischen Öffentlichkeit zu den USA ist gespalten. Auf der einen Seite sind die USA der große Rivale, dessen Hegemonie in den nächsten Jahren gebrochen werden soll. Nicht wenige Chinesen vermuten, dass die USA insgeheim alles daran setzt, Chinas Aufstieg zur Weltmacht zu verhindern. Laut einer Umfrage des Thinktanks PEW in Washington haben nur 40 Prozent der Chinesen ein positives Bild der USA. In den Nachbarstaaten wie Südkorea, Japan und den Philippinen sind diese Werte mit 78, 69 und 88 Prozent wesentlich höher.
Auf der anderen Seite kopiert jeder Chinese, der es sich leisten kann, den amerikanischen Lebensstil. Basketball, Kentucky Fried Chicken und HBO-Fernsehserien sind allgegenwärtig im modernen China. Vor allem sind die USA das beliebteste Auswanderungsziel von Chinas Reichen - noch vor Kanada, Europa und Australien. 64 Prozent aller Millionäre planen, das Land zu verlassen oder haben es bereits getan.
Welche Pläne verfolgen die USA in Asien?
Die Vereinigten Staaten haben ein breites Bündnis geschmiedet, um Chinas Machtansprüche in Asien entgegenzutreten. Mit Japan, Südkorea, Taiwan oder den Philippinen gibt es enge, zum Teil über Jahrzehnte gewachsene Partnerschaften. "In den USA spricht man im Umgang mit China oft von ,hedging‘, abgeleitet von Hedgefonds", erklärt Martin Thunert.
Wie ein Hedgefonds verschiedene Produkte einsammelt, sich breit aufstellt und sich so gegen Risiken absichert, versuche man, China durch Einbindung in die internationale Gemeinschaft abzusichern. "Gleichzeitig schmiedet man ein Bündnis mit anderen Staaten und macht den Chinesen klar: Ihr seid in Asien nicht die Hegemonialmacht, die anderen müssen nicht nach eurer Pfeife tanzen."
Die Herausforderung für die Amerikaner besteht nun darin, diese Rolle auszufüllen. Sie müssen den Partnern klarmachen, dass diese sich auf die USA als Schutzmacht verlassen können. Gerade die Ukraine-Krise hat Zweifel geweckt, hat Josef Braml, USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik festgestellt. "Japan etwa schaut sehr genau auf den Konflikt mit Russland und fragt sich, was das Bündnis mit den USA, die ,Pax americana‘ wert ist."
Würde Amerika – anders als in der Krim-Frage – im Inselstreit zwischen Tokio und Peking im Südchinesischen Meer den Japanern zur Hilfe eilen? "Da drucksen die US-Amerikaner momentan herum. Da muss mehr kommen, um den Sorgen entgegenzutreten", so Braml.
Die Rüstungsweltmeister
Immerhin 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gibt Südkorea - ein Verbündeter der USA für seine Verteidigung aus. Konkret waren das im vergangenen Jahr 34,4 Milliarden US-Dollar (30,4 Milliarden Euro). Quelle: Internationales Institut für Strategische Studien.
Rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gab Deutschland zuletzt für die Bundeswehr aus. Der Verteidigungsetat lag 2014 nach IISS-Schätzung bei 43,9 Milliarden Dollar (38,8 Milliarden Euro).
Indien befindet sich in einer Dauerfehde mit seinem Nachbarn Pakistan. Ein Wettrüsten findet statt und treibt die Verteidigungskosten in die Höhe. Der Wehretat lag im vergangenen Jahr bei 45,2 Milliarden US-Dollar '(knapp 40 Milliarden Euro).
Japan gibt nur knapp einen Prozent seines Gesamthaushalts für die Verteidigung aus - das sind aber in absoluten Zahlen immerhin noch 47,7 Milliarden US-Dollar und damit der siebtgrößte Wert weltweit.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone stemmt den größten Verteidigungshaushalt innerhalb der Währungsunion. Mit einem Wehretat von 53,1 Milliarden US-Dollar (46,9 Milliarden Euro) liegt Paris deutlich vor den Deutschen.
Knapp 62 Milliarden US-Dollar (54,6 Milliarden Euro) nahmen die Briten im vergangenen Jahr in die Hand, um ihre Armee auszurüsten und zu bezahlen - kein europäischer Staat hatte einen höheren Verteidigungsetat.
Russland rüstet auf. Im vergangenen Jahr investierte Moskau 70 Milliarden US-Dollar in seine Truppen (= 61,9 Milliarden Euro).
Das ölreiche Land hatte im vergangenen Jahr einen Wehretat in Höhe von 80,8 Milliarden US-Dollar (das entspricht beim derzeitigen Umrechnungskurs rund 71,5 Milliarden Euro). Es ist der drittgrößte Militärhaushalt weltweit.
Dass sich die USA und China ein Duell um die neue Supermacht liefern, lässt sich auch an den Rüstungsausgaben ablesen. Direkt hinter den USA rangieren inzwischen die Chinesen. Ihr Wehretat betrug 2014 129,4 Milliarden US-Dollar (= 114,2 Milliarden Euro)
Meilenweit vorne bei den Militärausgaben liegen die Vereinigten Staaten von Amerika. Dem Verteidigungsministerium stand im vergangenen Jahr ein Budget von 581 Milliarden US-Dollar zur Verfügung (= 513,8 Milliarden Euro) - mehr als das Viereinhalbfache der Chinesen und mehr als das Dreizehnfache Deutschlands.
Welche Pläne verfolgt China in Asien?
Offiziell betont die chinesische Regierung immer wieder ihre friedlichen Absichten. Tatsächlich aber hat der Riese Grenzstreitigkeiten mit einer ganzen Reihe von Ländern, und tritt dabei zunehmend aggressiv auf: Seit Jahren schwelt der Konflikt mit Japan um eine unbewohnte Inselgruppe, die die Japaner Senkaku-, die Chinesen Diaoyu-Inseln nennen. Im Frühjahr kam es zu Spannungen mit Vietnam und den Philippinen. Auch hier geht es um Inselgruppen und Erdölvorkommen. Ungeklärt ist der Grenzverlauf auch mit Indien.
Mit rund 188 Milliarden Dollar liegen Pekings Rüstungsausgaben noch weiter hinter den 640 Milliarden Dollar der USA. Doch Chinas Militärausgaben steigen von Jahr zu Jahr im zweistelligen Bereich. Vor allem in Flugzeugträger und Raketensysteme investiert die PLA. Territoriale Expansionspläne verfolgt Peking zwar nicht. Aber es geht um wirtschaftliche Macht, Einflusssphären und um Nationalismus als Mittel zur Befriedigung der eigenen Bevölkerung.
Für die meisten Anrainer-Staaten ist China deswegen eine Bedrohung. Trotz Snowden und Co. sind die USA für acht von zehn Nachbarstaaten Chinas der wichtigste Alliierte und Peking die größte Bedrohung.