USA nach der Wahl Die Hardliner in Donald Trumps Kabinett

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Die US-Bürger haben Wandel gewählt

Auch Newt Gingrich könnte ins Kabinett aufrücken. Der erzkonservative Katholik und frühere Sprecher des Repräsentantenhauses hat sich in den USA als Buchautor einen Namen gemacht. Sein jüngstes Werk „Treason“ beschreibt, wie das Establishment in Washington von einer Terrorzelle unterwandert wird. Gingrich gilt als konservativer Rechtsaußen seiner Partei.

Trumps Vorteil als Präsident: Gegenwehr im Kongress hat er zunächst nicht zu erwarten. Die US-Bürger haben einen Wandel auf ganzer Linie gewählt. Sowohl im Senat als auch im Abgeordnetenhaus haben die Republikaner ihre Mehrheit behalten. Trump kann bei vielen Themen durchregieren. Die ersten 100 Tage werden zeigen, welche Richtung Trump seiner Präsidentschaft geben wird.

So hat er bereits mehrfach angekündigt, die Gesundheitsreform von Barack Obama am ersten Tag „zu widerrufen und zu ersetzen“. Obama hat mehr als 20 Millionen Amerikanern den Zugang zur Krankenversicherung  gewährt. Allerdings haben sich die Prämien für die Versicherungen um im Schnitt 25 Prozent erhöht. Der Widerstand gegen Obamacare ist einer der wenigen Punkte gewesen, die alle Republikaner vereint hat.

Trumps wirtschaftspolitische Pläne

Zudem hat Trump angekündigt, in den ersten 100 Tagen „die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien auszusetzen“. Er wolle jede einzelne Regulierung, die in den vergangenen acht Jahren unter Obama erlassen wurde, einer näheren Überprüfung unterziehen – und gegebenenfalls streichen. Das Gleiche gelte für die nicht durch das Parlament gebrachten Verordnungen des Präsidenten. Obama hat etwa den in den USA aufgewachsenen Immigranten eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung gewährt. Solche Regelungen stehen auf der Kippe.

Fraglich ist, ob Trump die internationalen Handelsabkommen sofort aufkündigen wird. Er hat dies mehrfach im Wahlkampf angekündigt. Vor allem der Widerstand gegen das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta hat viele Wähler auf sein Seite geholt. Theoretisch kann ein US-Präsident Nafta einseitig kündigen. Die Kündigung würde sechs Monate später zum Tragen kommen.

Experten sind sich aber uneins, was dann passieren würde. Das wahrscheinlichste Szenario: Unternehmen, die sich langfristig auf die Einhaltung der Verträge eingestellt haben, würden klagen. Amerikanische Importeure würden leiden. Möglich ist, dass Trump sich Zeit lassen wird.

Die Frage wird ohnehin sein, ob Trump im Alleingang sämtliche Beziehungen zu seinen politischen Partnern abbrechen will. Trump braucht für viele Gesetzesvorhaben die Unterstützung der Republikaner im Kongress. Viele Mitglieder befürworten weiterhin Freihandel. Möglicherweise schlägt er hier ein langsameres Tempo an. Gleichwohl war der Widerstand gegen die „desaströsen Handelsabkommen“ ein zentraler Punkt, für den Trump gewählt wurde.

Bis 20. Januar wird Trump Minister und Behördenchefs nominieren und er wird die Weichen für die ersten Entscheidungen in seinen ersten 100 Tagen. Barack Obama ist ab heute eine "lame duck", also eine lahme Ente.

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