USA-Nordkorea-Konflikt Die Welt ist um Beruhigung bemüht

Der Streit zwischen den USA und Nordkorea spitzt sich immer weiter zu. Unter anderem China und Russland plädieren für mehr Zurückhaltung. Das macht den Konflikt noch weitaus komplizierter.

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Der nordkoreanische Machthaber verdeutlichte zuletzt, nicht von seinem Kurs abrücken zu wollen. Das sorgt für geopolitische Unsicherheit. Quelle: dpa

Washington/Peking China ruft im Nordkorea-Konflikt angesichts der Machtdemonstration der USA und Drohungen aus Pjöngjang zur Zurückhaltung auf. Es dürfe nicht so weit kommen, dass die Spannungen ein „unumkehrbares und nicht zu beherrschendes Stadium“ erreichten, sagte Außenminister Wang Yi am Freitag in Peking.

Seit das US-Militär mit Bombenabwürfen in Syrien und Afghanistan eingegriffen hat, wachsen die Sorgen, Präsident Donald Trump könne ähnliche Pläne für Nordkorea hegen. Er hat bereits den Flugzeugträger „Carl Vinson“ in die Region um die koreanische Halbinsel beordert. Ein Vertreter der US-Regierung wies aber einen Bericht über die Vorbereitung eines Präventivschlages gegen Nordkorea zurück. Allerdings gibt es auch Befürchtungen, Nordkorea könnte einen sechsten Atomwaffentest oder neue Raketentests unternehmen. Der „Tag der Sonne“, der 105. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung am Samstag, könnte dafür einmal mehr Anlass sein.

Neben China mahnte auch Russland zur Mäßigung. „Wir rufen alle Länder zur Zurückhaltung auf“, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow in Moskau. „Wir rufen alle Länder auf, auf alle Aktionen zu verzichten, die zu Provokationen führen könnten.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich für ein gemeinsames Vorgehen der USA und Chinas aus. „Ich setze nicht auf militärische Mittel, sondern darauf, dass von verschiedenen Seiten starker politischer Druck auf Nordkorea ausgeübt wird“, sagte sie der Funke-Mediengruppe. Wenn dies China und die USA gemeinsam täten, werde das nicht ohne Wirkung bleiben.

China ist der einzige wichtige Verbündete Nordkoreas, lehnt aber dessen Atomwaffenprogramm strikt ab und dringt auf Verhandlungen. „Wir rufen alle Parteien auf, von gegenseitigen Provokationen und Drohungen abzusehen – seien sie in Wort oder Tat“, sagte Außenminister Wang.

Am Donnerstag hatte es in einem Leitartikel der unter staatlicher Schirmherrschaft erscheinenden „Global Times“ geheißen: „Sobald Nordkorea sich an Chinas erklärten Rat hält und Atomaktivitäten aussetzt, wird China aktiv daran arbeiten, die Sicherheit einer entnuklearisierten nordkoreanischen Nation und des Regimes zu schützen.“ Dies sei die beste Option der Führung in Pjöngjang.


Trump will das Problem mit Nordkorea lösen

Die USA haben nach einer Reihe nordkoreanischer Raketen- und Atomtests einen Flottenverband in die Region geschickt. Trump hat erklärt, er werde „das Problem lösen“ – mit oder ohne Hilfe Chinas. Der Fernsehsender NBC berichtete unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, die USA seien zu einem konventionellen Angriff auf Nordkorea bereit, wenn die Verantwortlichen von einem bevorstehenden neuen Atomwaffentest überzeugt seien. Diesen Bericht nannte ein US-Regierungsvertreter am Donnerstag schlicht falsch. Ein anderer Regierungsvertreter sagte, der Beitrag sei „bestenfalls spekulativ“. Das Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Nordkorea warf den USA vor, den Frieden und die Sicherheit auf der Halbinsel zu bedrohen und die Lage dort an den Rand eines Krieges zu bringen. Es sei eine gefährliche Situation entstanden, in der jederzeit ein Atomkrieg ausbrechen könne, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA aus einer Stellungnahme des Instituts für Abrüstung und Frieden des Außenministeriums.

Nordkorea ist trotz seiner wirtschaftlichen Probleme eine bedrohliche Militärmacht. Experten schätzen, dass das Land ständig mehr als eine Million Soldaten unter Waffen hat. Seoul, die Hauptstadt des Nachbarlandes und US-Verbündeten Südkorea, liegt nur etwa 40 Kilometer von der Grenze entfernt. Mit seinen Raketen erreicht Nordkorea auch Japan. In Seoul wird am Sonntag US-Vizepräsident Mike Pence zu einem seit längerem geplanten Besuch im Rahmen einer zehntägigen Asien-Reise erwartet.

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