Was aber würde dieses Weltbild für die konkrete Politik eines Präsidenten Romney bedeuten? Ganz klar ist das nicht: Sicher will Romney Amerika mit mehr wirtschaftlicher Freiheit und weniger Staat auf den richtigen Weg zurückbringen. Wie das im Detail aussehen soll, sagt der Kandidat bisher nicht. Um das Schuldenproblem zu lösen, will er in der Sozialpolitik sparen – wo genau und in welchem Ausmaß teilt der Wahlkämpfer Romney nicht mit. Obamas Gesundheitsreform, die unter anderem vorsieht, dass jeder Amerikaner eine Krankenversicherung abschließt, nennt Romney eine Steuererhöhung und Gift für Amerikas Konjunktur. Sie reduziere nicht die steigenden Kosten für die Gesundheitsversorgung, sondern erhöhe nur die Staatsverschuldung, sagt er. Ein Rezept gegen die steigenden Kosten des Gesundheitssystems präsentiert er allerdings nicht.
Gegen die Arbeitslosigkeit aber präsentiert Romney ein Patentrezept: niedrige Steuern vor allem für Unternehmen. Um Amerikas Unternehmen international wettbewerbsfähiger zu machen, plant Romney den derzeit geltenden Höchststeuersatz von 35 Prozent zu senken. Vereinfachen will er das komplexe amerikanische Steuersystem, die Schlupflöcher schließen. Abschaffen will er die Doppelbesteuerung multinationaler Konzerne. Die müssen derzeit an den amerikanischen Staat Steuern auf internationale und auf inländische Einnahmen zahlen. „Weniger Regulierung, vor allem in der Finanzbranche, und ein vereinfachtes Unternehmenssteuersystem brächten unserer Wirtschaft einen Schub“, argumentiert Romneys Freund Rollins.
Echtes Sparprogramm
Ungelöst bleibt bei Romneys Ankündigungen jedenfalls das Problem des Budgetdefizits, kritisiert Robert Shapiro von der Columbia University in New York. Nach der Wahl müsse sich auch ein eventueller Präsident Romney mit dem Kongress auf ein echtes Sparprogramm einigen. Und eins sei klar: „Auf Amerikas Konjunktur wird sich ein massives Sparprogramm nicht positiv auswirken.“
Bis zum Wahltag im November wird noch viel passieren, aber beherrschende Wahlkampfthemen bleiben wahrscheinlich Arbeitslosigkeit und Konjunktur. Auf die Frage, welcher Kandidat die schlechte Haushalts- und Arbeitsmarktlage besser in den Griff bekommen könnte, spricht sich in den Meinungsumfragen zurzeit zwar eine Mehrheit für Romney aus. Bei anderen wichtigen Themen wie Krankenversicherung und Steuerreform, Einwanderungspolitik, Armutsbekämpfung und Außenpolitik liegt dagegen Obama deutlich vor seinem Herausforderer. Obama führt auch in der Frage nach der Wahlabsicht in den meisten Meinungsumfragen derzeit mit knappem Vorsprung.
Romney wird aber alle seine Chancen nutzen, aufgeben ist nicht seine Sache. Er beherzigt eben die mormonische Tugend, die Dinge grundsätzlich positiv zu sehen. Glück, heißt es bei den Mormonen, sei Gottes Plan für die Menschheit.