




Die USA haben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen schweren Schlag versetzt und die Nummer zwei der Extremisten getötet. Bei der Operation seien mehrere Anführer des IS ums Leben gekommen, sagte US-Verteidigungsminister Ashton Carter am Freitag in Washington.
Er gehe davon aus, dass darunter auch der IS-Vize und -Finanzminister Abdul Rahman Mustafa al-Kaduli gewesen sei. „Wir eliminieren systematisch ihr Kabinett“, sagte Carter
Zugleich geriet die Terrormiliz in Syrien und im Nachbarland Irak militärisch massiv unter Druck. Die syrische Armee steht kurz vor der Rückeroberung der historischen Oasenstadt Palmyra aus den Händen der Extremisten.
Am Freitag konnte sie die historische Zitadelle am Rande der Stadt einnehmen. Bereits am Donnerstag hatten irakische und kurdische Einheiten die erste Phase einer Offensive begonnen, mit der sie die IS-Hochburg Mossul im Nordirak befreien wollen.
Die Gegner des Islamischen Staates
Die mächtigste Militärmacht der Welt führt den Kampf gegen den IS an. Seit mehr als einem Jahr bombardiert die US-Luftwaffe die Extremisten in Syrien und im Irak. An ihrer Seite sind auch Jets aus Frankreich und anderen westlichen Staaten sowie aus arabischen Ländern im Einsatz. Washington hat zudem US-Militärberater in den Irak entsandt, die Bagdad im Kampf am Boden unterstützen.
Moskaus Luftwaffe fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien. Sie sollen nach Angaben des Kremls den IS bekämpfen. Der Westen und syrische Aktivsten werfen Russland jedoch vor, die meisten Luftangriffe richteten sich gegen andere Rebellen, um so das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu unterstützen.
Deutschland liefert seit mehr als einem Jahr Waffen an die Kurden im Norden des Iraks, darunter die Sturmgewehre G3 und G36 und die Panzerabwehrwaffe Milan. Die Bundeswehr bildet zudem kurdische Peschmerga-Kämpfer für den Kampf am Boden aus.
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Katar und Jordanien unterstützen die USA bei den Luftangriffen. Vor allem Saudi-Arabien und Jordanien sehen den IS als Gefahr, weil die Extremisten bis an ihre Grenzen herangerückt sind.
Sowohl im Norden Syriens als auch im Nordirak gehören die Kurden zu den erbittertsten Gegnern des IS. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) im Syrien und die Peschmerga im Irak konnten den Extremisten empfindliche Niederlagen beibringen. Unterstützt werden sie von mehreren westlichen Staaten.
Das irakische Militär geht in mehreren Regionen des Landes gegen den IS vor. Allerdings kann sie nur wenige Erfolge vorweisen. Seit Monaten versucht die Armee erfolglos, die westirakische Provinz Al-Anbar zu befreien. Unterstützt wird sie von schiitischen Milizen, die eng mit dem Iran verbunden sind.
Sie bekämpfen das Regime und den IS. Das gilt auch für die Nusra-Front, syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie teilt die Ideologie des IS, ist aber mit ihm verfeindet.
Auch das syrische Militär geht gegen den IS vor. Kritiker werfen dem Regime jedoch vor, es greife vor allem andere Rebellen an und lassen die Extremisten gewähren. Auffällig ist, dass sich die meisten syrischen Luftangriffe nicht gegen den IS, sondern gegen Regionen unter Kontrolle anderer Gruppen richten.
Al-Kaduli zählte zu den meistgesuchten Terroristen der Welt. Er war bis 2012 im Irak inhaftiert und schloss sich dann in Syrien dem IS an. Vor seiner Haft hatte er dem Terrornetzwerk Al-Kaida angehört. Im vergangenen Frühjahr soll er Beobachtern zufolge zum Vize von IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi aufgerückt sein.
Laut Carter war er vor allem für die IS-Finanzflüsse verantwortlich. „Wir haben denjenigen unschädlich gemacht, der die Finanzierung all ihrer Operationen verantwortet hat und damit ihre Fähigkeit beschnitten, Kämpfer zu bezahlen und zu rekrutieren“, sagte Carter.
Die Tötung Al-Kadulis ist innerhalb kurzer Zeit der zweite US-Schlag gegen die IS-Führung. Mitte März war der IS-„Kriegsminister“ mit dem Kampfnamen „Omar der Tschetschene“ - gestorben, nachdem er einige Tage zuvor in Syrien bei einem US-Luftschlag getroffen worden war. Es sei wichtig, Schläge gegen die Führungsstrukturen des IS auszuführen, aber kein ausreichendes Mittel für den Sieg über den Terrorismus. „Führungsfiguren können ersetzt werden“, sagte Carter.
Im syrischen Palmyra eroberte die syrische Armee neben der historischen Zitadelle auch einen strategisch wichtigen Hügel, von dem aus man die archäologischen Stätten Palmyras überblicken kann. Es habe heftige Gefechte gegeben, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Russische Kampfjets unterstützten die Armee und flogen massive Angriffe nahe den archäologischen Stätten.
Palmyra gehört wegen der einzigartigen Bauwerke aus den ersten Jahrhunderten nach Christus zum Unesco-Weltkulturerbe. Der IS hatte die Stadt im Mai 2015 von der syrischen Armee eingenommen. Seitdem sprengten die Dschihadisten den rund 2000 Jahre alten Baal-Tempel sowie andere einzigartige archäolgische Stätten. Syriens Armee hatte ihre Offensive vor etwa zwei Wochen gestartet.
Im Irak konnten die Armee und kurdische Peschmerga-Kämpfer mehrere Dörfer westlich der Stadt Machmur einnehmen, wie irakische Medien berichteten. Bei der Operation „Eroberung“ seien sie von US-Luftangriffen unterstützt worden, sagte ein Armeesprecher. Bis der eigentliche Angriff auf Mossul beginnt, könnten aber noch Monate vergehen. Die Kämpfe südöstlich der nordirakischen Metropole sind derzeit noch rund 70 Kilometer von der Stadt entfernt.
Der IS hatte Mossul im Sommer 2014 unter seine Kontrolle gebracht - die Einnahme der zweitgrößten irakischen Stadt war einer der größten Erfolge der Extremisten. Die frühere Millionenstadt gilt neben Al-Rakka in Syrien als inoffizielle Hauptstadt der Terrormiliz. Nach westlichen Schätzungen haben die Extremisten inzwischen 40 Prozent des Gebietes verloren, das sie einst im Irak kontrollierten.
Iraks Regierungschef Haidar al-Abadi hatte die Offensive zur Befreiung Mossuls im Februar im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur angekündigt. Der lang erwartete Angriff musste mehrfach verschoben werden, da es der Armee an Schlagkraft fehlte. Auch jetzt gibt es Zweifel. IS-Experte Charles Lister vom Middle East Institute in Washington twitterte, die Offensive sei ein „Sturm im Wasserglas“. Die Leistungsfähigkeit der Armee sei unzureichend.