USA Trumps Plauderei betrifft Israel

Trump twittert nicht nur ohne Filter - auch in Gesprächen hält er sich nicht zurück. Heikel: Die Geheimnisse, die er an Russland ausgeplaudert haben soll, stammen scheinbar aus Israel. Der Zeitpunkt ist denkbar schlecht.

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US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Quelle: AP

New York Ein Tweet aus Israel vom Dienstagnachtmittag: "Er verkauft unsere Geheimnisse. Entweiht, was uns heilig ist. Erkennt die Mauer nicht an. Zu sagen, dass dieser Besuch unter einem schlechten Zeichen steht, ist noch untertrieben."

Mit "Er" ist Donald Trump gemeint. Ein paar Tage vor dem Besuch des US-Präsidenten in Israel am kommenden Montag und Dienstag stellt sich heraus, dass die im Gespräch mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow verratenen Geheimnisse aus Israel stammen, dem engsten Verbündeten der USA im Nahen Osten. Das berichten US-Medien. Die Angelegenheit ist auch deshalb brisant, weil Russland mit dem Iran verbündet ist, während Israel den Iran als gefährlichen Gegner einstuft.

Zunächst hatten amerikanische Zeitungen nur berichtet, dass Trump am Montag Informationen, die die Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) betreffen, im Gespräch mit Lawrow ausgeplaudert hatte. Die russische Seite, das Weiße Haus, US-Außenminister Rex Tillerson und Sicherheitschef Herbert Raymond McMaster dementierten das, wenn auch zum Teil mit halbherzigen Formulierungen.

Trump twitterte anschließend, er habe das Recht, solche Geheimnisse weiterzugeben. McMaster betonte erneut, der Präsident habe nichts Wichtiges verraten. Später erzählte er, der Präsident habe die Informationen aus einer spontanen Entscheidung heraus weitergegeben. Dabei sei ihm die Quelle nicht bekannt gewesen. Er verteidigte erneut den Präsidenten mit dem Hinweis, die Weitergabe sei in Ordnung gewesen.

Auf die Frage, warum seiner Meinung nach Trumps Berater für inländische Sicherheit und Terrorabwehr, Thomas Bossert, nach dem Gespräch sofort die Geheimdienste CIA und NSA angerufen habe, entgegnete McMaster: "Vielleicht aus einer übergroßen Vorsicht heraus." Er habe nicht mit Bossert gesprochen.

Da immer noch unklar ist, um was für Informationen genau es sich handelt, ist schwer einzuschätzen, ob Trumps spontane Äußerungen ein schwerer Fehltritt oder eher eine Bagatelle waren. Der Geheimdienst-Ausschuss des Senats hat das Weiße Haus um mehr Informationen zu dem Vorfall gebeten.

Der israelische Botschafter sagte in einer E-Mail an die "New York Times", sein Land habe volles Vertrauen in die Zusammenarbeit der Geheimdienste beider Länder.

Es ist nicht der einzige Vorfall vor Trumps Besuch in Israel. Israelische Medien hatten am Montag berichtet, ein Mitglied von Trumps Team habe bei einer Absprache über Trumps Besuch an der Klagemauer in Jerusalem gesagt: "Damit habt ihr nichts zu tun. Das steht nicht einmal unter eurer Verantwortung. Das ist nicht euer Territorium. Es gehört zur West Bank." Die West Bank ist palästinensisches Gebiet. Das Weiße Haus ließ auf Anfrage aus Israel verlauten, dies sei nicht der Standpunkt des Präsidenten.

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